Google lässt IBM und SAP hinter sich

Deutschlands Top-IT-Arbeitgeber 2011

Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Bloß keine Karrieristen!

Die Anforderungen sind hoch. Der Konzern wolle natürlich Mitarbeiter, die auf ihrem Gebiet in der Informatik, der Physik, der Technik oder der Wirtschaftsinformatik sattelfest seien - IT-Experten überdies, die in Systemen denken können und eine schnelle Auffassungsgabe besitzen. "Wir suchen Menschen, die gern im Team arbeiten, kommunikativ sind, für die IT brennen und Lust darauf haben, selbständig zu arbeiten, und gerne Verantwortung übernehmen." Sie sollten offen für fremde Kulturen sein und Spaß daran haben, sich immer wieder in neue, auch komplexe Themen hineinzudenken. So weit der Standard. "Aber vor allem brauchen wir Talente und keine Karrieristen oder Kandidaten mit der stromlinienförmigsten Vita", fordert der leitende Recruiter Brodbeck. Die Telekom gehe heute anders mit Brüchen im Lebenslauf um. "Wir wissen, dass ein Bewerber auch dann der Richtige sein kann, wenn in seinem Leben nicht alles glatt verlaufen ist oder er nicht alle unsere Kriterien erfüllt."

Wo High Potentials arbeiten wollen

Auf der anderen Seite der Skala finden sich die so genannten High Potentials. Laut Trendence sind das Absolventen, deren akademische Leistung zu den besten 25 Prozent des Jahrgangs gehört, die Auslandserfahrung mitbringen, zudem ein Praktikum im Inland nachweisen können und sich durch außeruniversitäres Engagement auszeichnen - also Personen, für deren Lebensläufe Stellenanzeigen formuliert werden. Hier zeigt sich, dass man nicht von einem homogenen Jahrgang der IT-Absolventen sprechen kann, denn in ihren Vorlieben setzen die vermeintlichen Überflieger andere Akzente als der Rest.

So hat die SAP bei den Überfliegern gegen ihren Abwärtstrend im Gesamtmarkt gepunktet: "Bei den besonders stark umworbenen High Potentials konnte das Unternehmen deutlich zulegen und ist stärkster Gewinner in diesem Bereich", berichtet Jörn Klick, der Senior Account Manager von Trendence. Offensichtlich habe SAP es gut verstanden, gezielt die Top-Talente der IT-Branche für sich zu begeistern.

Beratungen schielen auf die Besten

Foto: Trendence, Jörn Klick

Nach dem Spitzentrio Google, SAP und IBM folgt auf Platz vier die Unternehmensberatung McKinsey & Company, die im Gesamtfeld auf Rang 36 rangiert. Auf Position sechs bei den High Potentials liegt Accenture (30.), die Boston Consulting Group (57.) folgt hier auf Rang 13 - gleichauf mit der Deutschen Bank, die im Gesamtbild nur auf Position 39 liegt. "Unternehmensberatungen legen bei der Auswahl potenzieller Arbeitnehmer besonderen Wert auf bestimmte Charakteristika", berichtet Trendence-Manager Klick. Ihr Personal-Marketing ziele meist auf die Besten eines Absolventenjahrgangs. Bei den High Potentials scheinen die Bereiche IT und Business eng miteinander verbunden zu sein.

Auslandseinsätze wichtiger als Sicherheit

Klick zufolge komme es Bewerbern aus der Gruppe der Besten überdurchschnittlich stark auf persönliche Weiterentwicklung, Eigenverantwortung, Einsätze im Ausland und die Attraktivität ihrer Aufgaben an. "Vergleichsweise geringen Wert legen die Top-Talente hingegen auf andere Faktoren wie die Sicherheit der Anstellung." Das zeigt sich auch bei anderen Faktoren für die Arbeitgeberwahl. Am wenigsten zählen für High Potentials neben der Sicherheit der Anstellung Kriterien wie Corporate Social Responsibility (CSR) und Chancengleichheit. Dafür spielt das Einstiegsgehalt bei High Potentials eine etwas geringere Rolle als im gesamten Absolventenfeld.

Authentische Firmen kommen besser an

Mit der aktuellen Trendence-Untersuchung zeigt sich, dass es Unternehmen durchaus gelingen kann, aus einer vermeintlich verfahrenen Situation herauszukommen - etwa mit einem starken Engagement im Recruiting-Bereich und einem authentischen Auftreten. Dies gilt speziell angesichts der Bedeutung sozialer Medie. Wenn User sich im Netz über Unternehmen als Arbeitgeber informieren, sind sie in der Regel mit spezifischen Erwartungen unterwegs. "An erster Stelle steht für sie der Informationsgehalt eines Social-Web-Auftritts", sagt Trendence-Manager Klick.

Zudem würden die potenziellen Arbeitnehmer besonderen Wert auf die Glaubwürdigkeit des Unternehmens als Arbeitgeber legen. "Insofern wird es für Unternehmen immer wichtiger, ihre Arbeitgebermarke von der Produktmarke zu trennen und sich auf die Erwartungen von Usern als potenziellen Arbeitnehmern einzustellen." Hier bestehe bei vielen Arbeitgebern noch Optimierungspotenzial. Wer die Aufgabe am besten angeht, zeigt sich dann im kommenden Jahr.

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