Das Klischee vom Online-Disruptor, der ständig auf der Suche nach neuen Handelsinnovationen ist, unterläuft Notebooksbilliger.de eigentlich seit der Gründung. Revolutionär waren zwar die Wachstumszahlen, mit denen sich der Online-Händler innerhalb nur eines Jahrzehnts unter die größten IT-Händler Deutschland vorarbeitete. Doch die unternehmerischen Mittel, mit denen dies erreicht wurde, waren erstaunlich bodenständig: das Wachstum wurde lange aus eigener Kraft bewerkstelligt, stets waren Margen wichtiger als der Zugewinn von Marktanteilen um jeden Preis und neue Investitionen, wie die mittlerweile vier stationären Stores des Elektronikversenders, wurden nur in Angriff genommen, wenn sich diese auch betriebswirtschaftlich rechneten.
Diese Solidität strahlt auch Firmenchef Arnd von Wedemeyer aus beim Interview in einem Café im Münchner Süden, wo der Unternehmer seit einigen Jahren zuhause ist. "Es gibt wenig Neues", erklärt der Notebooksbilliger-Gründer, "wir sind noch immer der Richtung treu, die wir uns vor einigen Jahren vorgegeben haben: Wir wollen für unsere Kunden der beste Fachhändler sein, der eben ‚zufällig’ online ist. Damit fahren wir sehr gut." Wie gut, das zeigt die Umsatzentwicklung des Online-Händlers. Während Wedemeyer vor zehn Jahren noch Quartalsumsätze herausposaunte und sich damit ein sportliches Schaulaufen mit Konkurrenten wie Home of Hardware lieferte, braucht es inzwischen mehrere Nachfragen, bis der Notebooksbilliger-Chef mit den Umsatzzahlen für das zurückliegende Jahr herausrückt. 885 Millionen Euro seien es gewesen, die man 2016 brutto umgesetzt habe, erklärt Wedemeyer schließlich - rund 20 Prozent mehr als im Vorjahr.
Wann wird die Milliarde geknackt?
Der vierte Platz als umsatzstärkster Online-Händler hinter Amazon.de, Otto und Zalando dürfte Notebooksbilliger.de damit auch weiter sicher sein. Doch lockt nun die Magie der großen Zahl - der Umsatzmilliarde. Sein Pokerface lässt sich Arnd von Wedemeyer dabei allerdings zunächst nicht nehmen: "Es ist nicht so, dass wir nun um jeden Preis die Ware raushauen werden." Derzeit beobachte man in vielen Segmenten Preiserhöhungen u.a. bei RAM, SSD und Panels sowie Währungseffekte. Das könne dazu führen, dass sich die Käufer erst einmal zurückhielten und dass Notebooksbilliger.de deshalb auch im laufenden Jahr noch unter der Marke von einer Milliarde Euro bleibe. Doch dann gibt der Firmenchef doch zu: "Natürlich reizt die Milliarde. Und ja, es kann durchaus sein, dass wir diese Schwelle in diesem Jahr knacken."
Strategisch spannender ist die Frage, mit welchen Mitteln Notebooksbilliger.de das Wachstum weiter vorantreiben will, um das Ziel der Umsatzmilliarde zu erreichen. Wer dabei auf große Neuerungen oder auf aufwändige Werbekampagnen tippt, liegt falsch. Vielmehr will Arnd von Wedemeyer den in den letzten Jahren eingeschlagenen Kurs der Detail-Optimierungen fortführen. "Es mag vielleicht sein, dass das von außen so aussieht, als würden wir nur an einzelnen Stellschrauben drehen. Aber wenn eine solche Stellschraube gleich Mehreinnahmen von 30 Millionen pro Jahr bedeutet, macht das auch absolut Sinn."