Wie schätzen Sie die Aussichten der ITK-Branche speziell im Bereich Datacenter für 2014 ein?
Frank Kölmel: Das Rechenzentrum von heute ist gefordert wie noch nie zuvor. Gerade weil Trends wie Virtualisierung, Cloud Computing oder auch Mobility weiter auf dem Vormarsch sind, ist das Rechenzentrums-Netzwerk die Grundlage für diese Trends.
Besonders spannend wird es auch im Bereich Storage werden. Mehr Speicher und eine erhöhte Intelligenz im Netzwerk werden gebraucht, um die Datenflut zu bewerkstelligen. Dabei müssen auch Fragen geklärt werden wie "Welche Daten werden gespeichert? Welche sind überhaupt relevant?"
Zudem wissen unsere Kunden, dass Geschäftsbetrieb, Planung sowie Wettbewerbsfähigkeit zunehmend von ihrer IT-Infrastruktur abhängig sind. Aus diesem Grund sehe ich 2014 die Nachfrage nach einem widerstandsfähigen, flexiblen High-Performance Rechenzentrums-Netzwerk als ungebrochen.
Welche Trends und Technologien werden die Architektur und den Betrieb von Rechenzentren 2014 prägen?
Kölmel: Bei Brocade haben wir in diesem Jahr sehr viel über Software-Defined Networking (SDN) diskutiert. Was ich aus Gesprächen mit Kunden und Partnern erfahren habe ist, dass SDN längst kein Trend mehr ist, sondern dringend benötigt wird.
Wir sind in diesem Jahr einen großen Schritt vorangekommen und aktuell sind wir dabei entsprechend konkrete Einsatzbereiche mit ausgewählten Kunden auszuarbeiten. Denn Unternehmen haben erkannt, dass klassische Netzwerk-Architekturen den aktuellen Anforderungen von Anwendungen und IT-Services nicht länger gerecht werden. SDN ermöglicht hier erstmals eine Flexibilisierung der sonst als starr geltenden Netzwerk-Infrastruktur.
Ethernet Fabrics ist die technologische Grundlage für software-definierte Netzwerkstrukturen. Diese Form der Ethernet-Technologie stellt eine flachere, hochverfügbare Netzwerk-Architektur mit einem bestimmten Grad an Automatisierung bereit, um Unternehmensnetzwerke für die Zukunft zu rüsten.
Ein weiterer wichtiger Teilaspekt ist Network Functions Virtualization (NFV), eine Technologie bei der nur die tatsächlichen Funktionen wie vRouter virtualisiert werden, nicht das gesamte Netzwerk. Die wesentliche Motivation von NFV ist folglich die bis dato nicht bekannte Geschwindigkeit, mit der Dienste dank mehr Flexibilität und Agilität umgesetzt werden können. Wir haben bis heute bei Brocade über 1,3 Millionen Downloads, ein Trend, welcher auch 2014 noch stärker voranschreiten wird.
Damit sind Ethernet Fabrics, Software-Defined Networking und Network Functions Virtualization aus unserer Sicht die Schlüsselthemen, die das Rechenzentrum auch im nächsten Jahr stark prägen werden.
- Schwächen von Software Defined Networking
Fokussierung auf Switches und Vernachlässigung von Server-Endpoints und damit der Anwendungsschnittstellen. - Schwächen von Software Defined Networking
Unzureichendes Management von IT-Ressourcen über mehrere Domains hinweg. - Schwächen von Software Defined Networking
Stärkere Belastung des Netzes durch die Kommunikation zwischen den Controllern: Sie steigt um etwa drei bis vier Prozent. - Schwächen von Software Defined Networking
Mangelnder Support von optischen Netzen mit leistungsvermittelnder Übertragung. Hier müssen Erweiterungen der OpenFlow-Spezifikation weiterhelfen. - Schwächen von Software Defined Networking
Skalierbarkeit: In großen Netzen fallen Millionen von Flows an. Das erfordert hoch skalierbare Controller. Bislang fehlen jedoch die Erfahrungswerte mit solchen Systemen beziehungsweise großen Netzen. - Schwächen von Software Defined Networking
Single Point of Failure durch zentralen Controller: Redundanz lässt sich durch den Einsatz mehrerer Controller erreichen. Das erhöht jedoch die Kosten und den Managementaufwand. - Stärken von Software Defined Networking
Einfaches Verschieben von Virtual Machines (VM) im Netzwerk. - Stärken von Software Defined Networking
Geringere Komplexität der Netzwerkinfrastruktur, da weniger Switch-Ports und Kabel erforderlich sind. Das reduziert zudem Kosten. - Stärken von Software Defined Networking
Komplette Sicht auf Anwendungen, Netzwerkelemente und Datenströme (Flows) - Stärken von Software Defined Networking
Kein Mapping von Servicedefinitionen auf physikalische Netzwerk-Ports. Das verringert den Konfigurationsaufwand. - Stärken von Software Defined Networking
Flexiblere Konfiguration von Services: Über Einträge in Flow Tablets lassen sich Dienste und Eigenschaften wie etwa Quality-of-Service-Merkmale und VLAN-Einstellungen konfigurieren, was in herkömmlichen Netzen mittels Scripts nicht möglich ist. - Stärken von Software Defined Networking
Bereitstellung von Anwendungen und Netzdiensten innerhalb von Stunden, nicht Tagen. - Stärken von Software Defined Networking
Zentrale Steuerung von Switches, Routern, virtualisierten Switches (vSwitches), WLAN-Access-Points und anderen Netzsystemen. - Stärken von Software Defined Networking
Offener Ansatz: Der Controller ist kein herstellerspezifisches System. Er lässt sich nach Bedarf durch Netzwerkfachleute konfigurieren und programmieren.
Auf welche Entwicklungen müssen sich Vertriebspartner einstellen, wenn sie 2014 im Geschäft mit Datacenter-Lösungen erfolgreich sein wollen?
Kölmel: Software-Defined Networking bleibt für das Rechenzentrum unverzichtbar, da es die einst starren Netzwerke flexibel und automatisiert verwaltbar macht. Unsere Vertriebspartner haben dieses Potential längst erkannt und sehen es auch als ein neues Geschäftsfeld. So haben wir bei Brocade ein spezielles Schulungsprogramm ins Leben gerufen, das unsere Partner mit Know-how und unserer Expertise versorgt.
Der Vertriebspartner wird mehr als früher zum strategischen Berater. Denn jetzt geht es nicht mehr nur darum, einen Router oder Switch zu verkaufen, sondern Lösungen für Virtualisierung und Cloud Computing anzubieten und damit einen strategischen Umbau im Rechenzentrum zu ermöglichen.
Was plant Ihr Unternehmen für das kommende Jahr, wo werden Sie Schwerpunkte setzen?
Kölmel: Brocade setzt 2014 weiterhin auf offene Standards und Schnittstellen, die durch das Software-Defined Networking und vor allem auch auf Network Functions Virtualization ermöglicht werden. Gerade im NFV sind wir bereits mit den Software Lösungen von Vyatta Marktführer.
Die Gründe liegen auf der Hand: Neue virtuelle Dienste und mobile Technologien wie BYOD müssen vorangetrieben werden, um die benötigten Anwendungen seitens der Verbraucher und Unternehmen flexibel bereitzustellen. Damit ist die Rechenzentrum-Transformation längst eingeläutet.
Ein großes Anliegen ist auch eine Erweiterung unseres Vertriebsnetzes. Denn zusammen mit unseren Partnern können wir die Herausforderungen, denen Unternehmen heute begegnen, mit innovativen Lösungsansätzen meistern.
Mit welchen Trendthemen wird sich die ITK-Branche 2014 vorrangig befassen?
Kölmel: Egal ob virtualisierte Umgebungen, Cloud-optimierte Infrastrukturen oder Storage - das Rechenzentrum ist und bleibt auch 2014 im Fokus. Unsere Kunden suchen schlichtweg nach einem Königsweg zu einem einfacheren Netzwerk und sind auf Verfügbarkeit, Agilität sowie Flexibilität angewiesen. Netzwerk-Ausfälle werden nicht geduldet, was für viele eine Generalüberholung ihrer IT bedeutet.