Mich wundert, dass der Graumarkt nicht als problematisch angesehen wird
Ohlsson: Supplies sind unser eigentlicher Hauptkampf. Es geht um sogenannte komplatible oder sogar falsche Druckerpatronen. Bei den falschen, die teilweise schwierig zu erkennen sind, sind wir am rigorosesten und haben sozusagen eine eigene Polizei.
Wolf: Wir kaufen nur die Originale von den Herstellern. Vor ein paar Jahren hatten wir in Treu und Glauben von einem großen Lieferanten Kyocera-Toner eingekauft. Das haben wir dann zur Spitze getrieben und eine Gerichtsverhandlung verloren. Es handelte sich um Original-Ware, die auch für den deutschen Markt bestimmt war. Diese ist über Kyocera interne Kanäle über einen nicht autorisierten Distributer ins Land gekommen und das gilt nach geltendem Recht genauso als Urheberrechtsverletzung. Da verliert man den Glauben an Gerechtigkeit.
Bode: Wir haben auch eigene Mitarbeiter, die nichts anderes machen, als über Stichprobenprüfung oder bei Verdachtsmomenten genau diese Checks zu machen. Das Thema Graumarkt wird es aus unserer Sicht immer geben. Bei den wenigen Einzelfällen greifen wir direkt ein.
Wedemeyer: Ich war die letzte Zeit so schweigsam, weil es mich wundert, dass der Graumarkt nicht als problematisch angesehen wird. Wir konnten zum Beispiel mit Digitalkameras jahrelang kein Geschäft machen, weil die Einkaufspreise - egal wo - 20 Prozent über den Netzpreisen lagen. Später wurde dann festgestellt, dass diese Geräte überwiegend aus dem Ausland kamen.
Meyer: Wer die Preisstabilität im Channel dennoch schafft ist zum Beispiel die Firma Apple, die irgendwie ein Alleinstellungsmerkmal geschaffen hat. Ist es nicht das, was dieser Branche auch letztlich zu schaffen macht, dass es uns an Innovationen und Differenzierungsmerkmalen fehlt?
Wedemeyer: Erstmal weiß ich nicht, ob es so eine Wahnsinnsinnovation ist, dass nicht alle Handys explodieren, sondern nur einzelne. Das war eine der Meldungen, die mich in den letzen Wochen am meisten gefreut hat. Ich glaube, speziell Apple lebt sehr von den Lorbeeren, deswegen würde ich das gar nicht so sehen. Man kann entweder versuchen, sich zu verbreitern, wie das neben Apple, viele Marken machen. Das belastet eine Marke natürlich auch immer. Der Lebensmitteleinzelhandel ist eigentlich ein schönes Beispiel. Die Umsatzrediten liegen hier mittlerweile wieder bei 2 bis 3 Prozent, die Händler müssen aber auch mit wenig Marge klarkommen.
Meyer: Warum funktioniert es nach Ihrer Einschätzung dort wieder?
von Wedemeyer: Ich muss die unterschiedlichen Zielgruppen unterschiedlich angehen. In Hannover habe ich zum Beispiel einen Edeka-Laden gesehen, der nach Feng Shui eingerichtet ist. So einen Quatsch gäbe es natürlich bei Lidl nicht, aber zu Edeka laufen die Double-Income-One-Kid-35- bis 40-jährigen mit Jutetragetaschen und zahlen dort tatsächlich mehr für genau den gleichen Kram. In der Großstadt ist das Konzept ein anderes: In Berlin heißt es Spätkauf, in Hannover heißt es Kiosk, ich weiß nicht, wie die Läden in München heißen, in denen man zum doppelten Preis abends noch eine Dose Ravioli kaufen kann.
Meyer: Tanke heißt das bei uns.