Alte Masche, anhaltender Erfolg

Revival des Microsoft-Support-Betrugs

Peter Marwan lotet kontinuierlich aus, welche Chancen neue Technologien in den Bereichen IT-Security, Cloud, Netzwerk und Rechenzentren dem ITK-Channel bieten. Themen rund um Einhaltung von Richtlinien und Gesetzen bei der Nutzung der neuen Angebote durch Reseller oder Kunden greift er ebenfalls gerne auf. Da durch die Entwicklung der vergangenen Jahre lukrative Nischen für europäische Anbieter entstanden sind, die im IT-Channel noch wenig bekannt sind, gilt ihnen ein besonderes Augenmerk.
Im Mai berichteten Polizeidienststellen aus ganz Deutschland wieder von Personen, die auf unterschiedliche Varianten des „Microsoft-Support-Betrugs“ hereingefallen sind. In der Mehrzahl erwischte es Senioren. Trotz jahrelanger Aufklärung besteht offenbar immer noch Informationsbedarf.
 
  • Der vermeintliche Hackerangriff
  • Die vermeintliche Fernwartung
  • Die Stimme der Bösen
Gerade Senioren fallen immer noch auf die diversen Varianten des eigentlich altbekannten "Microsoft-Support-Betrugs" herein - wie zahlreiche aktuelle Polizeiberichte zeigen.
Gerade Senioren fallen immer noch auf die diversen Varianten des eigentlich altbekannten "Microsoft-Support-Betrugs" herein - wie zahlreiche aktuelle Polizeiberichte zeigen.
Foto: richardjohnson - shutterstock.com

Die Betrugsmasche mit angeblichen Microsoft-Mitarbeitern ist schon über zehn Jahre alt - verfängt aber immer noch. Auch im Mai 2024 hatten Polizeidienststellen in ganz Deutschland immer wieder damit zu kämpfen. Auffällig: Betroffen waren zuletzt vor allem Senioren.

Entweder haben die zahlreichen Meldungen, Aufklärungskampagnen und Warnhinweise diese Bevölkerungsgruppe nicht erreicht oder sie ist von den immer wieder leicht abgewandelten Varianten der Betrugsmasche überfordert. Deshab hier noch einmal ein Überblick über aktuelle Vorgehensweisen der Betrüger und Beispiele aus der Polizei-Praxis, wie die Betrugsversuche ablaufen und wie sie erkannt und verhindert werden.

Aktuelle Beispiele für Microsoft Support-Scam

Einfallstor für die Betrüger sind unter anderem Aufforderungen auf dem Computer, wegen Virenbefall, einem erfolgreichen Angriff, Lizenzproblemen oder technischen Problemen eine dort angezeigte Hotline anzurufen.

Der vermeintliche Hackerangriff

In Hildesheim sah ein 79-jähriger Mann auf dem Bildschirm mehrere vermeintliche Microsoft-Meldungen. Der Computer sei gehackt worden und dürfe nicht mehr genutzt werden, hieß es. Nachdem er eine ebenfalls angezeigte Telefonnummer anrief, wurde er in längere Gespräche mit zwei angeblichen Angehörigen des Unternehmens verwickelt. Die erklärten ihm, es habe eine Vielzahl von Hackerangriffen gegeben und es seien Abbuchungen von seinen Konten vorgenommen wurden. Daher müssten sein Rechner bereinigt und seine Konten gesperrt werden.

Foto: Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes

Laut Polizei haben die Kriminellen parallel dazu eine Fernwartungssoftware auf dem Rechner installiert. Der 79-Jährige beantwortete auch Fragen nach Daten seines Personalausweises und seinen Konten und bestätigte sogar mehrere Buchungen über eine Push-TAN App. Dann überspannten die Betrüger den Bogen jedoch: Sie schickten ihn in einen Laden, um X-Box-Karten für mehrere Hundert Euro zu kaufen. Da machte der Senior dann nicht mehr mit: Er ging stattdessen zur nächstgelegenen Polizeidienststelle.

Ähnlich erging es einem 79-Jährigen in Plettenberg im Märkischen Kreis. Er gab den angeblichen Hotline-Mitarbeitern Kontodaten und etwa 20 TAN preis.

Ein 76-jähriger Mann in Münster hatte nach dem Anruf bei der vermeintlichen Microsoft-Hotline in einer Maske am Rechner bereits mehrere TAN eingegeben. Familienangehörige machten ihn dann aber offenbar auf den Betrug aufmerksam. Vier vorgemerkte Abbuchungen auf seinem Konto überzeugten ihn, dass die recht hatten.

Die vermeintliche Fernwartung

Auch in Bocholt rief ein 81-Jähriger nach einer Warnung auf seinem Computer die angezeigte, vermeintliche Microsoft-Hotline an. Um ihm zu "helfen", lotsten die Betrüger ihn durch die Installation einer Fernwartungssoftware. Das Ergebnis waren auch hier mehrere Abbuchungen von seinem Konto.

Möglicherweise mehr Glück hatte eine 78-Jährige in Kaiserslautern. Auch sie folgte der eingeblendeten Aufforderung, zur technischen Unterstützung nach einem erfolgreichen Angriff eine Hotline anzurufen und gewährte den so kontaktierten Betrügern Fernzugriff auf ihren Rechner. Allerdings fielen dort der Bank die ungewöhnlichen Konto-Transaktionen auf. Die versucht nun, die abgebuchten Beträge wieder zurückzuholen.

Die Überweisungen gar nicht erst ausgeführt hat die Bank einer Frau aus Isselburg im Kreis Borken. Die Frau hatte sich von den Betrügern für einen dreistelligen Betrag ein vermeintliches "Service-Abonnement" von Microsoft aufschwatzen lassen.

Immerhin etwas vorsichtiger war ein 71-Jähriger aus Böhmenkirch auf der Schwäbischen Alb. Zwar ermöglichte er dem vermeintlichen Mitarbeiter der Software-Firma den Fernzugriff auf den PC, als der jedoch am Ende einen dreistelligen Betrag forderte, wurde es dem Schwaben zu bunt: Er zahlte nicht und änderte sofort seine Passwörter und Zugangsdaten. Vertrauliche Daten könnten den Kriminellen dennoch bereits in die Hände gefallen sein.

Die Stimme der Bösen

Inzwischen beschränken sich die Kriminellen aber längst nicht mehr auf Texte, die zum Anruf bei den betrügerischen Hotlines auffordern. Im Raum Augsburg berichtet die Polizei von einem Fall, bei dem ein Mann zusätzlich von einer Tonbandstimme aufgefordert wurde, eine angebliche Hotline anzurufen. Beim folgenden Gespräch brachte der Angerufene den Mann dazu, mehrere Geldbeträge im niedrigen vierstelligen Bereich zu überweisen.

Telefonbetrug mit Bandansagen haben zuletzt auch im Zusammenhang mit dem Bezahldienst Paypal zugenommen. Dabei behauptet eine Computerstimme beispielsweise, über das Paypal-Konto sei eine größere Zahlung veranlasst worden, nach einer teuren Bestellung bei Amazon werde demnächst eine Abbuchung vorgenommen oder es bestehe der Verdacht, dass das Paypal-Konto gehackt wurde.

Betrug mit Microsoft-Support: Prävention und Information

Über falsche Microsoft-Mitarbeiter am Telefon klärt die Polizei auf einer eigens eingerichteten Webseite auf. Das Unternehmen hat zudem eine einfach Möglichkeit eingerichtet, Fälle von Tech-Support-Scam zu melden. Den Gang zur Polizei ersetzt das allerdings nicht. Außerdem gibt der Konzern in Bezug auf das für ihn unangenehme Thema zahlreiche Hinweise, wie sich Nutzer schützen können beziehungsweise wie sie Betrugsversuche erkennen können.

Empfehlungen zu aufdringlichen, angeblichen Microsoft-Support-Mitarbeitern und was zu tun ist, wenn Angehörige darauf hereingefallen sind, hält auch die Polizeiliche Kriminalprävention der Länder und des Bundes bereit.

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