Aufstieg, Krisen und Skandale

Die Geschichte der Telekom

Ariane Rüdiger ist freie Autorin und lebt in München.

Die Telekom wird zum Stromhändler

Am 7. September 2010 verkündet die Telekom, man wolle zukünftig viel Geld mit intelligenten Netzen für Gesundheit, Mobilität und Energie verdienen. Bis 2015 sollen so mehr als eine Milliarde Euro in die Kasse fließen. Im Dezember 2010 bahnt sich eine enge Kooperation zwischen dem konventionellen Energieanbieter Eon und der Telekom an, denn Eon vergibt Großaufträge an T-Systems. Zudem kooperiert die Telekom mit der Stadt Duisburg, wo Smart-Grid-Pilotprojekte aufgebaut werden.

2011 intensiviert der Konzern das Engagement auf dem Strommarkt: Auf der Energiemesse E-World präsentiert die Telekom unter anderem eine Energieverbrauchsberatung für Unternehmen. Im Mai verkündet das Management, dass die Telekom-Läden künftig auch Eon-Strom verkaufen.

Webciety

Die Cloud gehört 2011 unter dem Stichwort "Webciety" zu den wichtigsten CeBIT-Themen der Telekom. Das "DeutschlandLAN" bündelt als Cloud-Angebot zum Monatsfestpreis die gesamte Firmenkommunikation. Auch in der Cloud gibt es bei der Telekom übrigens spezielle Software-Dienstleistungen für die Energiewirtschaft.

Außerdem verkauft das Unternehmen eine Lösung für die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation mit speziellen SIM-Karten über sein Mobilnetz an das erfolgreiche Mietautomodell car2go der Daimler AG. Es schafft damit den Einstieg in den Markt der Elektromobiliät. Hier will man auch beim Billing aktiv werden, schließlich weiß die Telekom, wie man mit Millionen Kleinrechnungen umgeht.

Schnell geht es auch sonst im Mobilfunk voran: Der erste LTE-Stick kommt auf den Markt. Eine europaweite Mobil-Datenflatrate soll am 1. Juli eingeführt werden, auch ein Handy-Portemonnaie ist für 2011 geplant. Die Vorvermarktung von LTE beginnt. Wireless-Verbindungen gibt es jetzt auch auf ausgewählten Langstreckenflügen. Nutzer von E-Readern oder Tablets können sich digitale Inhalte aus der Online-Bibiliothek PagePlace herunterladen.

Ausblick

Im Januar gelingt es der Telekom nach vielem hin und her, Eigentümer des polnischen Telekom-Providers PTC zu werden. Im März verkauft sie ihr mobiles US-Geschäft für 25 Milliarden Dollar in bar und 14 Milliarden Dollar in AT & T-Aktien - die Voicestream-Übernahme hatte 39,4 Milliarden Euro inklusive übernommener Schulden gekostet. Außerdem will die Telekom 2011 für fünf Milliarden Euro Aktien zurückkaufen, wohl um dem noch immer dümpelnden Kurs aufzuhelfen. Im Juni übernimmt das Unternehmen weitere zehn Prozent am griechischen Provider OTE und bringt so 400 Millionen Euro in die leeren Kassen des griechischen Staates.

Das erste Quartal 2011 läuft finanziell wieder einmal schlecht: der Konzernumsatz sinkt um 9,8 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal, der Auslandsumsatz fällt sogar um knapp 20 Prozent, was hauptsächlich auf das Einbringen von T-Mobile UK in das Joint Venture Everything Everywhere! mit France Telecom zurückzuführen ist. Aber auch sonst hätte das Minus immerhin bei 3,7 Prozent betragen.

Trotz aller Probleme ist die Telekom unterm Strich heute einer der wichtigsten Player auf den internationalen TK-Providermärkten: Mit 246.000 Mitarbeitern erzielt sie einen Jahresumsatz von 64 Milliarden Euro (2010). Sie versorgt 35,5 Millionen Festnetzkunden, 127,9 Millionen Mobilfunkkunden und 16,6 Millionen Breitbandanschlüsse.

Der Beitrag stammt von der ChannelPartner-Schwesterpublikation Computerwoche. Aurorin ist Ariane Rüdiger.

Zur Startseite