Dauerbeurteilung für Chefs
Viele Chefs der alten Schule drücken bei so viel Offenheit im Unternehmen nicht gerade auf den Like-Knopf. "Ich bekomme oft die Frage gestellt ‚Wie kann ich das verhindern?‘", berichtet Ralf Karabasz, Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Synergie, Bonn. Karabasz veranstaltet regelmäßig Trainings für Manager und kennt die Stimmungslage in den Führungsetagen. "Viele fragen sich, ob sie sich in Zukunft wirklich permanent bewerten lassen müssen", so Karabasz.
Die Antwort ist ziemlich leicht: vermutlich schon. Denn der Vormarsch der Mitmachkultur lässt sich nicht aufhalten. Das hat zwei Gründe: Zum einen ziehen die so genannten Digital Natives in die Arbeitswelt ein, also Menschen, die mit dem Netz groß geworden sind. Und sie erwarten selbstverständlich, hier die gleichen Tools nutzen zu können wie in der Freizeit. Das zeigen zahlreiche Studien: 21 Prozent der Arbeitnehmer etwa würden einen Job ablehnen, wenn das Unternehmen Social Networks wie Facebook und private E-Mail-Nutzung während der Arbeitszeit verbietet, ergab erst im Mai eine Studie der IT-Sicherheitsfirma Clearswift.
Zum anderen haben die Firmen gar keine Möglichkeit, die Mitmachkultur dauerhaft aus den Unternehmen fernzuhalten. "Wenn die Mitarbeiter intern ihre Meinung nicht äußern können, dann tun sie es einfach außerhalb", erklärt Fraunhofer-Experte Prinz. Nicht zuletzt das Beispiel von T-Systems beweist das: Für die Umfrage hätten die Mitarbeiter auch ohne weiteres ein kostenloses Webtool verwenden können. Die Geschäftsleitung hätte die Abstimmung also, selbst wenn sie gewollt hätte, nicht verhindern können.