Auch (Erfahrungs-)Wissen veraltet
"Starker Tobak" - mag manch Leser beim Lesen der obigen Zielen gedacht haben. Was maßt sich "der Kuntz, dieser Marketing-Fuzzi" an? Ist er doch selbst so ein 50plus-Typ, dessen Schläfen die ersten grauen Haare zieren. Richtig! Und genau deshalb wurden mir in den letzten Jahren zunehmend die Gefahren bewusst, die in dem schleichenden (Ver-)Altern des eigenen (Erfahrungs-)Wissens ru-hen. Denn auch für das Bildungs- und Beratungsmarketing gilt: Gewisse Grundaxiome wie zum Bei-spiel "Marketing ist ein Prozess" gelten heute wie vor 20 Jahren. Trotzdem hat sich außer dem Markt auch das Marketing - unter anderem aufgrund von Internet & Co - radikal verändert.
Deshalb müssen die Marketingkonzepte heute andere als früher sein. Das heißt: Mit dem Know-how von gestern kann man heute zwar noch drittklassige Marketingkonzepte entwerfen, aber keine Konzepte mehr, die wirklich "Zug" ins Marketing bringen. Und schon gar nicht kann man sie realisieren. Ähnlich verhält es sich mit vielen Lösungsansätzen, die in Trainings zum Beispiel für den Bereich Führung oder Verkauf präsentiert werden. Auch für sie gilt: Was früher gut war, kann heute mittelmäßig sein - zum Beispiel, weil sich die Kultur der Unternehmen oder deren Struktur gewandelt hat.
Dies ist manchen Trainern nicht ausreichend bewusst. Diese Erfahrung sammelte der Autor in den letzten zwei, drei Jahren. In ihnen riefen gehäuft Trainer jenseits der 50 bei ihm an und fragten: Können Sie mich beim Marketing unterstützen? Der Anlass fast immer: Zwei, drei Stammkunden, bei denen der Trainer jahrelang gutes Geld verdiente, hatten die Zusammenarbeit beendet - was zu dramatischen Umsatzeinbussen führte, weil besagte Trainer in der Regel nur ein halbes Dutzend Kunden hatten.
Bat der Autor die Trainer dann, ihm außer ihren Werbeunterlagen auch exemplarisch einige Trainingsunterlagen zu senden, dann zeigte sich oft: Ihre (Trainings-)Unterlagen sind nicht nur gestalterisch, sondern auch inhaltlich veraltet. Und fragten Trainer wegen PR-Unterstützung beim Autor an, dann erwiderten sie auf seine Nachfrage "Welches Thema gehen wir an?" nicht selten: "Ich habe vor 15 Jahren mal einen Artikel zum Thema Führung (... oder Verkauf) geschrieben. Den können Sie noch mal Zeitschriften anbieten."
Oder wie ein Trainer, bei dem der Autor 1995 ein Seminar besuchte, um hierüber eine Reportage zu schreiben: "Bieten Sie die Reportage doch nochmals Zeitungen an. In dem Seminar hat sich nichts geändert." Das zeigt: Seit über 15 Jahren hat der Trainer sein Produkt - und vermutlich auch sich selbst - nicht weiterentwickelt. Und dann wundert er sich, dass er von seinen Kunden aussortiert wird.