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"Zu alt" für den Arbeitsmarkt?

07.01.2011

Defizite bei der Selbstvermarktung

?? Sie schreiben, über 40-Jährige verkaufen sich bei Bewerbungen oft nicht gut. Woran liegt das? Ist das eine Generation, die das Selfmarketing nie richtig gelernt hat?

Ja, in unserer Generation ist die "Sei wie das Veilchen im Moose"- bzw. "Gib nicht so an!"-Maxime noch sehr verbreitet. Wir hoffen entweder, unsere Leistung werde schon für sich selbst sprechen. Das ist sympathisch, aber unrealistisch. Oder wir denken: "Ich will mich doch nicht verbiegen" und beharren darauf, unangepasst, unmodisch und unflexibel zu sein. Das ist naiv. Unternehmen suchen nicht nach Bescheidenheit oder Charakterschärfe. Sie suchen schlicht einigermaßen verträgliche und tüchtige Menschen mit bestimmten Fähigkeiten zur Problemlösung und Wertschöpfung. Und die müssen natürlich professionell angeboten und "verkauft" werden. Da besteht in der Generation 40 plus sicher noch Nachholbedarf.

?? Sie raten dazu, nicht zu lange in ein und demselben Unternehmen zu bleiben. Ist das in Zeiten hoher Arbeitslosigkeit nicht sehr riskant?

Was ist riskanter: sich nach einigen Jahren in einem Unternehmen eine etwas höherwertige Stelle in einem anderen Unternehmen zu suchen, auch wenn man dort nicht sofort höchsten Kündigungsschutz hat, oder nach 25 Jahren im selben Unternehmen plötzlich auf der Straße zu stehen, weil der Betrieb geschlossen wurde? Wer 25 Jahre lang dasselbe im selben Unternehmen gemacht hat, gilt als eingefahren und nicht mehr lernfähig, und das sicher nicht ganz zu Unrecht. Wer öfter mal gewechselt hat, hat gezeigt, dass er die Fähigkeit hat, sich neu zu orientieren, neue Probleme zu lösen und sich an neue Anforderungen anzupassen. So jemand findet viel leichter wieder eine neue Stelle.

?? Kommunikationsprobleme treten oft dann auf, wenn der Chef jünger ist. Welche Regeln sollten über 40-Jährige hier beachten?

Der Chef ist der Chef, egal wie alt er ist. Kein Chef kann es sich auf Dauer bieten lassen, wenn ein Mitarbeiter bestimmte Anweisungen boykottiert, ihn ungefragt belehren will und ihm immer wieder signalisiert, dass er ihn nicht ernst nimmt. "Das habe ich schon immer so gemacht" oder "Für mich gelten hier Sonderregeln" sind Antworten, die kein Chef akzeptieren wird, genauso wenig wie "Dafür haben Sie doch viel zu wenig Erfahrung!"

Im Einzelfall ist es sicher hart, wenn da plötzlich ein Vorgesetzter sitzt, der dem Alter nach der eigene Sohn bzw. die Tochter sein könnte. Als souveräner Arbeitnehmer, der sich seines Wertes bewusst ist, können Sie damit aber professionell umgehen: Behandeln Sie Ihren jungen Chef wie jeden anderen Vorgesetzten auch und setzen Sie sich nach Kräften für die Ihnen zugewiesenen Aufgaben ein. Versuchen Sie nicht, ihn zu boykottieren oder zu erziehen, das klappt sowieso nicht. Machen Sie Vorschläge nicht gönnerhaft, sondern konstruktiv: "Ich habe da mal eine ähnliche Situation erlebt, da haben wir XY gemacht …" Es ist ja nicht leicht, in jungen Jahren schon Chef sein zu müssen - Sie mit Ihrer Erfahrung können es sich doch leisten, großzügig und wohlwollend zu sein! (oe)

Barbara Kettl-Römer ist die Verfasserin des Buches "Ü 40 und top im Job".

Kontakt:

Melanie Alwang, PR Check, E-Mail: melanie.alwang@pr-check.de

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