SAACKE: Dass die Diskussion heute so techniklastig ist, hat für mich einen einfachen Grund: Das ist das, was wir bis heute sehen. Oracle hat die Datenbank und vor allem eine Middleware, um SOA-Applikationen zu entwickeln und zu betreiben. Damit ist der Technikdiskussion Tür und Tor geöffnet. Ein weiteres Beispiel ist die Application Integration Architecture (AIA). Damit hat Oracle eine Lösung präsentiert, um heute schon die verschiedenen Applikationen miteinander zu verbinden. Auch das ist ein Thema, das vorrangig von der Technik bestimmt ist, das man sich aber auch schon konkret ansehen kann. Wir müssen uns an die Dinge halten, die vorhanden sind, die sich hinterfragen lassen und anhand derer man Oracle auf die Probe stellen kann.
Oracle muss Anreize für Fusion Applications schaffen
CW: Inwieweit ist AIA ein Hinweis darauf, dass sich Oracle mit Fusion Applications verspäten wird und deshalb eine Zwischenlösung braucht?
SAACKE: Oracle muss auch einen reibungslosen Übergang von den bestehenden Applikationen zu den Fusion-Anwendungen gewährleisten. Kunden müssen in die Lage versetzt werden, alte Module parallel zu den Fusion-Applications-Modulen zu betreiben. Mit AIA schafft Oracle auch Anreize, in Richtung Fusion Applications aufzubrechen. Ich bin mir sicher, dass sich die überwiegende Mehrzahl der Kunden zunächst nur für einzelne Fusion-Anwendungsbausteine interessiert und damit die ersten Gehversuche in Richtung der SOA-basierten Applications machen wird.
CW: Die Kunden werden sich also langsam an die neue Welt herantasten?
SAACKE: Davon gehe ich aus. Dazu kommt, dass Oracle gar nicht in der Lage ist, auf einen Schlag ein komplettes Fusion-Applications-Set zur Verfügung zu stellen. Der Hersteller wird im kommenden Jahr erste Module herausbringen. Die Verantwortlichen wollen natürlich, dass die Kunden schon diese ersten Bausteine kaufen. Das macht es notwendig, die alte mit der neuen Welt so gut wie möglich miteinander zu verknüpfen.
CW: Wird damit auch die Implementierung der neuen Technik einfacher?
SAACKE: Es wird ein wichtiger Erfolgsfaktor sein, wie aufwändig sich die Implementierung der neuen Technik gestalten wird. Auch daran wird sich Oracle messen lassen müssen. In der jüngeren Vergangenheit ist es zu aufwändig geworden, neue Anwendungen einzuführen. Die SAP ist an dieser Stelle sicherlich das Negativbeispiel schlechthin. Das können sich die Anwender in Zukunft jedoch nicht mehr leisten. Wer auf dem Markt erfolgreich sein will, muss Lösungen anbieten, die mit deutlich geringerem Aufwand implementierbar sind, als man heute gemeinhin gewohnt ist. Gerade wenn man im Mittelstand erfolgreich sein will. Ein Mittelständler denkt bei IT-Projekten nicht in Jahren, sondern in Monaten. Es muss möglich sein, eine Applikation innerhalb von drei bis sechs Monaten benutzbar zu machen.
CW: Wie kann das funktionieren?
Doag organisiert Applications-Anwender
Im vergangenen Jahr hat die Deutsche Oracle Anwendergruppe erstmals mit der J.D.-Edwards- und Peoplesoft-Anwendergruppe sowie den Siebel-Anwendern die Applications-Konferenz im Rahmen der jährlichen Deutschen-Oracle-Anwenderkonferenz ausgerichtet, berichtet Doag-Vorstand Fried Saacke. Zudem gebe es seit diesem Jahr unter dem Dach der Anwendervereinigung zwei neue Special-Interest-Groups (SIGs): die Siebel-Community als SIG Siebel sowie die SIG J.D. Edwards. Bei Siebel habe es früher keine eigenständige Anwendergruppe gegeben. Die Nutzer seien sehr herstellernah organisiert gewesen. Auf der Gründungsveranstaltung waren Saacke zufolge etwa 70 Teilnehmer dabei. "Die Peoplesoft User Group, die im Grunde nur die hiesigen J.D.-Edwards-Anwender vertritt, wird als SIG J.D. Edwards in die Doag eintreten", berichtet der Doag-Vorstand. In diesem Zuge löse die J.D.-Edwards-Community ihren Verein zum Ende dieses Jahres auf. "Mit den Peoplesoft-Anwendern, die im Grunde eine reine HR-Community bilden, kooperieren wir eng", sagt Saacke.