App- und Cloud-Kultur

Wertschöpfung braucht Integration - auch im E-Commerce



Wolfgang Vogl ist Director Business Development bei Speed4Trade. Mit über 25 Jahren Erfahrung in und mit Softwareunternehmen ist er auf digitale Geschäftsmodelle und Commerce-Plattformen spezialisiert. Der Wirtschaftsinformatiker unterrichtet als Dozent im MBA-Studiengang “Digital Business Manager” und engagiert sich im Bitkom.

Cloud-Lösungen führen oft in die Sackgasse

Das App-Prinzip von einfachen, auf eine spezialisierte Aufgabe hin optimierten Programmen, ist auch bei Cloud-Anwendungen zu beobachten.
Das App-Prinzip von einfachen, auf eine spezialisierte Aufgabe hin optimierten Programmen, ist auch bei Cloud-Anwendungen zu beobachten.
Foto: Sergey Nivens - shutterstock.com

Das App-Prinzip von einfachen, auf eine spezialisierte Aufgabe hin optimierten Programmen, ist auch verstärkt bei neuen Cloud-Anwendungen zu beobachten. Sie versprechen: kein Installationsaufwand, kurze Einarbeitungszeit, moderne Benutzerführung, sprich mehr Produktivität. Anmelden, einloggen, los geht's. Doch führen einzelne Cloud-Lösungen nicht auch früher oder später in die Sackgasse?

Beispiel Online-Handel: Hier eine Warenwirtschaft in der Cloud, dort ein CRM-System für die Kundenkommunikation; noch schnell einen Online-Shop aufgesetzt und ach ja über eBay und Amazon will man auch noch verkaufen. Kein Problem, läuft ja alles in der Cloud, keine Installation, nur anmelden und starten.

Wertschöpfung braucht Systemintegration

Doch wir erinnern uns: Wertschöpfung braucht optimal integrierte Prozesse. Das heißt, Unternehmen, die mit separaten Cloud-Lösungen starten, stehen ganz schnell vor der Herausforderung, all diese Cloud-Anwendungen miteinander verbinden zu müssen, um die beste Wertschöpfungskette für ihr Unternehmen zu schaffen.

Die Cloud-Anbieter sind dann auch schnell mit einer Lösung parat: "Wir haben offene Schnittstellen, APIs (application programming interface) oder auch Webservices genannt. Damit kann sich jede Drittanwendung an uns andocken - eine Steckdose sozusagen." Hört sich gut an. Das Problem ist nur, dass alle nur eine Steckdose haben aber keiner den passenden Stecker dazu. Schmerzhafte Folge: Die Daten müssen oft manuell von einer Anwendung zur anderen übertragen werden. Im professionellen Online-Handel absolut nicht akzeptabel. Prozessoptimierung sieht anders aus.

Integrationsplattformen sind gefragt

Deshalb gilt es, die Vorteile moderner Online-Services mit den Anforderungen automatisierter Prozesse zu verbinden. Eine intelligente Datendrehscheibe ist gefragt. Eine Middleware, ein Vermittler zwischen den verschiedenen Cloud-Welten. Die zentralen Aufgaben dort:

  • Integration der verschiedenen Plattformen mit maximaler Funktionstiefe

  • Prozesssichere Transaktionen, auch bei sehr hohem Datenvolumen

  • Kapselung der Komplexität vor dem Anwender, für eine einfache Bedienung im Tagesgeschäft

Damit zusammen kommt, was zusammen gehört - ja, was zusammen muss.

Auch wenn es verlockend ist, schnell mal mit einer Cloud-Lösung zu starten: es ist noch immer sinnvoll, sich vorher über die gesamte Systemarchitektur Gedanken zu machen. Welche Software muss mit welcher anderen Software wann, wie und wie oft Daten austauschen? Tipp: Die Prozesse starten immer bei der Warenwirtschaft. Also: erst das ERP-System einführen, dann die Middleware und erst zum Schluss den Online-Shop - und nicht umgekehrt. (rw)

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