Der Markt für BPM-Suiten
Generell macht der Markt für kommerzielle BPM-Suiten eine fortschreitende Konsolidierung durch. Das belegen die in jüngerer Zeit abgeschlossenen Übernahmen von Lombardi durch IBM oder von Inubit durch Bosch Software Innovations.
BPMN-2.0-konforme Process Engines sind mittlerweile in vielen BPM-Produkten enthalten, so beispielsweise in denen von IBM, Oracle und SAP. Allerdings ist der Einsatz solcher BPM-Suiten auch mit einer Herausforderung verbunden, die viele Unternehmen in der Vergangenheit nicht vollständig meistern konnten: Die Automatisierung von Geschäftsprozessen stellt schlussendlich eine Art Softwareentwicklungsprojekt dar. So gesehen ist eine BPM-Suite vor allem eine Plattform, auf deren Grundlage sich die eigentlich Mehrwert stiftenden Prozess-anwendungen erstellen lassen.
Die Wahrheit über Zero-Coding
Im Kontext der allgemeinen Überlegungen zur modellgetriebenen Softwareentwicklung versuchten vor einigen Jahren die meisten BPM-Suite-Hersteller, eine Umsetzung ohne Programmierung ("Zero-Coding" genannt) zu ermöglichen. Damit verbunden war das Versprechen an die Fachbereiche, dass sie eigene Geschäftsprozesse ohne die vermeintlich lästige, langsame und teure hausinterne IT umsetzen können. Das hat auf der Anwenderseite selbstverständlich erst einmal für viel Begeisterung gesorgt.
Allerdings konnte dieses Versprechen nicht gehalten werden - was im Rückblick auch nicht überrascht: Eine Prozessanwendung besteht neben dem reinen Prozessmodell aus einer Vielzahl von Komponenten, zum Beispiel Benutzeroberflächen, Schnittstellenaufrufen etc. Diese lassen sich aber nicht in BPMN modellieren. Wer eine BPM-Suite nutzt, muss diese Komponenten also in einer ganzen Armada aus zunehmend komplexen Formularen, Wizards und Ähnlichem konfigurieren.
Am Ende wird doch wieder programmiert, allerdings nicht in einer gängigen Programmiersprache, sondern eben auf genau die Art und Weise, die der Hersteller der BPM-Suite vorgesehen hat. Und in der Konsequenz ist es nicht - wie erhofft - die Fachabteilung, sondern die hausinterne IT, die diese Umsetzung leistet. Und das unter erschwerten Bedingungen:
Die Kollegen müssen hierfür die herstellerspezifische Lernkurve zur Bedienung der Formulare oder Wizards durchlaufen, bis sie überhaupt produktiv arbeiten können, und sie müssen dieses Know-how auch aufrechterhalten. Sollte das nicht möglich sein, werden externe Entwickler hinzugezogen, die im Regelfall nur beim Hersteller selbst zu bekommen sind. In den meisten Fällen sind sie über die Maßen teuer oder zum benötigten Zeitpunkt nicht verfügbar.