Die Wirkung dieser Maßnahme auf die Binnenkonjunktur ist mir trotz multipler Erklärungsversuche GroKo-kompatibler Experten noch immer nicht schlüssig genug:
Wenn die Vorsteuer für den Händler gesenkt wird und nach sechs Monaten wieder erhöht, was genau soll da der positive Effekt sein? Im Gegenteil steigen die ohnehin schon hohen Corona-Defizite durch Zeit- und Personalaufwand dieser Aktion noch mehr. Gebe ich die Senkung weiter, habe ich außer Kosten genau nichts davon. Behalte ich die Preise bei, um mit der Differenz die Gesundheitsauflagen und schwachen Monate auszugleichen, regt sich die Klientel über mich auf und nicht etwa über die Regierung.
Da sind meine Experten, die "mit Wumms aus der Krise" kommen wollten, argumentativ auf Impulse und Exportnation umgestiegen.
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Der nächste Versuch war schon fast peinlich. Immerhin haben meine Kunden seit Juli 2020 theoretisch zwei bis drei Prozent mehr Finanzmittel zur Verfügung. Das macht bei virtuellen 300 Euro Haushaltsgeld ziemlich genau 7,50 Euro im Monat. Ob das als "Wumms" durchgeht?
Mit einem „Wumms“ von 7,50 Euro im Monat aus der Krise?
Im Gegensatz dazu sollen laut Bertelsmann/RTL die Preise für frische Lebensmittel im April 2020 im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent gestiegen sein. Das heißt, das Loch in der privaten Haushaltskasse wird trotz des placebohaften Aktionismus immer größer werden.
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Konjunkturpaket hört sich eben gut an. Irgendwie müssen die Milliardenspenden an Konzerne und Banken ja verkauft werden. Alternativ wäre sonst ja Geld für Mindestrente, Hartz 4-Anpassung, Kranken- und Pflegeeinrichtungen, Schulen, Kindergärten, Schwimmbäder, Tafeln, Wohnungsbau oder Sport- und Grünanlagen da.
Wo kämen wir da hin, wenn der Aufschwung von unten käme, Städte und Kommunen aufatmen könnten, die Renten wieder sicher wären und das bundesdeutsche Gesundheitssystem personell auf das nächste Virus vorbereitet? Geld ist ja reichlich da, aber es wird falsch verteilt: an Militär statt Künstler, an Konzerne statt Kleinunternehmen, an die, die haben statt an die, die es brauchen. Eine weitere vertane Chance.
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Mein Fazit: Wer die Binnenkonjunktur ankurbeln will, muss das Geld den ärmeren 50 Prozent geben, die geben es aus, weil sie Konsumbedarf haben. Aber das wäre ja sozial, christlich und demokratisch - wahrscheinlich sogar richtig!
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.