Inwiefern beobachten Sie nicht nur bei den Großkunden, sondern auch bei mittelständischen Unternehmen dieses steigende Interesse?
König: Gerade für klassische Mittelstandskunden ist das ein ganz heißes Thema. Denn es gibt auch kleinere Referenzarchitekturen wie VSPEX, FlexPod oder den seit kurzem verfügbaren, kostengünstigen und überall einsetzbaren ExpressPod. Diese Lösungen machen es dem Mittelstand sehr einfach, schrittweise neue Themenfelder und Architekturen einzuführen.
Aus dieser Perspektive betrachtet unterscheiden sich die einzelnen Referenz- und Integrated Systems-Angebote nicht wesentlich?
König: Selbstverständlich hat jeder Hersteller Stärken, Schwächen und Schwerpunkte. Aber das Hauptthema ist ein anderes. Es geht vor allem um das Konzept, das dahintersteht. Der Vorteil ist, dass diese automatisierten und standardisierten Architekturen ein zentrales Management für Compute, Storage und Netzwerk bieten.
Alle Ansätze von VMware und Microsoft in Richtung Software Defined Datacenter zielen darauf ab, Funktionalitäten aus dem Netzwerk-, dem Storage- und Compute -Bereich bis zu einer gewissen Ebene in den virtuellen Layer zu integrieren. Denn wenn der Kunde eine virtuelle Maschine, einen Desktop etc. verschieben möchte, muss diese Funktionalität mitwandern.
Wir stehen hier am Anfang einer ganz neuen Entwicklung. Wir sind auf dem Weg ins Storage-Defined Datacenter: Die Software ist in der Lage, diese Services mitzunehmen und verteilt bereitzustellen. Die Referenzarchitekturen unterstützen diesen Weg.
Den Ansatz in Richtung Software Defined Datacenter gab es ja schon früher. Was macht Sie so sicher, dass er sich jetzt tatsächlich durchsetzen wird?
König: Wir beobachten eine enorme Dynamik, schon allein aufgrund der Tatsache, dass x86-Server auf breiter Basis installiert sind. Hunderte von Servern werden heute von zwei Personen gemanagt. Hinzu kommt die rasante Veränderung auf Client-Seite durch die Verbreitung von Portalen.
Ein Beispiel: Private-Dropbox-Lösung von VMware, die beim Kunden im Unternehmen läuft und auf die weltweit jeder Mitarbeiter zugreifen und Daten teilen kann. Anwender müssen Informationen und Dokumente heute teilen, unabhängig davon, wo sie sich befinden und mit welchem Endgerät sie arbeiten. Das heißt, die Anwender udn das Geschäftsumfeld fordern diesen Wandel, nicht unbedingt die IT-Abteilung. Viele Projekte werden heute aus den Fachabteilungen heraus angestoßen.
Wie gehen die IT-Abteilungen Ihrer Erfahrung nach mit dieser Situation um?
König: Noch ein Beispiel: Wir hatten ein Projekt, bei dem es um die Einführung von iPads ging, die von der IT-Abteilung zentral gemanagt werden. Die Freiheiten der Anwender wurden dabei vom IT-Leiter rigoros eingeschränkt: die Nutzung von iClouds, der Dropbox und viele andere Funktionalitäten wurde alternativlos unterbunden. Damit wurde der Mehrwert, den die iPads für die User bringen sollten, obsolet gemacht. Die Folge: Der IT-Leiter kämpft mit unzufriedenen Anwendern.
Die neuen Datacenter-Funktionen und Architekturen ermöglichen den Anwendern gerade diese Freiheiten, und erlauben gleichzeitig dem IT-Administrator, die Kontrolle zu behalten. Die Anwender treiben damit die IT. Es geht aber nicht nur darum, Anwendern das Bereitstellen von Daten und Apps zu ermöglichen, sondern für den Kunden Mehrwerte für die gesamte Kommunikation zu schaffen.