Danke, Microsoft! Oder: Warum ich dank Windows 10 endlich auf Ubuntu umsteige
Ich habe die Nase voll. Von Windows. Naja, eigentlich mehr von Microsoft. Und von immer mehr Cloud auf meinem Rechner daheim. Ist ja schon ein Gegensatz in sich. Ich will nicht mit Office 365, OneDrive oder anderem überflüssigen Cloud-Schnickschnack arbeiten, nur weil alle vergessen haben, dass man nicht ALLES bis in alle Ewigkeit aufheben und speichern muss. LÖSCHEN und AUFRÄUMEN - existieren diese Begriffe in der heutigen IT-Welt daheim überhaupt noch?
Ich will nicht ständig patchen müssen - nur weil das Betriebssystem vor Sicherheitslücken strotzt. Ständig dämliche, nichtssagende Fehlermeldungen wegklicken und dann "Hat Ihnen diese Info geholfen?" wutschnaubend ertragen müssen. Und dann diese unsägliche Registry. Haben Sie schon einmal versucht, ein komplexes Programm nach mehreren Updates sauber und vollständig von Ihrem Windows-System zu entfernen? Vergessen Sie's - Windows erzählt gerne, dass etwas vollständig deinstalliert wurde (wenn es denn überhaupt klappt) - der Witz der Woche.
Sicher, ich bin ein User der ganz alten Schule - vielleicht ungewöhnlich für einen Anfang dreißigjährigen IT-Fachredakteur, der sich jeden Tag mit Cloud Computing, Digitalisierung in den Unternehmen und den Vorzügen der schönen neuen IT-Welt auseinandersetzt. Aber vielleicht auch gerade deswegen nicht. Ich will meine Daten schön zuhause auf Festplatten oder anderen physikalischen Datenträgern speichern, ich will wissen, wo was ist und wo ich es finde, wenn ich es brauche. Ist es ein Wunder, dass ich mit Video on Demand so gar nichts anfangen kann?
Ich will wissen, warum mein Rechner jetzt hier und da Probleme macht - ich will IT verstehen, nicht nur benutzen. Das geht mit Windows leider gar nicht mehr. Ich will mich nicht abhängig machen von US-Konzernen, die alle 2 Jahre das komplette IT-Universum auf den Kopf stellen müssen, nur damit mal wieder was Neues auf den Markt gebracht werden kann. Ich will selber Hand anlegen können, wenn ein Programm kaputt ist, mein Betriebssystem selbst anpassen. Und ich will meine Kommandozeile zurück - die auch wirklich funktioniert und nicht nur so tut, als würde sie das tun, was man ihr sagt.
Ja sicher, Windows kann all das doch auch, sagen Sie jetzt. Und das mag sein. Aber ich bin es trotzdem leid. Ich will kein Massenprodukt mehr nutzen, nur weil es jeder nutzt. Das wird mir bei jedem neuen Windows-Release wieder klar. Eigentlich wollte ich ja schon 2002 auf Linux umsteigen, bin dann aber doch bei XP gelandet - weil die WLAN-Treiber und die TV-Karte unter Linux nicht funktionierten. Jetzt aber ist alles anders, jetzt kann Ubuntu alles, was ich brauche.
Glauben Sie nicht? Dann haben Sie es nicht ernsthaft selbst ausprobiert. Sicher bin ich ein ganzes Stück weit einfach nur billig opportunistisch - Hauptsache was, was nicht von Microsoft ist. Das mag sein. Aber ich habe mich trotzdem entschieden - wenn ich schon den ganzen Tag im Büro Windows nutzen muss, will ich wenigstens daheim die Flucht antreten dürfen. Vielleicht hat es genau dieses Release von Windows 10 gebraucht, um mir meine letzten Zweifel zu nehmen.
Ciao Microsoft. Es reicht ja, wenn Ihr bald hier in Schwabing neben uns einzieht. Habt keine Sorge: Apple mag ich auch nicht. Nur eins werde ich bestimmt ganz fürchterlich vermissen: den Bluescreen mit der 0x0000007B (0XBaCCB524,0xc0000034,0x00000000,0x00000000).