SAACKE: Es gibt immer einzelne Kunden, die wechseln, und zwar in beide Richtungen. Aber ich sehe keinen Abwanderungstrend. Im Gegenteil: In den Reihen der Oracle-Community stelle ich ein zunehmendes Vertrauen gegenüber dem Unternehmen fest. Bei den europäischen Nachbarn hat Oracle bereits so viel Vertrauen gewonnen, dass mittlerweile auch wieder ein deutliches Neukundengeschäft generiert wird. Allein im J.D.-Edwards-Umfeld hat man in Europa mehr als 100 neue Kunden gewonnen. Hier in Deutschland stellen wir wachsendes Vertrauen der Bestandskunden fest. Was noch fehlt, sind nachhaltige Erfolge im Neukundengeschäft. Da muss der deutsche Markt noch etwas aufholen.
CW: Wobei Deutschland mit der übermächtigen SAP natürlich auch ein schwieriges Pflaster darstellt.
SAACKE: Nach meiner persönlichen Einschätzung geht Oracle mit Fusion Applications den richtigen Weg. Wenn es Oracle gelingt, seine Versprechen zu halten, nämlich eine SOA-basierte Suite mit offenen Standards und wirklich offenen Schnittstellen auf den Markt zu bringen, dann wird man nahe an die SAP herankommen. Oracle muss allerdings den SOA-Gedanken konsequent zu Ende führen, um alle Applikationen unter einen Hut zu bekommen. Ich gehe davon aus, dass Oracle dann in fünf bis zehn Jahren auf Augenhöhe mit SAP agieren kann.
Deutschland bleibt schwieriges Pflaster für Oracle
CW: Auch in Deutschland?
SAACKE: In Deutschland wird es immer etwas schwieriger für Oracle sein. Aber auch hier gibt es traditionell einen Markt jenseits der SAP. Innerhalb der 30 bis 40 Prozent Marktanteil, die nicht von der SAP erreicht werden, kann sich Oracle nicht nur als ein Anbieter von vielen positionieren – wie das heute der Fall ist –, sondern durchaus eine beherrschende Rolle einnehmen und damit die Nummer zwei in Deutschland werden. Dieses Potenzial ist vorhanden.
CW: Was macht Sie da so sicher?
SAACKE: SAP ist betriebswirtschaftlich sehr gut, wird aber immer eine proprietäre Lösung bleiben. Ich sehe keine Anzeichen, die auf das Gegenteil hindeuten. Ich glaube aber, die Welt braucht offene Lösungen auf Basis offener Standards. Wer das anbietet, wird in Zukunft deutlich Marktanteile gewinnen.
CW: Das muss Oracle aber noch unter Beweis stellen.
SAACKE: Das ist der entscheidende Punkt.
CW: SAP hat mit "Business ByDesign" einen Paradigmenwechsel eingeläutet. Welche Rolle spielen Konzepte wie SaaS und On-Demand für die Oracle-Community?
SAACKE: Im Grunde hat SAP einen Weg eingeschlagen, den Oracle schon längst gegangen ist. Oracle verfolgt mit der eigenen Architektur schon lange den Servicegedanken. Inwieweit sich jedoch die On-Demand-Idee durchsetzen wird, bleibt abzuwarten. Meiner Ansicht nach wollen die Kunden keine Services mieten, sondern die Applikation selbst betreiben oder auf dezidierten Systemen nutzen.
CW: Es gibt also nach wie vor Vorbehalte gegen das On-Demand-Modell?