Aus vier mach drei: Noch eine neue Strategie
2004 wird schon wieder eine neue Strategie verkündet: Wegen der finanziellen Erfolglosigkeit von T-Online soll sich das Geschäft fortan auf nur noch drei Säulen stützen: Breitband/Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden. Warum, erklärt Kai-Uwe Ricke in der Computerwoche. Ersteren Bereich verantwortet der ehemalige IBM-Deutschland-Chef Walter Raitzner. Neue Umsätze soll das UMTS-Netz bringen, das T-Mobile als zweiter Anbieter deutschlandweit im März freischaltet.
Gleichzeitig verstärkt die Regulierungsbehörde gezielt den Wettbewerb: Ab 2004 muss die Telekom ihre DSL-Zuleitungen für den Resale durch andere Anbieter öffnen. Unabhängige DSL-Angebote, vorläufig noch gekoppelt an einen Telekom-Hauptanschluss, schießen aus dem Boden. Folgen hat die neue Linie 2005 zunächst für die damals bei zirka acht Euro an der Börse notierende T-Online: Im April kauft die Telekom 20,4 Prozent des Unternehmens zurück.
Auf der jährlichen Hauptversammlung beschließen die Telekom-Aktionäre, T-Online wieder ganz ins Mutterhaus zu holen. Aktionäre von T-Online sollen für ein Papier 0,52 Telekom-Aktien erhalten. Sie meutern und klagen vor Gericht, weil sie sich angesichts des hohen Emissionspreises übers Ohr gehauen fühlen. Erst 2006 genehmigt der Bundesgerichtshof die Verschmelzung. 2010 erhalten ehemalige T-Online-Aktionäre als Draufgabe eine einmalige Zuzahlung von 1,15 Euro pro T-Online-Aktie diese Regelung wird vom Bundesverfassungsgericht erst im laufenden Jahr 2011 abgesegnet.
Im November 2005 verkündet Ricke, weitere 32000 Mitarbeiter im Telekom-Konzern müssten gehen. Die Gewerkschaft protestiert und kann im Rahmen eines Beschäftigungspaketes 14000 Arbeitsplätze bis 2008 sichern. Gleichzeitig werden fürs Geschäftsjahr 2004 52 Cent Dividende ausgeschüttet.
Tragisches gibt es von T-Systems zu vermelden: Vollkommen unerwartet verstirbt Konrad F. Reiss, der Vorstand von T-Systems. Im Verlauf des Jahres übernimmt Lothar Pauly das Geschäft mit den 160000 Geschäftskunden. Er lenkte zuvor die Geschicke des Siemens-Kommunikationstechnikbereichs und verschlief dabei den rechtzeitigen Einstieg in die IP-Telefonie. Gegen Jahresende übernimmt Pauly die VW-IT-Sparte Gedas für rund 450 Millionen Euro -abgewickelt wird dieser Kauf aber erst 2006.
Lichtblick Technik
Die Technik sorgt mal wieder für Lichtblicke: Die LKW-Maut, an deren Umsetzungskonsortium Toll Collect die Telekom mit 45 Prozent beteiligt ist, startet. In Berlin eröffnet die Deutsche Telekom eine neue Forschungs- und Entwicklungsstätte, die Deutsche Telekom Laboratories. Hier soll in Kooperation mit der TU Berlin zukünftige IuK-Technik entstehen. T-Mobile demonstriert als einer der ersten Provider HSDPA (Highspeed Downlink Packet Access). Damit können Daten mit bis zu 7,2 MBit/s auf mobile Geräte heruntergeladen werden.
2006 gibt es 72 Cent Dividende: Die Telekom ist aus dem Tal und hat 2005 das beste Geschäftsjahr in finanzieller Hinsicht hinter sich gebracht. T-Online wird nach viel rechtlichem Geplänkel zur Organisationseinheit "Products & Innovation" im strategischen Geschäftsfeld Breitband/Festnetz der Deutschen Telekom. Der Bund verkauft 4,5 Prozent der Telekom an die Blackstone-Gruppe und erlöst dafür 2,3 Milliarden Euro.
Der Dienstleister T-Systems mit seinen vielen Tochterunternehmen, darunter die für 160000 KMUs zuständige T-Systems Business Services, hängt weiter in den Seilen: Die Zahlen stimmen nicht. Deshalb sollen die Mitarbeiter sich nun vor allem in höherwertigen Tätigkeiten wie Projektmanagement üben; die Programmierung wird künftig verstärkt im Billig-Ausland abgewickelt.
Immerhin gibt es technische Highlights. Schon im Mai 2006 ist die HSDPA-Technologie im gesamten UMTS-Netz verfügbar, für GSM stellt T-Mobile EDGE (Enhanced Datarates for GSM Evolution) zur Verfügung, was immerhin 220 KBit/s im Down- und 110 KBit/s im Upload bedeutet. Während es im eigenen Unternehmen viele Baustellen und auf dem flachen Lande gewaltige Lücken im DSL-Netz gibt, drängt es die Deutsche Telekom in die Zukunft: Gesucht wird die T-City, eine Stadt zwischen 25.000 und 10.0000 Einwohnern, die hochmoderne Breitbandtechnik erhalten soll. Gewinner, so verkündet das Unternehmen im Februar 2007, ist Friedrichshafen am Bodensee.
- Outsourcing-Flops
Hier finden Sie einen Überblick über Pannen-Projekte im Outsoucing. - Bundeswehr und IBM/SIS
Nach mehr als sieben Jahren Planung ging das Outsourcing-Projekt "Herkules", das noch vom Verteidigungsminister Rudolf Scharping angestoßen wurde, im Jahr 2006 an den Start. Den Zuschlag für das Mammut-Vorhaben im Wert von zunächst 6,8 Milliarden Euro über eine Laufzeit von zehn Jahren erhielten IBM und Siemens. Anfangs war auch T-Systems Mitglied des Bieterkonsortiums, schon vor Vergabe im Jahr 2005 stieg die Telekom-Tochter jedoch aus. Von Beginn an kämpft das Vorhaben zur Modernisierung der maroden TK- und IT-Infrastruktur mit erheblichen Problemen und Kostensteigerungen. Zwischenzeitlich hat der Bund derzeit sogar den Ausstieg aus dem Projekt erwogen. Die Betreiber betonen hingegen, dass acht von zehn Projekten erfolgreich implementiert wurden. Lediglich zwei Vorhaben zur Modernisierung der dezentralen Installationen haken, weil die Anforderungen an die IT-Arbeitsplätze seit dem Herkules-Start gestiegen sind. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/management/it-services/1911724/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - Arcandor und EDS
Im Februar 2009 fällte der ums Überleben kämpfende Handelskonzern Arcandor die Entscheidung, seine IT zurück zu holen. Im Jahr 2007 hatte das Unternehmen die Betreuung der Anwendungen und die Mehrheit an der IT-Tochter Itellium an EDS (heute HP) übergeben. Die erhofften Einsparungen hatten sich nicht eingestellt. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2009/10/1226338/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - Arcandor (Karstadt-Quelle) und Atos Origin
Im zweiten Outsourcing-Deal hatte Arcandor (damals noch unter dem Namen Karstadt-Quelle) den Betrieb der Infrastruktur im Jahr 2004 an Atos Origin ausgelagert. Der Vertragswert belief sich auf 1,2 Milliarden Euro. Auch hier zeigte sich der Warenhauskonzern mit den Einsparungen aber auch mit den Leistungen unzufrieden, so dass schon früh Gerüchte über eine Trennung aufkamen. Zur Scheidung der Partner kam es jedoch nicht – beziehungsweise erst durch die Insolvenz des ehemaligen Handelsriesen. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2006/48/1216971/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - BMW und Arxes
Die Betreuung von 36 000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister Arxes im August 2008 über den Kopf. Er kündigte das Abkommen außerordentlich. Im April 2006 hatte BMW den Auftrag mit einer Laufzeit von drei Jahren an den Provider vergeben, der sich bis dato auf mittelständische Unternehmen konzentriert hatte. Das BMW-Abenteuer endete für Arxes bitter. Das Unternehmen wurde im Dezember 2007 von der TDMI-Holding übernommen, die wiederum im Juli 2009 Insolvenz anmeldete. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2007/34/1220495/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - BMW und Arxes
Die Betreuung von 36.000 Desktops wuchs dem IT-Dienstleister Arxes im August 2008 über den Kopf. Er kündigte das Abkommen außerordentlich. Im April 2006 hatte BMW den Auftrag mit einer Laufzeit von drei Jahren an den Provider vergeben, der sich bis dato auf mittelständische Unternehmen konzentriert hatte. Das BMW-Abenteuer endete für Arxes bitter. Das Unternehmen wurde im Dezember 2007 von der TDMI-Holding übernommen, die wiederum im Juli 2009 Insolvenz anmeldete. - Deutsche Post und HP
Im Januar 2008 hatten sich die Deutsche Post und Hewlett-Packard auf ein großes Outsourcing-Projekt mit einem geschätzten Volumen von drei Milliarden Euro geeinigt – im folgenden Juli machte der Logistik-Konzern einen Rückzieher. Man habe Risiken und Vorteile abgewogen und sich dann gegen das Outsourcing entschieden – lautete die Begründung. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/management/it-services/1869501/ " target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - Philips und Dell/Getronics/Atos Origin
Gut zwölf Monate nach dem Start war Schluss: Im Dezember 2004 hatte Philips angekündigt, für die kommenden fünf Jahre rund 75.000 Arbeitsplatzsysteme in 60 Ländern mit einheitlicher Hardware von Dell zu bestücken und von Getronics beziehungsweise Atos Origin betreuen zu lassen. Schätzungen zufolge hatte der Deal ein Volumen von 700 Millionen Dollar. Den Anbieter war es nicht gelungen, einen weltweiten Standard für die Arbeitsplatzsysteme einzuführen. Im Februar 2006 endete die Zusammenarbeit. <br /><br /><a href=" http://www.cbronline.com/news/philips_pulls_plug_on_dell_outsourcing_deal " target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - Deutsche Bank und IBM
Das IT-Outsourcing-Abkommen im Wert von 2,5 Milliarden Euro zwischen IBM und Deutschen Bank bereitete erhebliche Probleme. Kaum ein Jahr nach Projektstart schaltete sich etwa die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) ein, um Schwächen in der Notfallfähigkeit der ausgelagerten Systeme zu analysieren. Zuvor war ein Produktivsystem ein Tag lang ausgefallen. Einsparziele wurden anfangs verfehlt. Mittlerweile läuft das Projekt in ruhigen Bahnen. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2004/18/1053521/index.html" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - NHS und Fujitsu
Die britische Gesundheitsbehörde National Health Service (NHS) beendete im Mai 2008 die Zusammenarbeit mit Fujitsu Services. Dem IT-Dienstleister oblag die Aufgabe, ein neues IT-System für die NHS im Süden Großbritanniens im Wert von 896 Millionen Pfund (etwa 1,1 Milliarden Euro) einzuführen. Gründe nannte die Behörde nicht. Unbestätigten Meldungen zufolge hatte NHS das Budget gedeckelt, weil die Kosten aus dem Ruder liefen. Für Fujitsu rechnete sich der Deal damit nicht mehr. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/management/it-services/1865233/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - Stadt Leipzig – IBM
Kaum länger als ein Jahr währte die Liaison zwischen IBM und der Stadt Leipzig: Im April 2001 ging die Public Private Partnership (PPP) mit der Lecos GmbH an den Start, im Juli 2002 gab die IBM ihren 51 prozentigen Anteil wieder zurück. Die Hoffnung der Stadt auf Anstöße zur Verwaltungsmodernisierung durch einen externen Dienstleister wurde nicht erfüllt. <br /><br /><a href=" http://www.computerwoche.de/heftarchiv/2005/22/1051684/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - KPN und Atos Orgin
Der niederländische Carrier nahm im Juli 2007 ein auslaufendes Auslagerungsabkommen mit Atos Orgin zum Anlass, weite Teile der IT zurückzuholen. Die Partner hatten 2001 einen Outsourcing-Vertrag mit einer Laufzeit von sechs Jahren und einem Volumen von 1,1 Milliarden Euro vereinbart. Drei von sechs Rechenzentren wurden wieder in den KPN-Konzern integriert, weil der Carrier selbst Betriebsservices anbieten wollte. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/management/it-services/596405/" target="_blank">Hier geht es zum Artikel </a> - Kennen Sie problematische Outsourcing-Projekte?
Wenn Sie Outsourcing-Projekte kennen, die gescheitert sind oder mit großen Problemen kämpfen, schreiben Sie uns eine E-Mail oder einen Forums-Beitrag. Gerne erweitern wir die Liste. <br /><br /><a href="http://www.computerwoche.de/forum/showthread.php?t=5413" target="_blank">Hier geht es zum Online-Forum der COMPUTERWOCHE</a> <br /><br /> <a href="mailto:jhackmann@computerwoche.de?subject=Flops im Outsourcing">E-Mail an jhackmann@computerwoche.de</a>