Lange Leitung: Welcher DSL-Speed ist möglich?
Bevor Sie mit eigenen Testreihen beginnen, sollten Sie versuchen, beim Provider des Kunden die Länge der Teillnehmeranschlussleitung (TAL) sowie die Dämpfung zu erfahren oder zumindest die Leitungsdicke, um die Dämpfung selbst zu errechnen. Je nach Dämpfung schaltet der eine oder andere Anbieter eine bestimmte DSL-Variante erst gar nicht, wie Tabellen zeigen. Oder es kann aufgrund der Leitungslänge nicht die volle Geschwindigkeit erreicht werden. Während die Telekom bei der Schaltung vergleichsweise konservativ vorgeht und im Zweifelsfall nur eine langsamere Version offeriert, neigen die Konkurrenten eher zu Risikoschaltungen. Für den Kunden kann dies zur Folge haben, dass sein Anschluss häufiger durch Verbindungsabbrüche auffällt.
Um auszuschließen, dass womöglich der eigene Rechner die Bremse ist, sollte zum Vergleich auch einmal ein Notebook zu Messungen herangezogen werden. Ebenso empfiehlt es sich, den Rechner des Kunden von einer sauberen Linux-Live-CD wie Knoppix zu booten, um störende Einflüsse von Personal Firewalls oder Virenscannern zu vermeiden. Beide Software-Kategorien sind dafür bekannt, dass sie das Ergebnis von DSL-Messungen nach oben und nach unten verfälschen. Mit der sauberen Boot-CD stellen Sie zudem sicher, dass die Netzwerkeinstellungen des Rechners in Ordnung sind. Gerade wer häufig die so genannten Tuning-Tipps diverser PC-Zeitschriften ausprobiert, hat seinen PC oft so verkonfiguriert, dass die Netzwerkeinstellungen nicht mehr stimmen. Ein Notnagel unter Windows, der eventuell Abhilfe bringt, ist die Installation eines so genannten TCP/IP-Optimizers, der etwa auf der Web-Seite speedguide zu finden ist. Dieses Tool stellt TCP/IP-spezifische Netzwerkparameter wie RWIN oder MTU richtig ein. Eine Anleitung zur Ermittlung des optimalen MTU-Wertes ist beispielsweise hier zu finden. Zudem ist zu berücksichtigen, dass modernere Betriebssysteme wie etwa Windows Vista die TCP/IP-Parameter automatisch optimieren. Hier lohnt es sich eventuell mit manuellen Werten zu experimentieren.
Das WLAN als DSL-Bremse
Kann der Rechner des Kunden nach diesen Schritten als Bremser ausgeschlossen werden, sollte als nächstes ein Augenmerk auf die LAN-Infrastruktur geworfen werden. Eine beliebte Fehlerquelle im Netz ist, die DSL-Performance per Notebook via WLAN zu überprüfen. Hier gilt die alte Physiker-Weisheit: "Wer misst, misst Mist". Gerade bei der Übertragung über ein Funknetz existieren so viele Störquellen (überlappende Kanäle, störende WLANs in der Nachbarschaft, Reflexionen etc.), die die Geschwindigkeit negativ beeinträchtigen können, dass es nur einen Ratschlag geben kann, um diese Wechselwirkung zu vermeiden: Die DSL-Geschwindigkeit ist per direkten Anschluss über eine Fast- oder - besser noch per Gigabit-Ethernet-Schnittstelle zu messen. Ein 802.11g WLAN, leistet zwar auf dem Papier bis zu 54 Mbit/s, ist in der Praxis für ADSL2+-Anschlüsse mit 18 Mbit/s oder VDSL meist zu langsam, da die optimale WLAN-Performance nur selten erzielt wird.