Die Gleichsetzung beziehungsweise Gleichung "big data = big oil = big profits" ist sicherlich verlockend, da sich unweigerlich an Umstände des 20. Jahrhunderts erinnert wird, die zumindest den zweiten Teil der Gleichung "big oil = big profits" wahr werden haben lassen. Für das 21. Jahrhundert ist die Abwandlung "big data = big profits" bis auf wenige Bereiche wie Marketing/Werbung den nachhaltigen Beweis und die Kausalität bislang jedoch schuldig geblieben.
Öl ist ein klassisches Verbrauchsgut. Es ist ein knapper, endlicher Rohstoff, der prozessorientiert veredelt wird und nur einmal genutzt werden kann. Zugleich ist es Massenware und innerhalb vorgegebener Spezifikationen austauschbar. Seine Knappheit bestimmt den Preis. Daten wie Information sind dagegen immaterielle Assets. Sie sind ein unendlich verfügbarer Rohstoff, da sie beliebig erfasst werden können, sie bedürfen einer kreativen Veredelung und können wiederholt in verschiedenen Kontexten genutzt werden. Daten sind sehr spezifisch wie individuell und keinesfalls austauschbare Massenware. Erst analytisches Know-how und Relevanz schaffende Interpretation geben Daten einen Wert und somit einen Preis.
Aus dieser Perspektive ist naheliegend, dass einerseits erhebliche Rechenleistung erforderlich ist, um entsprechende Analytik-Algorithmen auf stetig wachsende Datenvolumina anzuwenden, Ergebnisse möglichst zeitnah zu errechnen und dadurch künstliche Intelligenz zumindest zu suggerieren. "Big Data" ist das heißtr sicherlich der passende Begriff, um das exponentiell wachsende Datenvolumen zu beschreiben. Der "Big Profit" der Gleichung kann zwar auf Basis von Daten entstehen, er wird allerdings erst unter Zuhilfenahme einer Vielzahl verschiedenster wie kombinierter Algorithmen, das heißt unter Zuhilfenahme von Software/ Software-Lösungen, Realität.
Datenkompetenz, die Fähigkeit planvoll mit Daten umzugehen, sie im jeweiligen Kontext bewusst einzusetzen, gezielt hinterfragen, interpretieren, kontextualisieren, beurteilen oder anwenden zu können, ist das zentrale Element für den Faktor "Mensch", um die Grundlage für hohe Entscheidungsqualität zu schaffen. Software ist mittlerweile in nahezu allen Bereichen das zentrale Element, für den Faktor "Maschine", um Daten so zu erfassen, strukturieren, komprimieren, managen, kuratieren, analysieren oder visualisieren zu können, um Datenkompetenz zu ermöglichen.
Software schafft Relevanz
Dem folgend ist es nicht verwunderlich, dass Software als zentrales Element moderner IT-Infrastruktur überaus positive Wachstumseinschätzungen für das Jahr 2022 zu verzeichnen hat. Nicht nur Software in Summe, sondern auch in den einzelnen Anwendungsbereichen.
67 Prozent sind der Meinung, dass für Security-Software hohes oder sehr hohes Wachstum im Jahr 2022 zu erwarten ist. Die einzelnen Software-Segmente liegen somit weit über den Wachstumserwartungen, die z. B. für Hardware im Jahr 2022 zu erwarten sind.
Business- beziehungsweise Unternehmens-Software liegt somit im Trend wie auch der monatliche iSCM Index verdeutlicht. Der Umsatztrend klassischer Software liegt seit Mitte vergangenen Jahres deutlich über dem von Hardware im stabil positiven Bereich! Nach der Fokussierung auf Hardware im ersten Jahr der Pandemie, im Jahr 2020, ist ab dem Jahr 2021 zu erkennen, wie Software zuerst aufgeholt und dann Hardware deutlich überholt hat.
Auch für Q2/2022 bis Q4/2022 dürfte dieser positive Trend weiter anhalten. Noch deutlicher wird diese Entwicklung bei Cloud basierten Anwendungen (goldene Linie in der Grafik oben). Beginnend mit dem Jahr 2021 konnte sich auch dieser Umsatztrend stabil wie sehr deutlich vom Trendverlauf bei klassischer Hardware abkoppeln. Der Ausblick für das Jahr 2022 geht aktuell davon aus, dass sich auch hier der stark positive Trend weiter fortsetzen wird.
Cloud mit Faktor Fünf vor On-Prem
Die Prognose der Umsatzentwicklung von Cloud vs. On-Prem folgt dem Trend der vergangenen Monate. 10 Prozent sind der Meinung, dass für On-Prem-Software hohes oder sehr hohes Wachstum im Jahr 2022 zu erwarten ist. Mit 49 Prozent ist diese Einschätzung für hohes oder sehr hohes Wachstum im Jahr 2022 bei Cloud-Software knapp fünf Mal so hoch. Die positive Nachfrage wie auch Umsatzverlagerung hin zu Cloud-Lösungen wird sich das heißtr im Jahr 2022 fortsetzen. Diese Entwicklung bietet mittelfristig auch neue Chancen für den Reseller-Channel.
Selbst wenn aktuell eine Reihe von Anbietern versucht, Cloud-Lösungen nahezu ausschließlich direkt zu vermarkten, wird bei steigender Anzahl von Nutzern in einem ersten Schritt die Betreuung, in einem zweiten Schritt der Verkauf von und der Service für Cloud-Lösungen durch den Reseller-Channel aufgrund einer, im Vergleich zu den Anbietern, günstigeren Kostenstruktur interessant wie umsatzrelevant werden. Die dezentrale Struktur eines Flächenstaates, wie Deutschland sie besitzt, in Kombination mit sehr heterogenen Wirtschaftsstrukturen - Mittelstand vs. Großunternehmen einerseits und Branchendiversifikation andererseits - machen einen "one-size-fits-all"-Ansatz auf Dauer nur bedingt lukrativ.
Es ist davon auszugehen, dass Cloud-Lösungen, die als intelligenter Backbone unternehmensweit eingesetzt werden, mittelfristig individueller Anpassungen bedürfen. Diese müssen nicht zwingend im klassischen Sinne von Programmierung erfolgen. Das Managen von Settings/Einstellungen, TroubleShooting vor Ort oder die Einbindung ergänzender Apps werden erforderliche Services sein, die der Reseller-Channel erbringen muss. Das klassische Systemhaus steht somit vor einem zentralen Wandel hin zum Managed Service Provider - entweder durch zusätzlich-ergänzende Services oder durch reine Fokussierung auf remote abzuwickelnde Service-Leistungen.
Software schafft Effizienz
Software-Lösungen werden in all den betrieblichen Bereichen, in den sie eingesetzt werden - von CRM, ERP, HR bis hin zu Finanz-, BI- oder Collaboration - eine zentrale Funktion zuteil: Daten zu analysieren, strukturieren, automatisieren, bereitzustellen, selbst - im Falle von Security - nach Regeln zu agieren oder Menschen in die Lage zu versetzen, Entscheidungen zu treffen oder Aktivitäten in die Wege zu leiten. Software beziehungsweise ihr an die betrieblichen Erfordernisse angepasster Einsatz schafft Effizienz und stellt einen zentralen Wettbewerbsvorteil in einer digital-vernetzten Wirtschaft dar.
Sie ermöglicht es, Human-Kapital, das heißt den Faktor Mensch, von Routine zu befreien, Know-how, Wissen und Kreativität entsprechend den unternehmerischen Zielsetzungen operativ umzusetzen. Software - ob mit oder ohne KI - ist der wirkliche Treibstoff des 21. Jahrhundert, der Innovation ermöglicht, die die Welt von morgen verändern wird! Der Reseller-Channel hat die einzigartige Chance, dies aktiv mitzugestalten.
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