Wer diese Veränderungen auf das Arbeitsumfeld heute noch leugnet, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Allerdings besteht immer Gefahr, in ein starres Schwarz-Weiß-Schema zu verfallen - Einzelzimmer oder Großraum, Hierarchie oder Netzwerk, alt oder modern, Konzern oder Mittelstand, "Wir" oder "Ich". "Man muss differenzieren, um welche Person, welche Funktion und welche Unternehmenskultur es sich handelt", fordert der Arbeitsexperte Franz Josef Gellert, Wissenschaftler an der Hanze University of Applied Sciences im niederländischen Groningen.
In der ITK-Branche und den Universitäten sei es heute schon selbstverständlich, dass Wissensarbeiter an verschiedenen Arbeitsplätzen ihr Notebook aufklappen - da sei die Wette so gut wie gewonnen. In einigen Stabsabteilungen traditioneller Konzerne hingegen sei der Nutzen einer modernen Büroumgebung zweifelhaft. "Und beileibe nicht jeder Mitarbeiter ist ein Arbeitsnomade, der sich spontan für Desk-Sharing begeistert", sagt Gellert.
Neue Technik - neuer Führungsstil
Eines muss allen Beteiligten klar sein: Die moderne Arbeitswelt beschränkt sich nicht auf die Gestaltung der Technik, der Möbel und der Wände. "Mit ihr hält auch ein komplett verändertes Führungsverhalten Einzug", sagt IAFOB-Leiter Boch. Seiner Meinung nach habe die personelle Führung alter Prägung ausgedient - "wir brauchen heute Manager, die ihre Mitarbeiter bestmöglich mit Ressourcen versorgen und die Rahmenbedingungen organisieren".
Dies zeige sich auch daran, dass in einem modernen Büro keine Unterschiede für Führungskräfte gemacht werden, argumentiert Boch: "Eine einheitliche Lösung ohne Privilegien ist das Ende des klassischen Vor-Gesetzten." Angesichts der zunehmenden Vernetzung der Mitarbeiter sei die "hierarchisch strukturierte Führung des vorletzten Jahrhunderts" ohnehin nicht mehr zeitgemäß.
So sitzen die Bremser des Umbaus nicht nur in den Arbeitnehmervertretungen, wie oftmals kolportiert wird. Kein Manager trennt sich gerne von den alten Statussymbolen wie dem Eckbüro, dem größeren Schreibtisch und dem Lederstuhl. Diese Insignien tragen jedoch nicht zur Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens bei, und sie wirken sich auch nicht positiv auf seine Innovationsfähigkeit aus. "Innovationen gedeihen bevorzugt dort", sagt Arbeitsexperte Boch, "wo es ein entsprechendes Klima gibt, in dem Mitarbeiter ihre Kreativität entfalten und ihre Ideen einbringen können." Hinzu kommt, dass die Generation Y längst andere Statussymbole anstrebt als die Bürovorsteher der alten Schule.
Auch Paul Meier hätte ein klassischer Bürokrat werden können mit Chefsessel und großem Schreibtisch, aber er wählte einen anderen Ansatz. Der Vertriebsdirektor leitet die Niederlassung von Microsoft in Köln, und er ließ die ohnehin schon moderne Bürolandschaft noch einmal umbauen - "da gab es nicht nur Applaus und Schulterklopfen", räumt Meier ein. Ein Steering-Komitee aus Management, Betriebsrat und Facility-Management fragte, plante, diskutierte, stimmte sich ab und organisierte die Veränderungen. "Es kostete viel Umsetzungsenergie, und man kann nicht alle Mitarbeiter vollständig zufrieden stellen, aber in Summe hat sich der Schritt gelohnt", so der Manager.