Die von ChannelPartner auf Grundlage der "ChannelWatch"-Studie des Marktforschungsunternehmens Context vergebenen Channel Excellence Awards sind eine wertvolle Bestandsaufnahme für die Channel-Akteure zum Jahresbeginn.
Die Kategorie "Cloud" umfasst alle Cloud-Lösungen über Produktkategorien hinweg. Sie stand 2020 stark im Mittelpunkt der Diskussion - auch wegen der hektischen Bemühungen der Unternehmen den durch die Pandemie erzwungenen Maßnahmen und neuen Arbeitsmodellen gerecht zu werden. Das Interesse war daher riesig. Allerdings ist immer noch nicht ganz klar, wie der Channel davon profitieren kann. Immerhin haben sich inzwischen einige lokale, regionale und nationale Anbieter etabliert und auch manche Systemhäuser pflegen ihre eigenen Cloud-Angebote schon seit mehreren Jahren.
"Zwar geht immer mehr in die Cloud, aber On-Premises hat immer noch den größten Umsatzanteil", klärt Amanuel Dag, Country Director DACH Region bei Context, die Verhältnisse. "Auch SaaS (Software as a Service) wächst stark, aber auch hier von noch relativ kleinem Niveau ausgehend - der Anteil am Gesamtmarkt liegt im einstelligen Prozentbereich." Das bedeutet jedoch auch, dass die Wachstumsdynamik bei Cloud-Services sehr viel höher ist. Das schürt Ängste, schafft aber auch Möglichkeiten und Begehrlichkeiten: 60 Prozent aller für die Channel Excellence Studien befragten IT-Dienstleister haben im B2B-Umfeld im ersten Halbjahr 2020 in Cloud-Produkte und -Services investiert.
Context-Experte Dag kann aber auch hier einordnen: "Die Verdrängung des Infrastruktur-Geschäfts durch Cloud ist noch lange nicht so stark, dass das negativ auf die Umsätze durchschlagen würde. Aktuell liegt der Anteil der Cloud am gesamten Infrastrukturmarkt nur bei etwa fünf Prozent." Dennoch sind das Potenzial und der Wille, sich an dem neu entstehenden Markt aktiv zu beteiligen, im Channel riesengroß.
Microsoft erhält erneut Channel Excellence Award
Viel, was im Bereich Cloud geht, geht jedoch immer noch am Channel vorbei. Daran ändert auch nichts, dass die drei großen US-Anbieter Microsoft, Google und AWS in den vergangenen zwei Jahren stark auf den Channel zugegangen sind, weil sie erkannt haben, dass sie ohne dessen Expertise, dessen Kundenkontakte und dessen Implementierungs-Know-how im mittelständisch geprägten Deutschland viele Kundengruppen gar nicht erreichen können.
Am besten gelungen ist das - wie bereits im Vorjahr - erneut Microsoft. Dazu dürfte beigetragen haben, dass das Unternehmen eine lange Channel-Historie hat, die es beim Einstieg in den Bereich nur zunächst nicht zu nutzen wusste. Inzwischen bietet Redmond aber eine breite Palette an Cloud-Lösungen an und eröffnet damit immer mehr Möglichkeiten für sein Partner-Ökosystem. Die reichen von der Vermittlung von Microsoft 365 und Microsoft Teams, der Corona-bedingt ein Renner war, über die Einrichtung von Cloud-Diensten bis zu Hardware auf Basis von Azure Stack HCI.
Preferred Vendor für Cloud-Lösungen im Channel
"Wir wollen den Abstand zu den ersten zwei verkleinern", so das Ende 2019 ausgegebene Ziel von Bernd Stopper, Head of Partner Sales DACH bei Google Cloud. "Mission accomplished", könnte sein Bericht Anfang 2021 nach Kalifornien kurz und kanpp lauten: Das Unternehmen hat sich bei der ChannelWatch-Umfrage zumindest in der Gunst des Channels noch vor AWS hinter Microsoft auf Rang zwei geschoben.
Wie sich die Umsätze der beiden Microsoft-Verfolger im Channel in Deutschland exakt verteilen ist nicht ermittelbar. Angesichts der weltweiten Gesamtumsätze der beiden Cloud-Sparten darf man jedoch davon aausgehen, dass AWS in diesem Vergleich noch die Nase vorne hat. Angesichts der jüngsten Aktivitäten spürt der einst unangefochtene Branchenprimus offenbar jedoch einen gewissen Druck und sucht nach Entlastung durch mehr Unterstützung im Channel. Dazu gehören die Intensivierung der Partnerschaft mit dem Distributor Arrow und das überarbeitete Partnerprogramm, mit dem der Konzern stärker um ISVs und Consulting-Partner wirbt. Beide Maßnahmen erfolgten jedoch erst nach dem Umfragezeitraum, wurden also noch nicht mit bewertet.
2022 wird es richtig spannend
Für den Channel ist die Annäherung der drei großen Anbieter und der verstärkte Wettbewerb um die Gunst der Vertriebspartner ebenso positiv wie der Markteintritt neuer, europäischer Anbieter. Die beiden größten sind OVHcloud und Ionos Cloud. Trotz erster Erfolge sucht OVHcloud als französisches Unternehmen noch nach dem perfekten Ansatz für den deutschen Markt.
Ionos Cloud hat sich dagegen nach dem Zusammenschluss der Cloud-Sparten von 1&1 und Profitbricks extra von dem 1&1-Brand in der Bezeichnung getrennt, um erstens internationaler zu werden und zweitens als B2B-Sparte des Konzerns den hierzulande mit 1&1 verbundenen Consumer-Touch abzulegen. Richtig los ging es aber auch bei Ionos Cloud erst im Herbst 2020 - zu spät für die Context-Umfrage. Zusammen mit Anbietern wie Bluechip, Komsa oder Wortmann entsteht also auch hier ein lokales Anbieter-Ökosystem. Das könnte durchaus dazu führen, dass die Liste der Preferred Vendors beim Channel Excellence Award 2022 deutlich länger, wesentlich vielfältiger und noch einmal gründlich durchgemischt wird.
Channel Excellence Award |
1. Microsoft (1.) |
Preferred Vendor |
2. Google (-) |
3. AWS (2.) |
(In Klammern: die Vorjahresplatzierungen)
In die Wertung kamen nur die Unternehmen, die von mindestens 50 Resellern beurteilt wurden. Zudem hat Context auch ein qualitatives Kriterium mit aufgenommen: "Wenn die Mehrheit der befragten Reseller die jeweiligen Hersteller und Distributoren mit 'schlecht' oder 'sehr schlecht' bewertet haben, dann kamen diese nicht ins Ranking", erklärt dazu Amanuel Dag. Wer diese Hürden gemeistert hat, wird mit dem Label "Preferred Distributor" bzw. "Preferred Vendor" ausgezeichnet. Der jeweilige Sieger einer Kategorie bekommt den "Channel Excellence Award".
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