Hewlett Packard Enterprise (HPE) und Nutanix sind eine offizielle Partnerschaft für den Bereich Hyperconverged Systems eingegangen. Im Rahmen der Vereinbarung wird HPE seinen Kunden und Partnern Nutanix-Software als Teil seines nutzungsbasierend abgerechneten Dienstes "HPE Greenlake" anbieten. Nutanix wiederum wird seinen Kunden und Partnern seine Enterprise Cloud Software vorinstalliert auf HPE-Servern aus den Produktreihen ProLiant und Apollo verkaufen.
Nutanix Enterprise Cloud auf HPE Greenlake as a Service soll im dritten Quartal 2019 verfügbar sein. Nutanix wird die auf HPE-Servern basierenden Appliances voraussichtlich ebenfalls im dritten Quartal 2019 auf den Markt bringen. Sie sollen die bisher angebotenen Nutanix-eigenen Appliances ergänzen, nicht ersetzen, wie Greg Smith, Vice President Product Marketing bei Nutanix, gegenüber ChannelPartner erklärt.
HPE formuliert HCI-Strategie neu
Vor nicht einmal zwei Jahren schien das noch undenkbar. "Don´t be misled… HPE and Nutanix are not partners", erklärte Paul Miller, Vice President Marketing für die HPE Software-Defined and Cloud Business Group, in einem ärgerlichen Blogbeitrag im Mai 2017. "Wir glauben, wenn Sie Hyperconverged Infrastructure (HCI) auf einem HPE-Server betreiben wollen, sollten Sie dafür die HCI-Angebote von HPE in Betracht ziehen. In den vergangenen 18 Monaten hat HPE nahezu eine Milliarde Dollar investiert, um die beste Lösung auf den Markt zu bringen. HPE verbindet branchenführende Datenservices mit der branchenweit meistverkauften Compute-Plattform und wir investieren weiter in die Zukunft."
Anlass für Millers deutliche Worte war die Ankündigung des wesentlich kleineren Unternehmens, dass HPEs ProLiant Server durch Nutanix umfassend getestet und zertifiziert wurden und damit als Plattform für die Nutanix Enterprise Cloud Software geeignet seien. Eine ähnliche, einseitige Zertifizierung hatte Nutanix bereits zuvor für Cisco-Server vorgenommen. Auch bei Cisco kam der Schritt nicht gut an: Der Hersteller warf Nutanix umgehend aus seinem Technologiepartnerprogramm. Nutanix-CEO Dheeraj Pandey nahm das damals gelassen. Er meinte lediglich, manchmal müsse man vorpreschen und das Establishment durch seine Aktionen aufrütteln.
Bei HPE wurde der Schritt auch deshalb als Affront empfunden, weil die Ankündigung kurz nach der Übernahme von Simplivity durch HPE erfolgte. Mit dem Kauf des schärfsten Nutanix-Konkurrenten für 650 Millionen Dollar wollte HPE seine Position in dem bis dahin von ihm vernachlässigten Marktsegment verbessern. Mit Dell EMC, Fujitsu, IBM und am längsten schon mit Lenovo unterhält Nutanix offizielle Partnerschaften. Große Unternehmen können also Nutanix-HCI-Software einsetzen, aber dennoch die gewohnte Hardware-Plattform weiter verwenden, und müssen nicht zusätzlich die Hardware von Nutanix erwerben.
HPE lässt Nutanix als Alternative zu Simplivity zu
Das war und ist auch Wunsch vieler Kunden von Cisco und HPE, die sich aber wegen eigener Bemühungen in dem Bereich heftig dagegen sperrten. HPE hat diesen Widerstand nun aufgegeben. Im Rahmen der mit Nutanix geschlossenen weltweiten Vereinbarung stehen die Enterprise Cloud Software und die AHV-Virtualisierung von Nutanix künftig via HPE Greenlake als Service zur Verfügung. Greenlake ist das nach Nutzung abgerechnete Infrastrukturangebot von HPE. Es wird seit 2018 auch über Channel-Partner vermarktet. Indem darüber nun auch der lizenzfreie Acropolis Hypervisor (AHV) erhältlich ist, lassen sich die Kosten für die Virtualisierung deutlich reduzieren.
"Um unsere Channel-Partner dabei zu unterstützen, von der Multi-Milliarden-Möglichkeit zu profitieren, pay-per-use-Technologien zu vermarkten, ergänzen wir unser Greenlake-Portfolio kontinuierlich um Lösungen von Dritten," erklärt Paul Hunter, Worldwide Head of Partner Sales bei HPE, auf Anfrage von ChannelPartner. "Durch unsere Zusammenarbeit mit Nutanix können unsere Partner im Rahmen von HPE Greenlake ergänzend zu HPE Simplivity, unserem strategischen Flaggschiff-Produkte für Hyperconverged nun auch einen Open-Source-basierenden, alternativen Hypervisor anbieten", so Hunter weiter.
Lesetipp: Greenlake 3.0 - HPE macht nutzungsbasierendes Angebot Channel-freundlich
Auf die Frage nach den Gründen für den Sinneswandel und der Bitte um eine Bewertung der Leistungsfähigkeit des eigenen Angebots im Vergleich zu dem von Nutanix gab Hunter keine Stellungnahme ab. Interessant wäre beides aber schon gewesen. Grundsätzlich ist HPE mit seiner HCI-Lösung Simplivity durchaus erfolgreich. Im dritten Quartal 2018 konnte es seine Umsätze damit im Jahresvergleich verdoppeln und so deutlich schneller wachsen als der Gesamtmarkt für HCI, der um rund 67 Prozent zugelegt hat.
Verschiebungen im Markt für HCI-Lösungen
Den von IDC Anfang April 2019 vorgelegten HCI-Zahlen für das vierte Quartal 2018 zufolge schwächte sich das Wachstum zwar auf 70 Prozent ab (der Gesamtmarkt wuchs um rund 57 Prozent), HPE konnte aber seine Position als Nummer drei im Markt festigen. Als Marke bei Hyperkonvergenten Systemen liegt es mit einem Anteil von fünf Prozent hinter Dell (27,4 Prozent) und Nutanix (18,8 Prozent). Auch gemessen daran, von wem die HCI-Software stammt, liegt HPE mit Simplivity mit ebenfalls rund fünf Prozent hinter VMware (32 Prozent) und Nutanix (30 Prozent) auf dem dritten Platz.
Boden verloren hat in den vergangenen Quartalen Cisco, das im zweiten Quartal 2018 noch deutlich vor HPE lag. Aber auch das Wachstum bei Nutanix hat sich abgeschwächt: Der Spezialist wächst nun schon seit mehreren Quartalen langsamer als der Markt. Daher dürfte auch ihm die nun auf eine offizielle Grundlage gestellte Technologiepartnerschaft mit HPE helfen.
Lesetipp: Nutanix erweitert seine Channel-Charta
Schließlich bietet die neue Kooperation die Aussicht, dass große und wichtige HPE-Partner im Zuge ihrer Projekte Nutanix-Technologie mitverkaufen. Und es besteht die Hoffnung, dass große Unternehmen, die auf HPE als strategischen Hardwarelieferanten für ihre Rechenzentren setzen, sich nun intensiver mit dem Nutanix-Angebot beschäftigen. "Unsere Partnerschaft mit HPE eröffnet unseren Kunden eine weitere Wahlmöglichkeit, ihre Infrastruktur 'unsichtbar' zu machen, so dass sie sich ganz auf geschäftsrelevante Anwendungen statt der darunterliegenden Technologie konzentrieren können”, erklärt Dheeraj Pandey, Gründer, CEO und Chairman von Nutanix.
HPE und Nutanix werden ihre gemeinsamen Angebote auf ihren jeweiligen Kundenkonferenzen präsentieren. Nutanix veranstaltet seine Kundenkonferenz Next 2019 vom 7. bis 9. Mai 2019 im kalifornischen Anaheim, die HPE Discover findet 2019 vom 17. bis 19. Juni in Las Vegas statt.