Store-Eröffnung in Düsseldorf

Coolblue fasst Fuß in Deutschland



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Der niederländische Online-Marktführer Coolblue macht Fortschritte bei der Expansion in Deutschland. In Düsseldorf eröffnet der Elektronikversender nun seinen ersten Store in Deutschland – in einer Toplage und auf 2.600 Quadratmeter Fläche.
Ein richtiger Flagshipstore: So soll das erste deutsche Ladengeschäft von Coolblue in Düsseldorf aussehen
Ein richtiger Flagshipstore: So soll das erste deutsche Ladengeschäft von Coolblue in Düsseldorf aussehen
Foto: Coolblue

Die Expansion in den deutschen Markt ist für Onlinehändler aus dem Ausland alles andere als ein Spaziergang: Der britische Elektronikversender AO benötigte sechs Jahre und ein hohes Millioneninvest, um endlich die angestrebte kritische Größe zu erreichen. Die Schweizer Digitec Galaxus setzt hierzulande auf eine bedächtige, nachhaltig angelegte Wachstumsstrategie. Das kann klappen, muss es aber nicht, wie zuletzt der Rückzug des japanischen Global Players Rakuten aus Deutschland zeigte.

Seit Mitte 2020 ist auch der niederländische Online-Marktführer Coolblue - das Unternehmen erwirtschaftete 2020 einen Umsatz von zwei Milliarden Euro - auf dem deutschen Markt vertreten. In der Rhein-Ruhr-Region hat der Elektronikversender seitdem eigene Logistikkapazitäten, einen Installationsservice und ein Fahrradkuriernetz aufgebaut. Mit der Eröffnung des ersten physischen Geschäft in Deutschland folgt nun der nächste Expansionsschritt. In den Niederlanden und in Belgien betreibt das Unternehmen bereits 15 eigene Stores. Das Ladengeschäft in Düsseldorf soll nun nicht nur der erste physische Fußabdruck von Coolblue werden sondern gleichzeitig die bislang größte stationäre Fläche des Onlinehändler sein. Standort der 2.600 Quadratmeter großen Filiale ist der Düsseldorfer Kö-Bogen II, der für die größte grüne Fassade Europas bekannt ist. Eröffnen soll das Geschäft Ende des Jahres. Geplant sind sieben verschiedenen Produktwelten: Laptops & IT, Handys & Tablets, Fernseher, Kopfhörer & Lautsprecher, Waschmaschinen & Trockner, Küche und Kaffee. Kunden sollen nicht nur die Möglichkeit haben, die Produkte auszuprobieren, sondern sich auch von Produktexperten beraten lassen können, ihre Online-Bestellungen abholen und den After-Sales-Service in Anspruch nehmen.

Coolblue-CEO Pieter Zwart hat sein Unternehmen zum Milliarden-Player gemacht
Coolblue-CEO Pieter Zwart hat sein Unternehmen zum Milliarden-Player gemacht
Foto: Coolblue

Das Kauferlebnis soll für die Kunden den Unterschied machen

"Kunden wissen oft, welches Produkt sie suchen, aber sie wollen es selbst erleben", erklärt dazu Pieter Zwart, CEO von Coolblue. "Wenn Kunden einen neuen Fernseher brauchen, möchten sie ihn zuerst testen. Wenn sie nach einem neuen Kopfhörer suchen, wollen sie ihn zuerst ausprobieren und sehen, wie er aussieht, wenn sie ihn tragen. In den Niederlanden und Belgien haben wir Kunden sehr glücklich gemacht, indem wir es ihnen ermöglicht haben, Produkte in unseren Geschäften zu erleben. Noch vor Ende des Jahres wird dies auch in Deutschland in unserem größten Store möglich sein. Diese Filialeröffnung ist erst der Anfang: Wir planen, weitere Geschäfte zu eröffnen." Für den Store suche Coolblue nun 40 neue Kollegen, darunter Floor Manager, Store-Mitarbeiter, Teamleader und Hosts.

Mit welcher Strategie Coolblue in seiner Heimat zum Milliarden-Player geworden ist und nun auch in Deutschland den Durchbruch erreichen will, erklärt Bart van der Vis, Head of Coolblue Germany. "Bei allem, was wir bei Coolblue tun, behalten wir unsere zwei Ziele im Auge: die Messlatte für kundenorientiertes Unternehmertum setzen und Werte schaffen. Sie sind von gleicher Bedeutung und in der Praxis sehen wir, dass sie sich gegenseitig verstärken." Um für die Kunden wirklich einen Unterschied zu machen und um sich im Markt abzuheben, biete Coolblue kundenorientierte Produktreisen an, anstatt nur über Bild, Preis und Button zu konkurrieren. "Wir entwickeln Product Journeys von Anfang bis Ende, die den Kunden zufrieden machen. In jedem Schritt dieser Product Journeys wollen wir die Erwartungen des Kunden übertreffen und den Service, den wir bieten können, maximieren. Um dies zu erreichen, haben wir in Deutschland, den Niederlanden und Belgien eine eigene Infrastruktur aufgebaut, die unter anderem aus einem eigenen Liefer- und Fahrradkuriernetzwerk, Installationsservices und stationären Stores besteht." Pro Produkttyp wähle Coolblue Elemente dieser Infrastruktur aus, die die zugrundeliegenden Bedürfnisse der Kunden unterstützten, und setzten diese in der Product Journey um.

Bart van der Vis leitet den Aufbau des Deutschlandgeschäfts von Coolblue
Bart van der Vis leitet den Aufbau des Deutschlandgeschäfts von Coolblue
Foto: Coolblue

Eigene Lieferflotte als Basis für den Erfolg

Wie der Coolblue-Deutschlandchef berichtet, baue der Onlinehändler deshalb seine eigene Infrastruktur in Deutschland von Nordrhein-Westfalen aus zügig aus: Im vergangenen Sommer habe Coolblue mit der Auslieferung sowie Installation von Haushaltsgroßgeräten und Fernsehern am Niederrhein durch den eigenen Liefer- und Montageservice CoolblueLiefert begonnen. Seit Anfang 2021 könnten auch Kunden in ganz Deutschland Elektronikprodukte auf Coolblue.de bestellen sowie am nächsten Tag kostenlos liefern lassen, wenn die Bestellung bis 23:59 Uhr erfolgt. Darüber hinaus habe das Unternehmen im letzten Jahr den eigenen Lieferservice per Fahrrad, CoolblueRadelt, in und um Düsseldorf, Meerbusch und Neuss etabliert. "In diesem Jahr planen wir, unsere Infrastruktur schrittweise weiter auszubauen, indem wir unser Liefer- und Montagenetz sowie den Fahrradlieferservice erweitern und physische Geschäfte eröffnen", so van der Vis. Momentan beschäftige Coolblue in Deutschland bereits rund 30 Mitarbeiter, vor allem für den eigenen Liefer- und Montageservice und den Fahrradlieferdienst.

Der Holländer ist überzeugt von dem serviceorientierten Ansatz seines Unternehmens: "Ein eigener Liefer- und Montageservice ist vielleicht nicht für jeden Händler sinnvoll, aber für uns funktioniert er definitiv gut. Denn wir sehen, dass unser eigener Liefer- und Montageservice für Waschmaschinen und Fernseher sowie unser eigener Fahrradlieferservice in Großstädten unsere Kunden sehr glücklich machen." Coolblue habe die eigene Infrastruktur aufgebaut, um damit die Erwartungen der Kunden übertreffen zu können.

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