"Buy Local" - die Alternative?
Vor allem kleine Händler kommen daher zu einem Gegenschluss: Finger weg vom bösen Internet! Nicht nur verzichten viele dieser Händler auf ein eigenes Engagement im E-Commerce. Vielmehr wollen sie auch ihre Kunden dazu bewegen, Amazon und Co. abzuschwören und stattdessen beim lokalen Einzelhandel zu kaufen.
"Buy Local" nennt sich die Initiative, die stark auf das Moralbewusstsein der Konsumenten setzt. Der im vergangenen Jahr in Ravensburg gegründete deutsche "Buy Local"-Verein orientiert sich dabei an Vorbildern in den USA und Großbritannien.
So gibt es in den Vereinigten Staaten bereits seit mehreren Jahren eine Vielzahl von Vereinen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, Konsumenten für den Einkauf vor Ort zu sensibilisieren. Neben ökologischen Gründen führen sie dabei den Kampf für bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere regionale Lebens- und Einkaufsqualität ins Feld.
Für die "Buy Local"-Initiativen in Großbritannien stellte eine Anhörung des britischen Parlaments einen wichtigen Auslöser dar, die ans Licht brachte, dass internationale Konzerne wie Starbucks, Google und Amazon dank kreativer Buchhaltung im Vereinigten Königreich niedrige oder gar keine Steuern zahlten. Vor allem Buchhändler auf der Insel starteten daraufhin eine Kampagne unter dem Motto "We Pay Our Taxes". Auch in Deutschland stellt der durch die Marktmacht von Amazon besonders unter Druck geratene Buchhandel eine Keimzelle der Einzelhandelsinitiative dar, die mit Slogans wie "Wir zahlen Steuern!" und "Meine Stadt soll leben!" die Konsumenten aufzurütteln versucht.
"Das ist aus meiner Sicht alles Quatsch", erklärt Synaxon-Vorstandschef Frank Roebers zu der gegen den Online-Handel gerichteten Argumentation von "Buy Local". Das Netz spiele heute bei der Anbahnung von Kaufentscheidungen eine wesentliche Rolle, und deshalb sei eine Online-Komponente auch für den Einzelhandel existenziell wichtig (siehe auch Interview mit Frank Roebers auf Seite 22).