Gescheiterte Elektromarktkette

Fünf Gründe für das Aus von ProMarkt



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Weitere Gründe für das Scheitern von ProMarkt im stationären Geschäft

2. Das Schlusslicht unter den Elektroketten

Mit rund 60 Filialen hatte ProMarkt nur wenig Gewicht
Mit rund 60 Filialen hatte ProMarkt nur wenig Gewicht

Was die Anzahl der Standorte und das damit verbundene Umsatzvolumen betrifft, war ProMarkt das klare Schlusslicht unter den deutschen Elektromarkt-Ketten. Gegenüber – zu Anfang des Jahres - 254 Media Märkten, 232 Expert-Fachmärkten, 150 Saturn-Standorten, 135 Euronics-Flächenmärkten und 115 Medimax Filialen hatte ProMarkt mit seinen zwischen 50 und 70 Standorten immer mit einem Größen-Problem zu kämpfen. Denn die Menge der Märkte ist für den Markterfolg mehr als nur eine statistische Nummer: Media-Saturn, aber auch die zu den Verbundgruppen gehörenden Flächenmärkte hatten stets eine ganz andere Einkaufsmacht als ProMarkt. Und auch was die Markenbekanntheit betrifft, ist die Menge der Filialen ein wichtiger Gradmesser.

3. Mängel beim Service

In ihren Fachmärkten stecke immer auch die Beratungskompetenz des Fachhandels, argumentieren die Verbundgruppen EP, Euronics und Expert gerne. Ganz falsch scheint diese Behauptung nicht zu sein, wenn man sich die einschlägigen Service-Tests zu Gemüte führt. So waren laut einer 2013 vom Deutschen Institut für Servicequalität durchgeführten Studie Conrad, Medimax und Saturn die beratungsstärksten Retailer. 2012 hieß das Spitzentrio Expert, Euronics und Medimax und auch 2010 belegten die Verbundgruppen die vordersten Ränge.

ProMarkt belegte unterdessen in sämtlichen Service-Tests den letzten oder zumindest einen der letzten Ränge. Verkäufer, die sich nur unzureichend auf die Vorstellungen und Bedürfnisse der Kunden einstellten, lange Wartezeiten für eine Beratung und zum Teil sogar falsche Aussagen im Beratungsgespräch waren die von den Testern monierten Hauptmängel. Führt man sich vor Augen, dass angesichts der hohen Konkurrenz – offline wie auch online – die Beratung eines der wichtigsten Alleinstellungsmerkmale für ein Elektronikgeschäft ist, wird auch hier die negative Entwicklung von ProMarkt nachvollziehbarer.

4. ProMarkt lieferte seinen Kunden keinen überzeugend Nutzen

Aufgrund der geringen Einkaufsmacht konnte sich ProMarkt nicht mit seinen Preisen vom Wettbewerb differenzieren. Auch die Beratungsqualität war mangelhaft. Und schließlich konnte die Retail-Kette auch kein herausragendes Sortiment anbieten: Mit Flächen von meist rund 3.000 Quadratmetern sind die ProMarkt-Standorte zwar größer als die Mehrzahl der Verbundgruppen-Fachmärkte, aber auch deutlich kleiner als viele Media Markt und Saturn-Filialen. Als Elektronik-Vollsortimenter hatte ProMarkt somit zwar von allem etwas anzubieten, konnte aber in keinem Sortimentsbereich eine echte Tiefe vorweisen. Damit war die Rewe-Tochter schon gegenüber Media-Saturn im Hintertreffen und konnte mit den ab Mitte der 2000er Jahre boomenden Online-Elektronikhändlern erst recht nicht mithalten.

Unattraktive Preise, schwache Beratung und ein durchschnittliches Sortiment – ProMarkt gelang es nicht, seinen Kunden einen einzigartigen Nutzen zu bieten. Und in der umkämpften Handelswelt verliert man so schnell seine Daseinsberechtigung.

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