Immer "flüssig" sein: So funktioniert der Forderungsverkauf

24.07.2007
Von Wittstein 

Seit November 2006 verkauft auch Young Net seine Forderungen. Hieraus ergeben sich laut Jung für das Unternehmen viele Vorteile. Young Net kann zum Beispiel seine laufenden Betriebsausgaben für Personal, Fahrzeuge und Messgeräte problemlos aus dem Cashflow bezahlen. "Und dies, obwohl unsere Kunden mit uns sehr lange Zahlungsziele vereinbart haben." Außerdem kann Young Net beim Materialkauf die mit den Lieferanten vereinbarten Skonti nutzen.

Ideal für Industriezulieferer und -dienstleister

Klaus Ripken von der Steuerberatersozietät Ripken & Naeve aus Kiel überraschen Jungs Aussagen nicht. Nach seiner Auffassung ist ein Forderungsverkauf gerade für "mittelständische Industriezulieferer und -dienstleister oft die ideale Ergänzung zum Bankkredit". Warum? "Unternehmen können so ihre Liquidität erhöhen, ohne bei der Bank als Bittsteller aufzutreten - und ohne dass deren Inhaber Haus und Hof verpfänden." Hinzu kommen laut seinem Berufskollegen Karsten Freyer buchhalterische Effekte: "Weil die Forderungen sofort als Guthaben verbucht werden, steigt auch die Eigenkapitalquote des Unternehmens. Hierdurch verbessert sich wiederum sein Rating bei den Banken, weshalb es leichter, schneller und günstiger an Kredite kommt."

Damit der Forderungsverkauf diese positiven Wirkungen entfalten kann, muss er jedoch gewisse Bedingungen erfüllen. Darauf weisen Ripken und Freyer hin. Die "zweite Finanzierungsquelle neben der Bank" muss zum Beispiel zuverlässig fließen, also jederzeit nutzbar sein. Diese Forderung ist bei den Unternehmen Stock Guss und Young Net erfüllt. Sie haben mit dem Finanzdienstleister, der ihre Forderungen aufkauft, einen entsprechenden Rahmenvertrag geschlossen.

Der Forderungsverkauf darf außerdem die Kundenbeziehung nicht belasten. Als ideal erachtet deshalb Steuerberater Ripken die Form des Forderungsaufkaufs, die der Partner von Stock Guss und Young Net, die HAWK Deutschland GmbH in Bensheim, praktiziert. HAWK bündelt die Forderungen zunächst und wandelt sie dann in Wertpapiere um, die in einen Kapitalmarktfonds eingebracht werden. Von diesem können institutionelle Anleger Anteile kaufen. Der Vorteil dieses Verfahrens: Die Käufer der Fondsanteile wissen nicht, welche Unternehmen die Forderungen verkauften. "Dies ist für sie aber auch nicht wichtig, weil die aufgekauften Forderungen gegen Zahlungsausfälle versichert werden", erläutert Ripken. Deshalb müssen Unternehmen, die Forderungen verkaufen, auch keine Angst haben, dass irgendwann ein Forderungsaufkäufer bei ihren Kunden vor der Tür steht und sagt: Wann bezahlt ihr endlich eure Rechnung? Eine Befürchtung, die auch Tobias Jung von Young Net zunächst hegte - heute nicht mehr. "Denn durch den Forderungsverkauf hat sich in der Beziehung zu unseren Kunden faktisch nichts geändert. Wir geben auf unseren Rechnungen nur eine andere Kontonummer an."

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