Neue Servicemodelle wie Cloud Computing und der Druck, IT-Ressourcen effizienter zu nutzen, verändern das Rechenzentrum grundlegend.
von Ariane Rüdiger (freie Journalistin in München)
„Netzwerke und Rechenzentren werden in einigen Jahren das Rückgrat der globalen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Infrastruktur bilden“, prognostizierte Aaron Davis, Marketingchef beim Energiemanagement-Spezialisten Schneider Electric auf der Kongressmesse Datacenter 2011 in Nizza. Schon heute verursache die IT rund zwei Prozent des weltweit erzeugten Kohlendioxids; in einigen Jahren könnten es bis zu 20 Prozent sein. „Diese Verantwortung muss die Branche verstehen und ihr auch gerecht werden“, forderte der Manager.
Die Konsequenzen für das RZ heißen: Automatisierung, Globalisierung, Modularisierung und Ökologisierung. Zu den Gewinnern dieser Entwicklung gehören die Betreiber der großen Dienstleistungs-Rechenzentren, Verlierer sind oft die IT-Organisationen in Anwenderfirmen. Denn gerade kleine und mittlere Unternehmen, da waren sich zumindest in Nizza die meisten Experten einig, werden schon aus finanziellen Gründen mittelfristig den Verlockungen eines serviceorientierten IT-Modells, sprich Cloud Computing, nachgeben.
Trend 1: Von der Private zur Public Cloud
„Private Clouds werden oft genug nur ein Übergang zur mindestens teilweisen Nutzung von Public-Cloud-Infrastrukturen sein“, erwartet Peter Edwards, Associate Director beim Beratungsunternehmen Arup. Das passt zu den Prognosen von IBMs Cheftechnologen Gunter Dueck: „Irgendwann werden die Controller anfangen, die Kosten des internen RZ mit denen von externen RZ-Dienstleistern zu vergleichen.“ Dieser Vergleich werde sehr häufig zu Ungunsten der internen Lösung ausgehen. Oder, wie es Fujitsu-CTO Joseph Reger vor BS2000-Kunden in Dresden formulierte: „Die IT verschwindet in den Anwendungen.“
IT-Manager müssten deshalb genau die Bedürfnisse des Kerngeschäfts verstehen und sich an ihnen orientieren, fordert Marion Howard-Healy, Senior Consultant beim Beratungsunternehmen Broad Group. Oft genug werde das in Zukunft eine Make-or-buy-Entscheidung und dann die Suche nach dem passenden RZ-Dienstleister bedeuten. Healy: „Dazu braucht man eher betriebswirtschaftliche Kenntnisse.“
Wichtiger als bisher wird die geografischen Lage eines Rechenzentrums: Sie entscheidet über Strom- und Kühlkosten, die Anbindung ans Stromnetz und die Verfügbarkeit von Personal. Einige RZ-Dienstleister versuchen angesichts günstiger Arbeitskräfte und niedrigen Stromtarifen beispielsweise in Ost- oder Zentraleuropa zu punkten. Andere achten neben finanziellen Aspekten auch auf ökologische Faktoren und die eigene Sicherheit. Sie verteilen ihre Data Center möglichst in unterschiedlichen Zeit- und Klimazonen mit günstigen Kühlbedingungen und kohlendioxidarmer Stromerzeugung – Nordeuropa ist ein Beispiel für einen solche Standort.
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