Während eBay in den letzten Jahren vor allem mit der Feinjustierung seines Geschäftsmodells beschäftigt war, hat das Unternehmen nun erstmals wieder umfangreiche Neuerungen bei seinen Verkaufsformaten angekündigt. Um die Attraktivität des Online-Marktplatzes weiter zu erhöhen, adressiert eBay dabei vor allem die Bedürfnisse von Markenherstellern und großen Retailern. Zuerst eingeführt werden die Neuerungen in einer Reihe von Produktkategorien im Technikbereich, denn – so eBay-Deutschland-Chef Stephan Zoll gegenüber ChannelPartner – „das Elektronikgeschäft ist eine der größten und wichtigsten Kategorien für eBay“.
Partnerprogramm für Markenhersteller
Eine der wichtigsten Neuerungen ist der Start eines Partnerprogramms für Markenhersteller. Sie haben ab sofort die Möglichkeit, eBay diejenigen eBay-Händler zu nennen, die für den Verkauf ihrer Produkte autorisiert sind. Die entsprechenden Verkaufsangebote dieser Händler erhalten von eBay das Logo des Herstellers und werden auf allen Artikelseiten explizit als „Autorisierte Händler“ gekennzeichnet. Für Käufer ist so auf einen Blick ersichtlich, dass es sich um einen offiziellen Herstellerpartner handelt, was in vielen Fällen mit zusätzlichen Serviceangeboten verbunden ist. Zum Start nehmen 18 Markenhersteller am Autorisierte-Händler-Programm teil, darunter Nokia, Acer, Bauknecht, Blaupunkt und Medion.
Während eBay bis heute mit Vorbehalten von Markenherstellern – vor allem im Fashion- und Luxusbereich – zu kämpfen hat, die in dem Online-Marktplatz kein angemessenes Umfeld für ihre Produkte sehen, hofft das Unternehmen mit dem neuen Partnerprogramm diese Konflikte in vielen Fällen lösen zu können. „Das ist eine gute Möglichkeit für viele Markenhersteller, ihre Berührungsängste zu verlieren“, so Zoll, „und im Unterhaltungselektronikbereich ist es uns auch schon gelungen, viele hochwertige Brands zu überzeugen“. Hilfreich ist für eBay in diesem Zusammenhang sicher auch, dass das Unternehmen seit Juli den Manager Andreas Lippert als Senior Director Merchant Development beschäftigt, der zuvor unter anderem bereits bei Bang & Olufsen und Loewe führende Management-Positionen einnahm.
- Es muss nicht immer nur eBay sein
Immer mehr Unternehmen wickeln ihre Einkäufe, also ihren Bedarf, über Auktionen im Internet ("E-Auktionen") ab (auch bekannt als "Beschaffungsauktion"). Dabei versteigert eine Firma ihren Bedarf unter mehreren konkurrierenden Lieferanten. Doch ob Beschaffungsauktion oder Verkaufsauktion: Grundsätzlich lassen sich mehrere Auktionsformen unterscheiden. - Englische Auktion (auch: mündliche, offene oder "Descending-Bid-Auktion")
Die Gebote werden von einem relativ hohen Startpreis ausgehend sukzessiv gesenkt, bis nur noch das Gebot eines Auktionsteilnehmers übrig bleibt. Dieser erhält den Zuschlag mit einem Preis in der Höhe seines letzten Gebots. - Holländische Auktion ("Ascending-Bid-Auktion")
Die Auktion beginnt hier mit einem sehr niedrigen Startpreis. Der Auktionator erhöht diesen Preis sukzessiv, bis ein Auktionsteilnehmer das Angebot akzeptiert und den Zuschlag erhält. - Abwandlung der englischen und holländischen Auktion
Eine Abwandlung der englischen und holländischen Auktion sind sogenannte "Descending-Clock-" oder "Ascending-Clock-Auktionen". Bei ihnen wird der Preis in definierten Zeitabständen um eine bestimmte Summe geändert – entweder gesenkt oder erhöht. - Verdeckte Erstpreisauktion ("first-price sealed bid auction")
Bei der verdeckten Erstpreisauktion werden einmalig verdeckte Angebote abgegeben, und der Teilnehmer mit dem höchsten Gebot erhält den Zuschlag. Die Angebote der Wettbewerber sind dabei nicht bekannt. - Verdeckte Zweitpreisauktion ("second-price sealed bid auction")
Änhlich der verdeckten Erstpreisauktion. Der einzige Unterschied: Der Teilnehmer mit dem höchsten Gebot erhält den Zuschlag, muss aber nur das zweithöchste Gebot zahlen. - Gewichtete Auktion
Bei einer gewichteten Auktion werden nichtpreisliche Faktoren wie Versorgungssicherheit und Qualität mit einer Punktzahl bewertet. Diese Punktzahl wird vom Gebotspreis abgezogen, um einen Vergleichswert zu erzeugen. So errechnet der Auktionator den relativen Wert der einzelnen Gebote unter Berücksichtigung des Preises und nichtpreislicher Faktoren. Während dieser Auktion dürfen Bieter die nichtpreislichen Elemente ihres Angebots aber nicht ändern. - Multiattributive Auktion
Ähnlich wie eine gewichtete Auktion. Der einzige Unterschied: Die Teilnehmer können die nichtpreislichen Elemente ihres Angebots bei Bedarf anpassen, um ihre Gesamtbewertung zu verbessern.
Markenwelten berücksichtigen indirekte Vertriebskanäle
Eine weitere Initiative von eBay für eine verbesserte Zusammenarbeit mit wichtigen Markenherstellern ist die Einführung neuer Markenwelten. Bei den bisherigen Markenshops, die eBay 2009 in Deutschland gestartet hat, setzte der E-Commerce-Konzern exklusiv auf ein Direktvertriebsmodell: Hersteller konnten sich herausgehoben bei eBay präsentieren, in dem sie selbst als Händler auf der Online-Plattform aktiv wurden. Das führte allerdings dazu, dass sich entweder nur Hersteller auf dem Online-Marktplatz präsentierten, die ohnehin bereits ein starkes Direktgeschäft hatten wie z.B. Medion oder die Brands sich darauf beschränkten, bei eBay ausschließlich B-Ware anzubieten.
Für die neu gestarteten Markenwelten macht sich eBay sein „Autorisiertes Händler“-Programm zunutze und bietet Herstellern die Möglichkeit, ihre Markenshops ausschließlich mit Angeboten ihrer Handelspartner zu bestücken. So stammen beispielsweise die Angebote in der Nokia-Markenwelt von großen Händlern wie Redcoon und Cyberport. Relativ großen Spielraum haben die Hersteller in der optischen Gestaltung ihrer Markenwelten. „Mit dem Partnerprogramm für Marken bieten wir führenden Herstellern attraktive Möglichkeiten, ihre Marke und ihre Produkte auf unserem Online-Marktplatz zu präsentieren – auch wenn die Hersteller nicht selbst bei eBay verkaufen. Dabei haben Hersteller die volle Kontrolle und können ihre Präsenz bei eBay nach ihren eigenen Vorstellungen gestalten“, so Zoll.