Interview mit EP-Chef Ehmer

„Verbundgruppen sollten Services gemeinsam vermarkten“



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".

Trotz Einstieg bei Notebooksbilliger: Stationärer Handel bleibt Priorität

Die dritte große Neuigkeit im Online-Bereich war in den letzten Monaten der Einstieg von EP bei Notebooksbilliger.de. War das auch ein Thema bei Ihrer Frühjahrsmesse und wie haben Ihre Mitglieder darauf reagiert?

Wurde auch bei der Frühjahrsmesse zum Teil kontrovers diskutiert: Der Einstieg von EP bei Notebooksbilliger.de
Wurde auch bei der Frühjahrsmesse zum Teil kontrovers diskutiert: Der Einstieg von EP bei Notebooksbilliger.de

Ehmer: Wir konnten unseren Partnern bei der EP-Frühjahrsmesse 2013 nun die ersten gemeinsam mit Notebooksbilliger.de realisierten Angebote präsentieren. Bei mehr als 5.000 Mitgliedern in der Verbundgruppe ist es natürlich, dass auch beim Thema Notebooksbilliger.de nicht alle einer Meinung sind. Es gibt hier auch kritische Stimmen. Aber wir gehen mit dem Thema offensiv um und die Mehrzahl unserer Mitglieder versteht das. Arnd von Wedemeyer geht wie alle namhaften Onliner in neue Sortimentsbereiche, egal ob ElectronicPartner dabei der Kooperationspartner ist oder nicht – die meisten Onliner werden übrigens direkt von der Industrie durch Key-Account-Manager betreut. Ware aus selektiven Vertriebsprogrammen werden wir auch weiterhin nur an Mitglieder liefern, die auch die entsprechenden dafür geltenden Kriterien erfüllen.

Spielen Sie mit der Beschränkung auf wechselseitige Einkaufsvorteile die Bedeutung der Beteiligung an Notebooksbilliger nicht etwas herunter? Ist Arnd von Wedemeyer für Sie nicht so etwas wie Redcoon-Chef Reiner Heckel für Media-Saturn: ein interner Tempomacher im Online-Bereich – und auch eine Umsatz-Rückversicherung für eigene E-Commerce-Defizite?

Ehmer: Technisch betrachtet mag das stimmen, da es sich ebenfalls um eine Beteiligung an einem Pure Player handelt, der weiterhin unter eigener Marke unterwegs ist. Im Unterschied zu Media-Saturn ist es aber nicht unsere Strategie, im Online-Bereich das Hauptwachstum zu erzielen. Wir glauben daran, dass es für richtig gut gemachten stationären Handel auch zukünftig ausreichend Erfolgsmöglichkeiten gibt. Wir wollen nicht, dass sich unsere Mitglieder verzetteln. Deshalb sollen sie das Online-Geschäft, das wir im Sommer unter der Marke EP: starten werden, auch nur begleitend betreiben – und nicht als Hauptschwerpunkt. Im stationären Handel lässt sich weiterhin Geld verdienen, der Bereich Heimvernetzung ist hier nur ein Beispiel von vielen.

…dass EP mittelfristig eine Mehrheit an Notebooksbilliger anstrebt – gerüchteweise trägt sich Firmengründer Arnd von Wedemeyer mit Ausstiegsplänen – können Sie ausschließen?

Ehmer: Auch auf die Gefahr hin, dass dies jetzt sofort wieder missverstanden wird, möchte ich nichts ausschließen. Aufgrund der Marktdynamik traue ich mich heute nicht zu sagen, was insoweit in drei, fünf oder zehn Jahren sein wird. Aber meine Einschätzung ist, dass Arnd von Wedemeyer immer noch sehr viel Spaß an Notebooksbilliger.de hat und sich noch lange nicht aufs Altenteil zurückziehen möchte.

Dann ist es auch reiner Zufall, dass der nächste Notebooksbilliger-Store in Düsseldorf eröffnen wird? Die Nähe zur EP-Zentrale könnte zum Beispiel Vorteile beim Thema Selektivware eröffnen…

Ehmer: Nein, auch wenn es anders scheinen mag, ist das reiner Zufall. Bereits vor unserer Beteiligung hat Notebooksbilliger.de begonnen, eine kleine Zahl von Ladenlokalen zu eröffnen – jetzt kommt Düsseldorf dazu. Und ob Notebooksbilliger.de durch seine Stores zum Bezug von selektiver Ware – stationär oder auch für den Onlinehandel - berechtigt ist, muss Notebooksbilliger.de selbst verhandeln. Ich gehe davon aus, dass die Industrie hier richtigerweise konsequent ist.

Wagen wir zum Schluss den Blick in die Zukunft: Gehen Sie mit einer ähnlich vorsichtigen Prognose wie 2012 ins laufende Jahr?

Ehmer: Eine Prognose ist 2013 über alle Formate und Warengruppen schwierig. Wir sind 2012 sehr stark und mit einigen Großereignissen ins erste Halbjahr gestartet. Dagegen zu bestehen, wird dieses Jahr sehr schwierig. Und wie sich das zweite Halbjahr entwickelt – von der Konjunkturentwicklung bis hin zur Bundestagswahl –, müssen wir erst sehen.

Das ist aber auch der Grund für die Vielzahl von Initiativen, die wir auf den Weg gebracht haben – wie unserem Telefontarif easyTel, dem Versicherungsangebot easySchutz, aber auch Partnerschaften mit Maxdome und Kindle: Wir glauben daran, dass wenn Impulse von außen fehlen, Impulse von Innen kommen müssen. (mh)

Zur Startseite