Im Herbst soll Microsofts Communication Server 2010 fertig sein und als "Lync Server" auf den Markt kommen. Gary Silver, Solution Consultant beim ITK-Systemintegrator Damovo in Hannover, hat den Unified-Communications-Server auf Herz und Nieren geprüft.
Wann der Nachfolger des Office Communication Server 2007 R2 konkret erscheinen wird, ist noch nicht bekannt. Wahrscheinlich kommt er im Oktober 2010 heraus. Sicher ist dagegen, dass er künftig "Lync Server" heißt. Die neue Version (interner Codename CS 14) wurde von Microsoft aus der Office-Produktfamilie herausgelöst und trägt im Gegensatz zu den vorherigen Versionen nicht mehr den Namen OCS (Office Communication Server), sondern heißt nur noch Lync Server (LS).
Damit ändern sich auch die Namen der anderen Communications-Produkte, die jetzt ebenfalls ein Lync in der Bezeichnung führen. Da es bekanntlich schwer fällt, sich von einmal gewohnten Namen zu verabschieden – das gilt auch für Redaktionen – werden in diesem Artikel die Bezeichnungen Lync Server und Communications Server synonym verwendet.
Kein Live-Meeting-Client erforderlich
Fest steht dagegen: Der Lync Server bringt eine Menge Neuerungen mit und setzt mindestens einen Windows Server 2008 R2 (64 Bit) voraus. Im Rahmen eines Kundenprojekts und einer eigenen Installation konnte der IT- und TK-Anbieter Damovo erste Erfahrungen mit einer Vorabversion sammeln. Auf den ersten Blick fiel auf, dass grundsätzlich kein Live-Meeting-Client mehr installiert werden muss, da der Konferenzservice direkt vom neuen Client zu Verfügung gestellt wird. Es wird jedoch empfohlen, den Live-Meeting-Client zusätzlich zu installieren, um auch an Live-Meetings teilnehmen zu können, die wie OCS-R2-Sessions oder gehostete Live Meetings nicht vom Communication Server 2010 betreut werden.
Neuer Client, neue Funktionen
Der neue Client bringt eine Reihe von Verbesserungen mit sich, die allerdings nur greifen, wenn die Software auf einen Communication Server 2010 trifft: An älteren OCS-Maschinen kann sich der neue Client nicht anmelden. Hingegen ist das System aufwärtskompatibel. Ältere Clients wie OCS R2 spielen problemlos mit CS 2010 zusammen. Die Kontaktkarten sehen nun in Outlook und dem CS-Client identisch aus. Aus beiden Anwendungen können die verschiedenen Kommunikationswege (Instant Messaging, E-Mail, Telefon) per Mausklick gewählt werden. Umgesetzt wird der Client mit Microsofts Silverlight. Diese Erweiterung für Web-Browser hat unter anderem den Vorteil, dass der Client ohne Einbinden von COM-Objekten mit der PC-Hardware kommunizieren kann. Installieren lässt sich der CS-Client auf allen Windows-Varianten ab Windows XP Service Pack 3.
Zu den Verbesserungen des Clients gehört auch die Anzeige des eigenen Aufenthaltsorts. Innerhalb des Unternehmens kann der Standort anhand von Netzinformationen wie Subnet, Switch, Port oder Kennung des WLAN Access Points ermittelt werden. Außerhalb des Unternehmensnetzes kann der Anwender den Ort manuell eintragen. Die Informationen können im Falle eines Notrufs genutzt werden – zum Beispiel von der Polizei oder Feuerwehr. Diese Funktion ist jedoch derzeit nur für die USA freigegeben. Eine Freigabe für Europa und andere Länder ist geplant.
- So wird Unified Communications ein Erfolg
Wer seine Kommunikation bündeln will, muss bei der Einführung von Unified Communications einiges beachten. - 1. UC ist Chefsache
Vorstand oder Geschäftsleitung eines Unternehmens müssen die Einführung von Unified Communications vorbehaltlos unterstützen. Das verdeutlicht die strategische Reichweite einer UC-Lösung. - 2. UC vorleben
Die oberste Führungsebene und die Fachbereichsleiter sollten mit gutem Beispiel vorangehen und wo immer möglich die neuen Technologien und Funktionalitäten wie Web-Konferenzen, Desktop und Application Sharing oder Präsenzanzeige im Alltag nutzen. - 3. Betriebsrat einbinden
Wo vorhanden, gilt es den Betriebsrat so früh wie möglich einzubinden. Als Multiplikatoren können dessen Mitglieder sehr viel zu einem Gelingen des UC-Projekts beitragen. - 4. Weniger ist mehr
Von Beginn an kommt es darauf an, dass sich in den ausgewählten Kernprozessen bereits nach wenigen Monaten sichtbare Verbesserungen einstellen (Quick Wins). Das erleichtert die Überzeugungsarbeit bei der Übertragung auf weitere Geschäftsprozesse und Fachabteilungen. - 5. Infrastruktur prüfen
Die IT-Verantwortlichen müssen bereits in der Konzeptions- und Designphase prüfen, ob die vorhandene Infrastruktur dem erhöhten Sprach- und Datenaufkommen gewachsen ist. Bereits an dieser Stelle ist ein Check der gültigen IT-Security-Richtlinien angebracht. Steigt beispielsweise die Zahl der mobilen User, sind möglicherweise Nachbesserungen notwendig. - 6. Geschäftsprozesse sind entscheidend
Technisch betrachtet entscheidet sich der Erfolg eines Projekts an den Schnittstellen von UC zu den anderen in die Geschäftsprozesse involvierten Programmen und Systemen: E-Mail, Instant Messaging, betriebswirtschaftliche Standardsoftware, CRM-Applikationen, TK-Anlagen etc. - 7. Lieferanten und Kunden einbinden
Wo es darum geht, die Arbeitsbeziehungen zu Lieferanten und Kunden zu verbessern, lässt sich dies recht effektiv mit der Einrichtung von Web-Portalen erreichen. Unterbrechungen in den Logistikprozessen können so weit schneller behoben werden. Auf einer eigens eingerichteten Web-Seite erhalten Kunden bei Anfragen zu Preisen, Verfügbarkeit von Produkten oder im Servicefall sofort Antworten auf ihre Fragen. Damit verbessert sich die Reaktionsgeschwindigkeit eines Unternehmens. - 8. Kontinuierlich weiterentwickeln
Die dauerhafte Wirkung hängt ganz wesentlich von der kontinuierlichen Verbesserung der Geschäfts- und Kommunikationsprozesse ab. Je mehr sich die Mitarbeiter mit den zusätzlichen Möglichkeiten vertraut machen und sie auch ohne allzu enge Restriktionen nutzen können, umso stärker steigt die Akzeptanz. Im Idealfall kommen dann von den Mitarbeitern Vorschläge für Verbesserungen und zusätzliche Funktionen.