Wie können Unternehmen neue Geschäftspartner prüfen?
Die Überprüfung neuer Geschäftspartner oder Kunden nennen Wirtschaftsermittler "Investigative Due Diligence". In ihr werden die Unternehmenslenker, die Zusammenhänge zu anderen Firmen, Lieferanten und Kunden betrachtet. Besitztümer werden geprüft, die Firmenhistorie angeschaut und in Mediendatenbanken und Social Media nach Berichten über das Unternehmen und die Angestellten recherchiert. Es wird geklärt, ob Mitarbeiter oder das Unternehmen bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und soziale Standards eingehalten werden. Alle zugänglichen Informationen, wie zum Beispiel Angaben in Broschüren und auf der Webseite, fließen in die Investigative Due Diligence mit ein. Hierbei wird nicht nur der Inhalt der vorgelegten Dokumente auf Vollständigkeit geprüft, sondern auch deren Echtheit.
In gewissem Maße können Unternehmen eine Investigative Due Diligence selbst durchführen. Die Mitarbeiter sollten hierfür allerdings umfassend geschult werden. Dies reicht von der einfachen Überprüfung aller Daten, wie des Firmennamens und der Adresse bis zur forensischen, softwarebasierten Prüfung von JPGs oder PDFs, um zum Beispiel Manipulationen und Plagiate zu erkennen.
- Woran Sie einen Angriff erkennen
Nach Analysen von McAfee weisen vor allem acht Indikatoren darauf hin, dass ein Unternehmensnetz in die Schusslinie von Hackern geraten ist. Hans-Peter Bauer, Vice President Zentraleuropa bei McAfee, stellt sie vor. - Interne Hosts kommunizieren mit bösartigen oder unbekannten Zieladressen
In jedem Fall verdächtig ist, wenn ein Host-Rechner auf externe Systeme zugreift, deren IP-Adressen auf "Schwarzen Listen" von IT-Sicherheitsfirmen zu finden sind. Vorsicht ist auch dann geboten, wenn Rechner häufig Verbindungen zu Systemen in Ländern aufbauen, zu denen ein Unternehmen keine geschäftlichen Beziehungen unterhält. Dabei kann es sich um den Versuch handeln, Daten aus dem Unternehmen hinauszuschmuggeln. - Interne Hosts kommunizieren mit externen Hosts über ungewöhnliche Ports
Auffällig ist beispielsweise, wenn interne Rechner über Port 80 eine SSH-Verbindung (Secure Shell) zu einem System außerhalb des Firmennetzes aufbauen. SSH nutzt normalerweise Port 22 (TCP). Port 80 ist dagegen die Standardschnittstelle für HTTP-Datenverkehr, also den Zugriff auf das Internet. Wenn ein Host einen ungewöhnlichen Port verwendet, kann dies ein Indiz dafür sein, dass ein Angreifer das System unter seine Kontrolle gebracht hat. Um IT-Sicherheitssysteme zu täuschen, tarnt ein Hacker dann die Kommunikation mit seinem Command-and-Control-Server (C&C) als Anwendung, die jedoch nicht den Standard-Port verwendet. - Öffentlich zugängliche Hosts oder Hosts in entmilitarisierten Zonen (DMZ) kommunizieren mit internen Hosts
Mithilfe solcher Hosts kann es Angreifern gelingen, gewissermaßen "huckepack" in ein Unternehmensnetz einzudringen, Daten zu stehlen oder IT-Systeme zu infizieren. - Warnungen von Malware-Scannern außerhalb der Geschäftszeiten
Verdächtig ist, wenn Antiviren-Programme in der Nacht oder am Wochenende Alarm schlagen, also außerhalb der normalen Arbeitszeiten. Solche Vorkommnisse deuten auf einen Angriff auf einen Host-Rechner hin. - Verdächtige Netzwerk-Scans
Führt ein interner Host-Rechner Scans des Netzwerks durch und nimmt er anschließend Verbindung zu anderen Rechnern im Firmennetz auf, sollten bei Administratoren die Alarmglocken schrillen. Denn dieses Verhalten deutet auf einen Angreifer hin, der sich durch das Netzwerk "hangelt". Vielen Firewalls und Intrusion-Prevention-Systemen (IPS) entgehen solche Aktionen, wie sie nicht entsprechend konfiguriert sind. - Häufung identischer verdächtiger Ereignisse
Ein klassischer Hinweis auf Angriffe ist, wenn mehrere sicherheitsrelevante Events innerhalb kurzer Zeit auftreten. Das können mehrere Alarmereignisse auf einem einzelnen Host sein, aber auch Events auf mehreren Rechnern im selben Subnetz. Ein Beispiel sind Fehler beim Authentifizieren. - Schnelle Re-Infektion mit Malware
Nach dem Scannen mit einer Antiviren-Software und dem Beseitigen eventuell vorhandener Schadsoftware sollte ein IT-System eigentlich längere Zeit "sauber" bleiben. Wird ein System jedoch innerhalb weniger Minuten erneut von Malware befallen, deutet dies beispielsweise auf die Aktivitäten eines Rootkit hin. - Dubiose Log-in-Versuche eines Nutzers
Eigenartig ist, wenn derselbe User innerhalb kurzer Zeit von unterschiedlichen Orten aus Log-in-Versuche in ein Firmennetz startet oder wenn solche Aktionen von Systemen mit unterschiedlichen IP-Adressen aus erfolgen. Eine Erklärung ist, dass die Account-Daten des Nutzers in falsche Hände gefallen sind. Denkbar ist allerdings auch, dass sich ein illoyaler oder ehemaliger Mitarbeiter Zugang zu verwertbaren Daten verschaffen will.
To-Do-Liste
Zudem ist es wichtig, die Workflows im Vorhinein zu definieren: Wie erfolgt die Datenerhebung, was ist zu beachten? Wie können die gewonnenen rohen Informationen bereinigt, angereichert und standardisiert bereitgestellt werden? Wie werden die Daten miteinander verknüpft? Wer ist für welche Schritte zuständig? Weiterhin müssen die Mitarbeiter wichtige Basisinformationen für die Internetrecherche besitzen, denn mit simplem "Googeln" ist es hier nicht getan. Unabdingbare Elemente einer solchen Recherche sind:
Recherche in den Suchmaschinen nach der zu prüfenden Domain
Überprüfung der Whois-Daten der Domain
Abgleich der Angaben in den Whois-Daten mit den bekannten Firmendaten
Überprüfung der angeblichen Lieferadresse im Internet
Überprüfung der verwendeten E-Mail-Adresse
Überprüfung, ob die sichtbare E-Mail-Adresse auch die tatsächliche Absenderadresse ist
Durchführung eines Reverse-Whois-Checks (Welche Domains sind noch auf den bekannten Registranten registriert?)
Überprüfung der angegebenen Telefonnummer im Abgleich mit den bekannten Firmendaten
Falls möglich, sollte man auch erwägen, direkt vor Ort zu recherchieren. Handelt es sich um eine Briefkastenfirma oder stimmen die gemachten Angaben mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild überein? Ein solcher Check sagt oft wesentlich mehr aus als veraltete Fotos von Google Street View. (bw)