Individuelle Unterstützung ist nötig
Bei fast allen Burn-out-Gefährdeten und -Geschädigten betont denn auch die Therapeutin Kissel "hat die Überlastung auch private oder persönliche Gründe". Und nennt mehrere Beispiele. Da ist zum Beispiel die Controllerin bei einem Mobilfunkunternehmen, die seit Jahren unter Schlafstörungen leidet - auch weil sie nicht den gewünschten Lebenspartner findet. Oder da ist der Salesmanager und Vater zweier Kinder, der in der Regel nur am Wochenende zuhause ist, weshalb es auch in seiner Ehe kriselt. Oder da ist die Lehrerin, deren Mutter einen Schlaganfall erlitt und nun einer intensiven Pflege bedarf. Oder da ist der Investmentbanker, der aus Karrieregründen in London arbeitet, sich aber in der Großstadt nicht zuhause fühlt und in seinem Beruf keine Erfüllung findet. Bei all diesen Personen hat die Überforderung auch berufliche Gründe, aber nicht nur.
Diesen Zusammenhang haben viele Unternehmen erkannt. Deshalb bieten sie ihren Mitarbeitern ein immer breiteres Spektrum an Unterstützungsmaßnahmen an, um ihr Leben in Balance zu halten. Und viele machen sich auch gezielt Gedanken darüber, wie sie ihre Mitarbeiter entlasten können - zum Beispiel, wenn ein Elternteil zum Betreuungs- oder gar Pflegefall wird.
So existiert beispielsweise bei Schwäbisch Hall eine betriebliche Regelung, dass Mitarbeiter in solchen Situationen eine Auszeit von zwei Jahren und länger nehmen können. Und im Weiterbildungsprogramm stehen neben den bei Großunternehmen üblichen Stressmanagement-Seminaren auch zahlreiche Angebote, die darauf abzielen, die Resilienz, also Widerstandskraft der Mitarbeiter zu stärken - und diese dafür zu sensibilisieren, wann ein "Gefordert-Sein" in ein "Überfordert-Sein"’ umschlägt, um einen Burn-out zu vermeiden.