Jobs nur über Vitamin B?
Besonders Familienunternehmen oder kleinere, mittelständische Firmen sollten sich nicht zu stark auf diesen Rekrutierungsweg festlegen, empfiehlt Quenzler, denn das gefährde den guten Ruf. Wer vor allem über Empfehlung Mitarbeiter gewinnt und keine Stellen ausschreibt, bleibt für Bewerber unsichtbar. "Schnell entsteht das Gerücht, dass man nur über Beziehungen an einen Job kommt. Dann ist gleich auch von Spezlwirtschaft die Rede und das schadet dem Unternehmen", sagt der Professor.
"Wer seinen Arbeitgeber aus Überzeugung einem Freund empfiehlt, der aber nach ein paar Monaten enttäuscht wieder kündigt, kann auch die Freundschaft aufs Spiel setzen. Manchmal zerbrechen sie, wenn sich der Arbeitgeber als weniger attraktiv entpuppt", warnt der Wissenschaftler. Auch Unternehmen müssen dem Eindruck entgegen treten, neue Mitarbeiter mit Beziehungen zu bevorzugen und schneller zu befördern.
Wenn der Freund vom Chef Kollege wird
Der Ingolstädter Professor empfiehlt Führungskräften, offen mit ihren Teams darüber zu sprechen, wenn ein Freund des Chefs ins Team kommt. "Damit keine Gerüchte entstehen, empfehle ich, solche Konstellationen offen anzusprechen. Es muss auch klar gesagt werden, dass der neue Mitarbeiter keine Privilegien genießt, nur weil er jemanden im Unternehmen kennt. Es gelten für alle die gleichen Spielregeln und Karriereperspektiven." Das klingt professionell, doch ist es auch realistisch? Traut sich ein Mitarbeiter, den als hochgelobten Spezialisten und besten Freund des Teamleiters vorgestellten Kollegen zu kritisieren, wenn der sich als Faulpelz und Fehlbesetzung entpuppt?
Professionelle Personalauswahl verhindert Spezlwirtschaft
Gerade Startups tappen manchmal in die Falle, nur Freunde von Freunden einzustellen, ohne deren Qualifikation genau zu prüfen. "Ein Inhaber kann die ersten 50 Mitarbeiter noch persönlich einstellen, doch spätestens dann sollten sie sich professionalisieren und sich jemanden außerhalb des eigenen Freundeskreises für diese Aufgabe suchen", empfiehlt Personalberater Busold.
Selbst wenn das Unternehmen kein Geld für eine solche Position ausgeben will, helfen externe Experten, die die Instrumente der Eignungsdiagnostik beherrschen oder auch ein Assessment-Center professionell organisieren können. Nur eine Empfehlung reiche nicht als Qualitätscheck. Und "eine Empfehlung ist kein Freifahrtschein", ergänzt Sopra-Steria-Personaler Donat. Auch jeder Bewerber, der auf Empfehlung zu ihm komme, durchläuft das gesamte reguläre Auswahlverfahren.
Auf Diversity, also Vielfalt hinsichtlich Alter, Nationalität und Geschlecht, setzen vor allem internationale Konzerne. Mit so einer Initiative wie "Mitarbeiter werben Mitarbeiter" steigt aber die Wahrscheinlichkeit einer homogenen Mannschaft. "Natürlich stelle ich Auftraggebern die Frage, ob sie jemanden suchen, der so tickt wie sie oder jemanden, der als Querdenker neue Ideen ins Unternehmen bringt", sagt Busold.
"Einfacher und harmonischer ist es, jemanden ins Team zu holen, der ähnlich tickt, denn das bedeutet für alle: Der Neue macht keinen Stress", weiß Busold. "Seltener entscheiden sich Firmen für jemanden, der ganz anders denkt. Das ist auf jeden Fall anstrengender." Auch Quenzler kennt das Dilemma der Unternehmen. "Unterschiedliche Menschen ins Team zu integrieren ist am schwierigsten, doch wenn es gelingt, ist es befriedigend und kann neue Impulse bringen."
- Was das Business vom Sport lernen kann
Glaubt man Robert Half, hat die eine Hälfte der Manager ein leistungsstarkes Team, die andere nicht. Wer zur besseren Hälfte zählen will, sollte sich bei der Zusammenstellung seiner Mannschaft am Sport orientieren. In einem Dream Team sind sechs Rollen zu besetzen. Diese finden Sie auf den folgenden Seiten. - Der Teamkapitän
Wichtig ist natürlich der Teamkapitän. Er ist den anderen Vorbild und inspiriert sie zu Höchstleistungen. Er gibt die Richtung vor und löst Probleme. - Der Schiedsrichter
Kein Wettkampf ohne Schiedsrichter. Er wahrt immer die Fairness, zeigt Fehlentwicklungen auf und kann Emotionales und Rationales trennen. - Der Profi
Professionelles Verhalten im Team heißt, sein Wissen zu teilen und eigene Erfahrungen einzubringen. Profis bürgen für Qualität, Zuverlässigkeit und Termintreue. - Der Top-Performer
In jedem Team gibt es Top-Performer, die konstant Höchstleistung zeigen. Sie nehmen Herausforderungen gerne an und wollen verantwortlich und eigenständig arbeiten. Auf Change reagieren sie schnell. - Der Neue
Neue Mitarbeiter im Team bringen oft inspirierende Ideen ein. Mit der richtigen Förderung entwickeln sie sich eventuell zu Top-Performern. - Der Cheftrainer
Beim Cheftrainer liegt die Verantwortung für die Zusammensetzung des Teams. Er fungiert als Teamleader, Motivator, Moderator und Entscheider. - Der Talentscout
Natürlich versäumt Robert Half nicht den Hinweis auf mögliche Unterstützung von extern. Ein Talentscout kann beim Rekrutieren neuer Mitarbeiter helfen.