Interview mit GetGoods-Chef Rockstädt-Mies

"Wir haben keine Geheimnisse mehr nötig"



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Umsatzsprünge, Investoren und Übernahmen

Rockstädt-Mies: "Ich hätte GetGoods schon mindestens drei Mal verkaufen können. Aber ich habe jedes Mal Nein gesagt."
Rockstädt-Mies: "Ich hätte GetGoods schon mindestens drei Mal verkaufen können. Aber ich habe jedes Mal Nein gesagt."

Für ein Unternehmen, das sich bereits seit mehreren Jahren am Markt befindet, bedeuten Umsatzsprünge im dreistelligen Millionenbereich allerdings etwas anderes, als für einen Newcomer. Wie solide ist Ihre Geschäftsentwicklung? Was würde es für GetGoods bedeuten, wenn das Wachstum nicht nur für ein Quartal, sondern einmal für zwei oder drei Quartale in Folge aussetzt?
Rockstädt-Mies: Wir sind profitabel und sehen uns deshalb auf einem guten Weg. Wir haben in der letzten Zeit noch einmal Kostenoptimierungsmaßnahmen durchgeführt und konnten beispielsweise auch Ausgaben für SEO-Maßnahmen eindampfen – aufgrund des hohen Wiedererkennungswerts, den Getgoods inzwischen hat. Natürlich könnten wir noch viel mehr wachsen, wenn wir nicht auf die Profitabilität achten würden, aber das ist eine andere Sache.

Der Einstieg eines finanzstarken Investors könnte Ihnen hier einige Sorgen abnehmen. Was ist an Übernahmegerüchten dran, die sich hartnäckig um GetGoods halten?
Rockstädt-Mies: Wissen Sie, ich hätte GetGoods schon mindestens drei Mal verkaufen können. Aber ich habe jedes Mal Nein gesagt. Entweder weil ich nicht an die Philosophie der jeweiligen Interessenten geglaubt habe oder weil die Konzepte nicht übereingestimmt haben. Für uns steht auch 2013 im Mittelpunkt, dass wir uns auf unser Geschäft konzentrieren und unsere Entwicklung weiter vorantreiben.

Seit der Anfang 2013 von Getgoods durchgeführten Kapitalerhöhung gibt es aber einen ominösen "institutionellen Investor", der rund 20 Prozent der Anteile an Ihrem Unternehmen hält. Gerüchten zufolge könnte es sich dabei um Media-Saturn-Gründer Erich Kellerhals handeln. Warum sorgen Sie hier nicht für mehr Transparenz?
Rockstädt-Mies: Wir bleiben dabei, dass wir das zum jetzigen Zeitpunkt nicht kommentieren. Es stimmt, wir haben einen Investor, der Anfang 2013 vier Millionen Aktien gezeichnet hat. Aber wir sagen erst dann, wer es ist, wenn der geeignete Moment da ist.
Diese ganzen Gerüchte, die da von außen eingestreut werden, schaden letztlich nur unserem Unternehmen. Denn egal, wer der Investor ist: Wenn wir zu früh einen Namen nennen, würde uns das nur Nachteile bringen – einkaufsseitig oder auch in Bezug auf unsere Börsennotierung. GetGoods ist nun einmal unter den Elektronikversender das einzige am Kapitalmarkt aktive Unternehmen.

Hätten Sie überhaupt Interesse an einem Einstieg von Herrn Kellerhals und Media-Saturn bei GetGoods? Wenn man betrachtet, wie schwach sich Redcoon seit der Übernahme durch die MSH entwickelt hat, handelt es sich dabei ja eher um ein abschreckendes Beispiel.
Rockstädt-Mies: Wir sind deshalb so gut, weil wir so frei sind. Obwohl wir eine gewisse Größe erreicht haben, sind wir noch immer sehr flexibel – und das zeichnet uns aus.
Wenn man dagegen wie Redcoon einen Investor wie Media-Saturn hat, bei dem auch noch die Geschäftsführer der ganzen Märkte mitreden, ist es klar, dass dabei Konflikte für die Strategie entstehen. Dass wir Mitte 2012 einen Einstieg von Media-Saturn geprüft haben, haben wir ja bereits öffentlich gemacht. Wir hatten eine Due Diligence, die zu beenden wir gemeinsam entschieden haben.

Umgekehrt haben auch Sie für das laufende Jahr Übernahmepläne angekündigt. Sind diese nun mit dem Kauf des B2B-Onlineshops Xgsm.com erledigt oder dürfen wir uns auf weitere Akquisitionen einstellen?
Rockstädt-Mies: Es ist definitiv noch etwas im Busch. Spätestens bis Ende August werden Sie von ein oder zwei weiteren Akquisitionen von uns hören. Wir kaufen genau dort zu, wo wir noch Kompetenzen brauchen.

Gerade dieser Aspekt erscheint bei der Xgsm-Übernahme allerdings etwas fraglich: Sie haben einen Spezialisten für das B2B-Geschäft zugekauft – obwohl GetGoods erklärtermaßen in diesem Bereich bereits selbst über ein starkes Standbein verfügt.
Rockstädt-Mies: Da steckt nichts Großes dahinter. Wir mussten die Akquisition nur öffentlich machen, da wir börsennotiert sind. Es geht uns darum, dass wir den B2B-Bereich in die neue Gesellschaft ausgliedern, damit man genau sieht, was auf der einen Seite unser Business-Geschäft ist und wie wir auf der anderen Seite den B2C-Bereich sukzessive ausbauen. Als Alternative zur Übernahme von Xgsm.com hätten wir im Prinzip genauso gut eine eigene Vorrats-GmbH gründen können. Aber die Xgsm war nun schon einmal da und bringt auch ein gewisses Volumen im B2B-Bereich mit.

Auf der nächsten Seite geht es u.a. um die Frage, warum GetGoods zum Vollsortimenter werden will.

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