Wichtige Stellschrauben: Services und Sortiment
Zu diesen Optimierungen gehört zum einen die Kundenbetreuung. Dabei setzt Notebooksbilliger.de zum einen auf relevanten Content und Beratung, um den Kunden die Kaufentscheidung zu erleichtern. "Für die Mehrheit der Kunden sind Services aber noch relevanter als Beratung", erklärt Wedemeyer. Wenn man zum Beispiel eine garantierte schnelle Reparatur oder eine längere Rückgabefrist bieten könne, seien das Aspekte, mit denen man sich gut vom Wettbewerb differenzieren könne. Hilfreich ist für Notebooksbilliger.de dabei das 2015 begonnene Premiumprogramm. Inzwischen hat der Online-Händler vier Hersteller zu Premiumpartnern erkoren und arbeitet gemeinsam mit diesen daran, den Kunden ein überdurchschnittliches Einkaufserlebnis zu bieten. "Den Stellenwert dieser Partnerschaften sieht man beispielsweise daran, dass wir für die Beratung zu HP - einen unserer Premiumpartner - rund zehn Prozent unserer Callcenter-Mitarbeiter bereitgestellt haben." Im Gegenzug würden die Industriepartner diese starke Commitment auch entsprechend honorieren.
Ein weiteres Optimierungsthema ist bei Notebooksbilliger.de das Sortiment. Während Arnd von Wedemeyer noch vor einigen Jahren erklärte, dass es in seinem Onlineshop inzwischen alles zu kaufen gebe, "was einen Stecker hat und in eine Steckdose passt", berichtet der Unternehmensgründer nun von bewussten Schwerpunktsetzungen. "Wir haben im letzten Jahren Segmente abgeschaltet, die für uns keinen Sinn machten wie zum Beispiel Weiße-Ware-Kleingeräte. Was dagegen gut bei uns läuft, sind Produkte, die für Kunden ein Invest darstellen und über die sie sich vorher intensiv informieren. Dann merken sie, welche Kompetenz es bei Notebooksbilliger.de gibt." Neben Weiße-Ware-Großgeräten zählen Displays und klassische PCs zu den Segmenten, auf die sich der Elektronikversender derzeit fokussiert. Das Herz des Unternehmens liege weiterhin im Notebookbereich: "Wir haben mehr als 1.000 Konfigurationen auf Lager. Das gibt es offline nirgends. Wenn ein Kunde die komplette Auswahl will, kann er deshalb nur online bei uns kaufen", erklärt Wedemeyer. Wenig Bedeutung misst der Notebooksbilliger-Chef weiterhin dem Bereich Internet of Things zu: Dort tue sich bisher weniger, als man erwartet habe.
Mehr Umsätze durch Stores - und Auslandsexpansion?
Ein Bereich, in dem Notebooksbilliger.de gezielt auf die Suche nach zusätzlichen Umsätzen ging, ist das stationäre Geschäft. Zwar geht das Unternehmen dabei sehr vorsichtig vor und eröffnet ausschließlich Flächen, die in ihrer Charakteristik (nicht zu teuer, nicht zu groß, mit großem Einzugsgebiet, verkehrsgünstig) eine schnelle Rentabilität versprechen. Doch sind es immerhin vier stationäre Stores, die der Online-Händler inzwischen betreibt. Noch vor dem Münchner Ladengeschäft - dessen Jahresumsatz Arnd von Wedemeyer bereits vor vier Jahren mit 25 Millionen Euro bezifferte - sei der Store in Hannover-Laatzen der umsatzstärkste. Beim Geschäft in Düsseldorf hätten sich die Umsätze verdoppelt, seitdem man sein Recht durchgesetzt habe, eine Leuchtreklame zu installieren. Der im Herbst 2016 eröffnete Store in Hamburg sei gut angelaufen, habe aber noch einiges Potenzial nach oben. Ganz gegen den Trend bei Media-Saturn und Co. fungierten die Stores von Notebooksbilliger.de dabei nicht als verlängerte Abholrampe: "Das Umsatzwachstum bei den Nicht-Abholern ist deutlich größer als das bei den Abholern", berichtet Wedemeyer.
Dann berichtet der Notebooksbilliger-Gründer über eine weitere Option zur Ausweitung des Geschäfts: Die in der Vergangenheit bereits angedachte Auslandsexpansion soll künftig mit höherem Stellenwert angegangen werden. Dabei denkt Arnd von Wedemeyer aber nur in zweiter Linie an die Eröffnung eigener Auslandsgesellschaften: "Die Expansion ins Ausland muss nicht organisch geschehen. Es gibt eine Reihe von Ländern, wo die Online-Kultur gut passen würde." Dazu zählten die Benelux-Staaten, Polen, Tschechien sowie Teile von Skandinavien. "Hier schauen wir aktiv nach möglichen Kaufkandidaten." Eine Übernahme könne durchaus kurzfristig geschehen. Er glaube daran, dass die Market Shares verteilt seien und dass es dort, wo es gute Player gebe, mehr Sinn mache, zuzukaufen als jahrelang zu versuchen dagegen anzukämpfen, erklärt Wedemeyer. "Und der Nachzügler aus dem Ausland ist zunächst derjenige, der sowohl von Industrie Seite als auch von Kunden Seite zu Recht argwöhnisch beäugt wird." In Deutschland mache ein Zukauf im Online-Segment dagegen keinen Sinn, stellt der Firmenchef klar: "Es gibt keinen Kaufkandidaten, der einen Mehrwert für Notebooksbilliger.de bieten würde, der über den nackten Mehrumsatz hinausgeht." (mh)