Und wieder einmal sitzen Fachhandel und Systemhäuser in der Zwickmühle: Nicht nur, dass sie den Kopf hinhalten müssen, wenn Kundendaten an die NSA oder andere subversive staatliche oder nichtstaatliche Organisationen abfließen, jetzt sollen sie nach dem Willen der EU auch für Updates von Apps, Smartphones und allen sonstigen digitalen Geräten verantwortlich sein. Das Kuriose daran - die Hersteller sind es nicht.
Wie nahezu jede Umfrage zeigt, ist Sicherheit das größte Hemmnis bei der Digitalisierung. Das Risiko wird nicht kleiner, wenn man die Zuständigkeit an das schwächste Glied im Prozess weiterreicht. Für die Betreiber am anderen Ende der "Nahrungskette" wird es allerdings bequemer.
Dort können sich die ITK- und Cloud-Giganten, deren Subunternehmer und Distri-Partner bequem zurücklehnen, derweil der Endkunde das Systemhaus verklagt. Entstehende Kosten für den Händler muss dieser wiederum bei seinem Lieferanten einklagen - und bei der Anwaltslobby knallen die Champagnerkorken.
Security, Cloud, Digitalisierung
Auch beim Thema Cloud heißt es "Augen zu und durch". Einerseits möchte man eine europäische oder gar deutsche Cloud, andererseits holt man sich dazu reihenweise US-Unternehmen ins Boot, die rechtlich an Cloud Act und Patriot Act gebunden sind.
Die DSGVO wird somit zur Farce, die den kleinen Homepage-Betreiber mit Google-Map-Account in die Abmahnfalle lockt, bei der Speicherung oder Übermittlung von Daten in die USA jedoch wegschaut. Kann ich es als MSP verantworten, Kundendaten in die Zuständigkeit eines Dritten zu geben? Wieso dürfen Cloud-Distributoren mit Hard- und Software arbeiten, deren Hersteller de facto bei Geheimdiensten Generalschlüssel hinterlegen müssen?
Sicher ist überhaupt nichts und schon gar nicht auf Dauer, wie man seit Snowden und Wikileaks weiß. Ob es da sinnvoll ist, mit durchdrehenden Transformations-Rädern vor dem digitalen Cloud-Abgrund zu posen und ständig "schneller, schneller" zu rufen? Ab und zu sollte man stehenbleiben und sich vergewissern, wohin die Reise eigentlich geht.
Mein Fazit:
Das neuerliche "Cloud First" der Telekom erinnert nicht nur beängstigend an die Trumpsche Hauruck-Rhetorik, es weckt auch Erinnerungen an andere Desaster des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie dessen lobbyistische Influencer.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.