Immer raffiniertere Betrugsmuster

Wie Sie neue Geschäftspartner prüfen

27.07.2015
Von Jörn Weber

Wie können Unternehmen neue Geschäftspartner prüfen?

Die Überprüfung neuer Geschäftspartner oder Kunden nennen Wirtschaftsermittler "Investigative Due Diligence". In ihr werden die Unternehmenslenker, die Zusammenhänge zu anderen Firmen, Lieferanten und Kunden betrachtet. Besitztümer werden geprüft, die Firmenhistorie angeschaut und in Mediendatenbanken und Social Media nach Berichten über das Unternehmen und die Angestellten recherchiert. Es wird geklärt, ob Mitarbeiter oder das Unternehmen bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind und soziale Standards eingehalten werden. Alle zugänglichen Informationen, wie zum Beispiel Angaben in Broschüren und auf der Webseite, fließen in die Investigative Due Diligence mit ein. Hierbei wird nicht nur der Inhalt der vorgelegten Dokumente auf Vollständigkeit geprüft, sondern auch deren Echtheit.

In gewissem Maße können Unternehmen eine Investigative Due Diligence selbst durchführen. Die Mitarbeiter sollten hierfür allerdings umfassend geschult werden. Dies reicht von der einfachen Überprüfung aller Daten, wie des Firmennamens und der Adresse bis zur forensischen, softwarebasierten Prüfung von JPGs oder PDFs, um zum Beispiel Manipulationen und Plagiate zu erkennen.

To-Do-Liste

Zudem ist es wichtig, die Workflows im Vorhinein zu definieren: Wie erfolgt die Datenerhebung, was ist zu beachten? Wie können die gewonnenen rohen Informationen bereinigt, angereichert und standardisiert bereitgestellt werden? Wie werden die Daten miteinander verknüpft? Wer ist für welche Schritte zuständig? Weiterhin müssen die Mitarbeiter wichtige Basisinformationen für die Internetrecherche besitzen, denn mit simplem "Googeln" ist es hier nicht getan. Unabdingbare Elemente einer solchen Recherche sind:

  • Recherche in den Suchmaschinen nach der zu prüfenden Domain

  • Überprüfung der Whois-Daten der Domain

  • Abgleich der Angaben in den Whois-Daten mit den bekannten Firmendaten

  • Überprüfung der angeblichen Lieferadresse im Internet

  • Überprüfung der verwendeten E-Mail-Adresse

  • Überprüfung, ob die sichtbare E-Mail-Adresse auch die tatsächliche Absenderadresse ist

  • Durchführung eines Reverse-Whois-Checks (Welche Domains sind noch auf den bekannten Registranten registriert?)

  • Überprüfung der angegebenen Telefonnummer im Abgleich mit den bekannten Firmendaten

Falls möglich, sollte man auch erwägen, direkt vor Ort zu recherchieren. Handelt es sich um eine Briefkastenfirma oder stimmen die gemachten Angaben mit dem tatsächlichen Erscheinungsbild überein? Ein solcher Check sagt oft wesentlich mehr aus als veraltete Fotos von Google Street View. (bw)

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