"Jedes misslungene Gespräch schadet Ihrem Ansehen"

03.08.2007
Von Etrillard 

Bei der Rhetorik geht es also nicht nur um die Wahl der Worte selbst, sondern vielmehr noch um die Wirkung, die wir damit erzielen?
Stéphane Etrillard: Genau darum geht es: Vom Verhalten im Gespräch und den rhetorischen Fähigkeiten wird immer unmittelbar auf die entsprechende Person geschlossen. Nicht nur, dass ein guter Redner als intelligent gilt, während der weniger versierte das Nachsehen hat - die Wirkung der gesamten Persönlichkeit hängt entscheidend vom Kommunikationsverhalten ab. Die wahre Kunst ist es, die eigenen Interessen konsequent zu vertreten und gleichzeitig als ein souveräner Gesprächspartner wahrgenommen zu werden, mit dem man sich gerne trifft, um Sachen ins Rollen zu bringen. Ob Sie nun ein guter Rhetoriker und Gesprächspartner sind, hängt damit längst nicht nur von Ihrer eigenen Wahrnehmung ab - entscheidend ist hier die Perspektive Ihres Gegenübers.

Das leuchtet ein. Doch woher kann ich wissen, wie ich im Gespräch auf andere wirke?
Stéphane Etrillard: Dafür brauchen Sie vor allem eines: Einfühlungsvermögen. Kommunikation im Allgemeinen und Gespräche im Besonderen können überhaupt nur gelingen, wenn wir sehr genau auf unsere jeweiligen Gesprächspartner und Ihre Reaktionen achten. Ein guter Rhetoriker zu sein, heißt damit auch, sich aktiv in andere einzufühlen und im Gespräch positive Gefühle zu vermitteln.

Das Wort Rhetorik scheint oft allerdings ganz anders verstanden zu werden. Im Dunstkreis der rhetorischen Spitzfindigkeiten geht es doch immer wieder um Verbalkeulen, um den Sieg in Wortgefechten, um Angriffe und Abwehr, verbale Tiefschläge, Killerphrasen und messerscharfe Argumente. Schon die Begrifflichkeiten verweisen hier eher auf einen Zweikampf als auf ein Miteinander. Hier bleibt doch der Eindruck, dass Rhetorik ein geeignetes Mittel dafür ist, andere verbal zu besiegen.
Stéphane Etrillard: Einige, wenn auch längst nicht alle, der propagierten Methoden sind tatsächlich wirksam. Wenn Sie Ihren Gegner verbal erschlagen wollen, können Sie das natürlich tun, sofern Ihr Gegenüber die entsprechenden Gegenmittel nicht kennt. Die Frage ist dann nur: Wer hat davon einen Nutzen?

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