Defizite im Betriebsalltag bekämpfen

Führungskräfte müssen Sinn stiften



Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

These 4: Werte können nicht gelehrt, sondern nur gelebt werden.

In vielen Unternehmen definiert das Management die Unternehmenswerte. Und anschließend werden diese Werte in Trainings den Mitarbeitern vermittelt. Ein solches Top-down-Verordnen von Werten funktioniert nicht. Die gemeinsamen Werte müssen in einem Prozess top-down und bottom-up - also im Gegenstromverfahren - entwickelt werden, damit sie von den Mitarbeitern getragen und gelebt werden. Und entscheidend ist dabei die Frage: "Woran erkennt unsere Umwelt, dass wir die Werte leben, und woran lassen wir uns hierbei messen?"

Der Selbstbestimmungstheorie (Self-Determination Theory) der beiden US-amerikanischen Psychologen Richard M. Ryan und Edward L. Deci zufolge, gibt es drei menschliche Grundmotive, die zu einer intrinsischen Motivation einer Person führen, so dass diese Handlungen aus sich selbst heraus und um ihrer selbst willen ausgeführt.

• Autonomie: Menschen wollen etwas eigenständig gestalten. Wenn Führungskräfte ihre Mitarbeiter in deren Autonomiebestreben fördern, so dass sie einen eigenen Beitrag beispielsweise zum Erfolg des Unternehmens oder der Abteilung leisten können, dann stellt sich bei ihnen das Gefühl von Sinn ein.

• Selbstwirksamkeit: Menschen möchten, dass das, was sie autonom tun, wahrgenommen wird. Sie wollen eine Rückmeldung ihrer Umwelt, ein Feedback. Und das nicht nur bezogen auf "gut/schlecht", sondern auch bezüglich des Werts, den sie und ihr Tun für das große Ganze haben.

• Beziehung: Menschen streben nach innigen Beziehungen. Erst wenn sie sich im Kontakt mit anderen gesehen und wertgeschätzt fühlen, kann persönliches Wachstum entstehen.

These 5: Menschen wollen "Spuren" hinterlassen.

Etwas für das größere Ganze zu tun, unterstützt wie bereits erwähnt, die Sinnfindung. Dieses größere Ganze kann im Business-Kontext die eigene Abteilung oder Firma sein. Hierbei kann es sich aber auch um die Kunden oder die Gesellschaft handeln.

Menschen wollen mit ihrer Arbeit Spuren hinterlassen - also eine Art Vermächtnis haben. Deshalb kann im Dialog Führungskraft-Mitarbeiter die Frage "Was wollen wir als unser Vermächtnis (im Unternehmen, in der Gesellschaft) hinterlassen?" sehr zielführend sein. Denn Menschen, die wissen, was ihr Vermächtnis sein soll, erleben ihr Tun meist als sinnvoll. Ihre intrinsische Motivation ist angesprungen.

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