Den "richtigen" Fachhändler finden

Zehn Erfolgsfaktoren für Hersteller im Channel

11.04.2013

"Türöffner", Ausbildung, Konkurrenz

Andreas Franken: "Für Hersteller ist es leichtsinnig, wenn sie nicht wenigstens die Grundregeln beim Management ihrer Channel-Beziehungen beherzigen."
Andreas Franken: "Für Hersteller ist es leichtsinnig, wenn sie nicht wenigstens die Grundregeln beim Management ihrer Channel-Beziehungen beherzigen."

3. Von gehobenem Interesse sind die Produkte, mit denen sich der einzelne Fachhändler bei seinen Kunden besonders qualifizieren kann, die möglicherweise sogar als "Türöffner" gelten. Mit solchen Angeboten gewinnt er neue und festigt bestehende Kundenbeziehungen. So werden auch die Wege für die Vermarktung von weniger spannenden Produkten bis hin zu Commodities geebnet.

4. Der Händler nutzt gerne herstellerspezifische Vorteile für seine eigene Positionierung. Hierzu zählen der Glanz einer Marke, besondere Leistungsmerkmale und weitere Eigenschaften, die seitens der Business- bzw. Endkunden als Vorteile gewertet werden.

5. Die meisten Fachhändler schätzen die solide Ausbildung ihres Vertriebs- und Technikpersonals als Grundbedingung für eine Zusammenarbeit ein. Hierdurch gewinnt der Händler Know-how, steigert seine Beratungs- und Servicequalität, erfährt wichtige Details über die Märkte und wird bei manchen Produkten erst in die Lage versetzt, diese überhaupt vermarkten zu können.

6. Ebenso wichtig ist für die meisten Fachhändler die Vermittlung belastbarer Kenntnisse über die Bedürfnisse einzelner Segmente in Verbindung mit möglichst konkreten Angeboten, um diese Marktbedürfnisse adäquat zu befriedigen. Händler benötigen bei erklärungsbedürftigen Produkten weitgehende Unterstützung durch den Hersteller (Argumentationsketten, Lösungsbeispiele, Vertriebstools, etc.). Ebenfalls sehr geschätzt werden Hilfestellungen bei Messen, Projektgeschäften und bei der Generierung von Leads.

7. Kein Händler ist interessiert an besonders starkem Wettbewerb. Deshalb besteht der Wunsch, dass der Hersteller seine Produkte mit Augenmaß distribuiert, die einzelnen Absatzkanäle möglichst intelligent bedient und Vermarktungskonzepte kreiert, die dem einzelnen Händler Raum zum Leben lassen. Eine Konkurrenzsituation mit dem Direktvertrieb eines Herstellers ist besonders beziehungsschädlich.

8. Dies gilt speziell bei Produkten bzw. Leistungen mit hohem Erklärungsaufwand. Die Vorinvestitionen von Hersteller und Händler in eine gemeinsame Vertriebszukunft können nur dann Früchte tragen, wenn beide Vertragsparteien dauerhaft von der Partnerkonstellation profitieren. Enttäuschungen führen hier schnell zum Aus.

9. Eine möglichst hochkarätige Unterstützung in den Bereichen Verkaufsförderung, Marketing, Finanzierung und Konzeptgestaltung zahlt konsequent auf ein langfristig erfolgreiches Miteinander ein. Eine professionelle Ausrichtung der Herstellerorganisation auf die nachhaltige Steigerung der Beziehungsqualität zu den Absatzmittlern leistet das Übrige. Letztendlich muss die Organisation des Herstellers die Versprechen an den Fachhandel halten, welche durch Vertrieb und Geschäftsleitung gegeben wurden.

10. Der Handel wünscht sich aufgrund seiner besonderen Marktnähe auch intensiven Einbezug in zukünftige Produkt- und Servicestrategien wichtiger Hersteller. Institutionalisierte Abstimmungsprozesse erhöhen analog der Meinung der meisten Händler den gemeinsamen Erfolg.

Diese Listung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern ist als Auszug aus einem langen Katalog von bedenkenswerten Vorgaben zur Gestaltung von zukunftsfähigen Geschäftsbeziehungen zwischen Herstellern und deren Handelspartnern wie Fachhändlern, Systemhäusern, -integratoren, Resellern und weiteren Dienstleistern zu sehen. Viele Hersteller-/Händlerbeziehungen leiden oftmals völlig unnötig unter hausgemachten Problemen durch strategische wie handwerkliche Fehler bei der Kreation ihrer Geschäftsbeziehungen.

Manche Hersteller haben es im Channel im Laufe von Jahren zu zweifelhaftem Ruhm gebracht und andere sind in puncto Fairness und Berechenbarkeit vorbildlich. Zwar werden nicht alle strategischen und taktischen Fehler mit Vorsatz begangen, aber es ist schon sehr leichtsinnig, wenn Hersteller nicht wenigstens die Grundregeln beim Management ihrer Channel-Beziehungen beherzigen.

Allerdings ist es nie zu spät, sein Verhalten zu verbessern und Geschäftsbeziehungen zu kreieren, die auf der Basis der jeweiligen Motivlage und dem Leistungsvermögen der Vertragspartner zu fairen und dadurch zukunftsfähigen Wachstumskonzepten führen. (tö)

Autor dieses Beitrags ist Andreas Franken von FRANKEN-CONSULTING, einem Spezialisten für Strategie, Marketing und Vertrieb, der sich auch mit den Themen Entwicklung von Unternehmens- und Produktmarken befasst. Die Erfahrungen aus dem ITK-Sektor resultieren aus Management-Positionen und Beratungsmandaten auf Hersteller- und Fachhandelsseite.

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