Channel, Prozesse, Kunden: Viele Baustellen sind noch offen
Auskunft gab Eror auch zur geplanten Arbeitsteilung zwischen ihm und Albiez. Klar sei bislang, dass beide gemeinsam künftig das Deutschlandgeschäft von Dell Technologies leiten. Er selbst werde dabei den Bereich "Enterprise" führen und sich vorwiegend um große Kunden kümmern. Albiez betreue den Bereich "Commercial", der sich vor allem um kleinere und mittelgroße Kunden sowie die Öffentliche Hand bemühen soll.
Auf die vielfältigen Herausforderungen, die der Mega-Merger mit sich bringt, ging der Manager nur kurz ein. Produktüberlappungen etwa gebe es nur in einigen wenigen Storage-Bereichen; hinsichtlich der Kundenbasis ergänzten sich Dell und EMC überraschend gut. Auch das Thema Vertriebspartner sieht Eror unkritisch. 97 Prozent der Partner würden die Fusion entweder als positiv oder zumindest "neutral" für ihr Geschäft beurteilen, die Hälfte wolle sogar mehr Geschäft mit dem Unternehmen machen. Harte Fakten gibt es zum Thema Channel-Strategie freilich noch nicht. Klar scheint bisher nur zu sein, dass bis zum 1. Februar nächsten Jahres auch ein neues Partnerprogramm stehen soll.
Auch konkrete Ziele oder Vorgaben zu einzelnen Geschäftssegmenten mochte Eror nicht nennen. Angesichts schrumpfender oder stagnierender Umsätze in klassischen Hardware-Märkten wie PC, Server oder Storage fragen sich indes viele Beobachter, in welchen Feldern Dell Technologies künftig wachsen will. Für das zweite Geschäftsquartal etwa hatte EMC zwar einen um 19 Prozent gestiegenen Nettogewinn gemeldet. Die Umsätze blieben mit rund 6 Milliarden Dollar aber auf Vorjahresniveau. Ausgerechnet die Einnahmen im klassischen Highend-Storage-Geschäft, lange Jahre eine Cash Cow im Portfolio, gingen um vier Prozent zurück.
Die pauschale Aussage, der Storage-Markt schrumpfe, stimme nicht, erklärte Eror im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE. Sie treffe bestenfalls auf einzelne Segmente zu. Dafür aber entstünden ganz neue Segmente wie beispielsweis Object Storage oder All Flash Storage, die enorm schnell wüchsen. Gegenwärtig sei deren Umsatzanteil allerdings noch geringer als der der klassischen Storage-Produkte.
Hyper Converged Systems: Die schlüsselfertige Private Cloud
Zu den Wachstumstreibern im Portfolio gehören Converged- und Hyper-Converged-Systems. DellEMC bietet sie als schlüsselfertige Komplettlösungen für unterschiedliche Private- oder Hybrid-Cloud-Szenarien an. Branchenschwergewichte wie IBM, HPE oder Oracle offerieren allerdings ganz ähnliche Produkte. "Wir bieten solche Systeme schon seit sieben Jahren an und haben einen großen zeitlichen Vorsprung", sagt Eror dazu. Converged- oder Hyperconverged-Technologien bildeten heute die Infrastrukturbasis der hauseigenen Hybrid-Cloud-Lösungen: "EMC hat diesen Begriff geprägt und ist mit der Vblock-Technologie als erster auf den Markt gegangen."
Den Einwand, dass eines Tages nur noch einige große "Hyperscaler" wie AWS oder Google mächtige Hardware-Infrastrukturen benötigen, die sie dann nach eigenen Vorgaben bauen lassen, lässt Eror nicht gelten: "Wir würden nicht 70 Milliarden Dollar investieren, wenn wir an solche Prognosen glaubten." Nach seiner Schätzung laufen gegenwärtig nur 1 Prozent aller Workloads weltweit in irgendeiner Cloud. 99 Prozent würden wie bisher on premise betrieben.
Dass die Private Cloud auf mittlere Sicht nur eine Übergangslösung zur Public Cloud ist, wie es beispielsweise Gartner prognostiziert, hält er für unrealistisch: "Private- und Hybrid-Cloud-Installationen wird es noch jahrzehntelang geben." Mit seinem breiten Portfolio sei Dell Technologies dafür besser aufgestellt als jeder andere Anbieter.
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