Managed Service Provider bevorzugt

NetApp-Channel

Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.
Der Aufkauf von SolidFire wird auch den Channel des Speicherspezialisten NetApp verändern. Gesucht sind Reseller, die sich im Provider-Geschäft auskennen oder selbst Services anbieten.
 
  • Was der NetApp-Chef Hesske mit SolidFire vor hat
  • Welches Know-How NetApp-Provider vorhalten müssen
  • Backup as a Service als neue Geschäftschance für Reseller

Im Dezember 2015 verkündete NetApp die Übernahme von Flash-Spezialist SolidFire für 870 Millionen Dollar in Cash. Der eingekaufte Hersteller von Flash-Produkten und Flash-basierenden Gesamtlösungen für die Optimierung der Anwendungsleistung erweitert nun das Leistungsspektrum von NetApp auf diesem Gebiet.

Das wird auch Auswirkungen auf den deutschen Channel haben: Bisher hat SolidFire in Deutschland nur eine Handvoll Partner, das Schwergewicht der Aktivitäten liegt in UK. Mit der Integration der SolidFire-Produkte ins Netapp-Portfolio sollen nun bei NetApp neue deutsche Partner dazukommen, die sich besonders im Providergeschäft auskennen oder auch selbst Dienste anbieten, so jedenfalls der deutsche Geschäftsführer Jörg Hesske im Gespräch mit ChannelPartner in München.

Jörg Hesske, Senior Director Sales Germany, Netapp: Mit SolidFire können wir im neue Kundenkreise im Providersektor gewinnen und suchen Reseller, die Erfahrungen in diesem Segment haben.
Jörg Hesske, Senior Director Sales Germany, Netapp: Mit SolidFire können wir im neue Kundenkreise im Providersektor gewinnen und suchen Reseller, die Erfahrungen in diesem Segment haben.
Foto: Ariane Rüdiger

Wie freilich das neue Channel-Programm mit der integrierten SolidFire und frisch dazugewonnenen Partnern oder dem bisherigen SolidFire-Channel im Detail aussehen wird, ist noch unklar. NetApp-Partner müssen sich für die SolidFire-Lösungen neu zertifizieren und umgekehrt. Bei der Höhe der Aufwendungen wird auch eine Rolle spielen, ob Reseller schon Erfahrung mit der jeweils anderen Technologie gesammelt haben. Das wolle man natürlich bei den erforderlichen Zertifizierungen anerkennen.

SolidFire wird in NetApp integriert

Derzeit erweitert Netapp das interne SolidFire-Team und schult die Ingenieure in den neu dazu gekommenen Technologien. "Solid Fire ist für uns besonders wichtig im Bereich Open Stack", sagt Hesske. Die Nachfrage nach dieser Technologie steige kontinuierlich. Mit SolidFire könne man neue Märkte im Bereich Serviceprovider und damit auch neues Kundenpotential erschließen. Dazu kämen Großkunden, deren IT als interner Serviceprovider fungiert. Hesske: "Hier haben wir wegen der Offenheit unserer Plattform, die ein Betriebssystem über alle Speichermedien legt und auch Produkte von Fremdherstellern einbezieht, im Markt derzeit einen Vorteil." Neu im Portfolio ist auch eine rein Flash-basierende FlexPod-Variante.

Gut, so Hesske, laufe derzeit auch das Geschäft mit Backup as a Service. Auf diesem Gebiet offeriert NetApp Partnern eine Komplettzertifizierung, bei der Endkunden sicher sein könnten, dass alle wichtigen Anforderungen und Compliance-Vorgaben erfüllt sind. "Wir erleben hier viel Nachfrage", sagt Hesske. Die autorisierten Serviceprovider werden jährlich in verschiedenen Kategorien geprüft und erhalten dann ein Gütesiegel, das sie als Vertriebsargument einsetzen können.

Weitere neue Aktivitäten entfaltet NetApp im Sektor IoT. Hier kooperiert man etwa mit SAP und hat zertifizierte Speicherlösungen mit SAP HANA und SAP VORA, das HANA und Hadoop vereinigt, entwickelt. Für diese Lösung, die SAP bereits zertifiziert hat, interessierten sich derzeit vor allem Automobilzulieferer, berichtet Jürgen Hamm, bei Netapp Solutions Architect SAP. Hamm: "Hier bieten wir eine sehr tiefe Integration an. Wir können sogar direkt auf CNC-Maschinen zugreifen."

Channel bleibt für NetApp trotz Vertriebs-Automatisierung unentbehrlich

Im Übrigen werde der Vertrieb mit Hilfe von Online-Tools zwar immer stärker automatisiert, doch brauche man die Value Added Reseller nach wie vor dringend, zum Beispiel für die Erstellung komplexer Angebote und Konfigurationen. Rund 90 Prozent der Umsätze eines Monats liefen über den Channel.

Und Web-Storage als Wettbewerb? Durch sie sieht sich NetApp eher nicht bedroht. Horst Thieme, Manager Cloud Business Development EMEA bei Netapp: "Beim Amazon-Summit, zu dem kürzlich 5000 Besucher kamen, wurden wir häufig auf unsere FlexPod-Lösung angesprochen."

Kunden nutzten zwar wegen der damit verbundenen ökonomischen und technischen Vorteile gern Amazon-Server, doch gerade bei Speichertechnik sei der ökonomische Vorteil sehr relativ. "Sobald schneller Speicher gebraucht wird, wird es teuer, und es gibt immer ein Speichervolumen, von dem ab eine fest installierte Speicherlösung zu nutzen und nur bei Bedarf Cloud-Speicher zu buchen." Zudem sei der Cloud-Speicher heute noch nicht intelligent genug, um die Synchronisierung der Daten zwischen verschiedenen Speicherorten auch außerhalb von AWS zu leisten. Auch an Funktionen wie Cloning und Snapshots fehle es noch.

Zudem sei NetApp inzwischen längst kein reiner Speicherhersteller mehr. Hesske: "Wir machen heute weit mehr, zum Beispiel Cloud oder Open Stack." Das müsse sich aber im Markt erst noch herumsprechen, und dabei könne der Channel das Unternehmen unterstützen. (rw)

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