Gescheiterte Elektromarktkette

Fünf Gründe für das Aus von ProMarkt



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Mit dem Verkauf von ProMarkt ist eine der großen Elektromarktketten vom Markt verschwunden. Lesen Sie die maßgeblichen Gründe, die zum Scheitern von ProMarkt führten.
Der Elektronik-Einkauf im ProMarkt-Gelb könnte bald der Vergangenheit angehören
Der Elektronik-Einkauf im ProMarkt-Gelb könnte bald der Vergangenheit angehören
Foto: ProMarkt

Der 16. Mai 2013 stellt für die deutsche Elektromarkt-Branche einen wichtigen Einschnitt dar: Mit der offiziellen Entscheidung des Handelskonzerns Rewe, sich von der defizitären Retail-Kette ProMarkt zu trennen, steht einer der großen Branchenteilnehmer vor dem Aus. Inzwischen wurden bereits 16 Märkte an die Verbundgruppe Expert sowie 10 Standorte an die zu Electronic Partner (EP) gehörende Elektromarktkette Medimax verkauft. Während auch der ProMarkt-Onlineshop bereits seine Türen geschlossen hat, sieht es für die verbleibenden stationären Filialen düster aus: Nahezu täglich erscheinen derzeit Nachrichten über Totalräumungsverkäufe an ProMarkt-Standorten, für die bisher noch keine Nachfolgereglung gefunden wurde (wie z.B. in Bremen, in Detmold und im Saarland).

Zwar kommt der Ausstieg von Rewe bei ProMarkt nicht überraschend. Bereits seit längerer Zeit gab es Meldungen über eine steigende Unzufriedenheit mit dem Unterhaltungselektronikgeschäft. Zudem traf die schwierige Marktentwicklung im CE-Bereich auch andere Branchenteilnehmer. Das voraussichtliche Aus für ProMarkt stellt aber einen Präzedenzfall dar, der auch die anderen Elektromarktbetreiber aufschrecken lassen dürfte. Grund genug, sich die Gründe für das Scheitern von ProMarkt genauer anzusehen:

1. Die schwierige Vergangenheit von ProMarkt

Als Rewe 2003 vom dem britischen Handelskonzern Kingfisher 58 ProMarkt-Standorte übernahm, war die Marke eigentlich bereits ein hoffnungsloser Fall. Die 1988 von der Wegert-Gruppe gegründete Retail-Kette konnte sich neben der Übermacht von Media-Saturn nie richtig etablieren und erhielt nur durch den Einstieg von Kingfisher 1998 noch einmal frischen Wind. In den ersten Jahren sah sich Rewe folglich mit einem deutlichen Negativtrend konfrontiert: Von 482 Millionen Euro 2003 ging der Umsatz von ProMarkt auf 470 Millionen Euro (2004) und schließlich 444 Millionen Euro (2005) zurück. Die Zahl der Märkte sank in der gleichen Zeit von 58 auf 52. Erst 2006 gelang Rewe der Turnaround: Der Umsatz stieg von 485 Millionen Euro kontinuierlich bis 2009 auf 550 Millionen Euro und auch die Zahl der Märkte kehrte langsam auf das Niveau von 2003 zurück.

Wenig hilfreich war allerdings, dass sich Rewe auch in dieser Sanierungsphase mit der Konkurrenz der Wegert-Gruppe auseinandersetzen musste, der weiterhin rund ein Dutzend der Märkte gehörte. Zwar traten diese zunächst unter dem Markennamen MakroMarkt auf, firmierten aber 2008 in Promarkt.de um. Als die zur Wegert-Gruppe gehörenden Märkte im Jahr darauf Insolvenz anmeldeten, übernahm Rewe das stationäre ProMarkt-Geschäft komplett und kaufte 2010 auch die Online-Marke Promarkt.de auf. Vor dem Hintergrund einer sich verschlechternden Marktlage wurde die Alleinherrschaft über ProMarkt für Rewe allerdings zum entscheidenden Wendepunkt ins Negative: Zwar kam die auf 69 Märkte gewachsene Retail-Kette 2010 noch einmal auf einen Rekordumsatz von 613 Millionen Euro, doch ging es danach nur noch abwärts: auf 590 Millionen Euro 2011 folgte der Einbruch auf 498 Millionen Euro 2012. Das Marktnetz wurde auf 57 Standorte verkleinert, doch die im Unterhaltungselektronikgeschäft entstehenden Verluste ließen sich nicht in den Griff kriegen. Dass daraus auch konsumentenseitig kein positives Image für ProMarkt entstand, versteht sich von selbst.

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