Cloud IaaS und PaaS

Wie IBM und Oracle Cloud-Kunden locken

Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.

Oracle Cloud - Stärken und Schwächen

Erst Ende 2015 stellte Oracle sein erstes Public-Cloud-IaaS-Angebot vor. Auf die Oracle Cloud Infrastructure Classic (die sogenannte "Gen 1 Cloud") folgte im November 2016 die "Oracle Cloud Infrastructure" (OCI, nun als "Gen 2 Cloud" bezeichnet).

Zum Gen-2-Portfolio gehören auf Stundenbasis abgerechnete virtuelle Maschinen (VMs) auf Basis von KVM sowie auch Bare-Metal Server. Hinzu kommen ein Docker-basierter Container-Dienst (Oracle Container Cloud Service) sowie Block-, File- und Object-Storage-Services. Daneben gibt es das Gen-1-Angebot, das beispielsweise Xen-basierte VMs und Object Storage beinhaltet. Ähnlich wie IBM offeriert der Konzern mit "Oracle Cloud at Customer" auch eine On-Premises-Variante von Gen-1 für Private-Cloud-IaaS-Umgebungen.

Stärken

Oracles IaaS-Services dienen in erster Linie als Infrastrukturbasis für andere hauseigene Softwareprodukte, kommentiert Gartner. Vor allem Kunden, die einen integrierten Stack aus verschiedenen Oracle-Systemen betreiben, könnten davon profitieren. Ausgangspunkt aller Cloud-Initiativen sind vor allem Oracles Business-Anwendungen, Datenbanken und Middleware-Systeme. Unterm Strich habe der Konzern damit ein breites Portfolio aus IaaS-, PaaS-, und SaaS-Produkten aufgebaut. Die wichtigste Zielgruppe sind denn auch Unternehmen, die Oracle-Software auf der IaaS-Cloud-Plattformen betreiben möchten. Darüber hinaus versucht der Softwarekonzern aber auch, kostensensible Startups und kleinere Unternehmen ohne Oracle-Installationen als Cloud-Kunden zu gewinnen.

Gartner lobt unter anderem die gut entwickelte "Hyperscale Cloud-Architektur" mit soliden Verfügbarkeits- und Performance-Werten sowie die konkurrenzfähigen Preise der IaaS-Produkte. Als Späteinsteiger in das Cloud-Geschäft schätze Oracle seine Marktchancen durchaus realistisch ein und habe seine technische Roadmap bisher meist eingehalten.

Schwächen

Oracles Gen-2-Angebot befindet sich noch in einem frühen Stadium und eigne sich für diverse IaaS-Aufgaben noch nicht gut, urteilen die Gartner-Experten. Die Akzeptanz gerade unter Enterprise-Kunden sei gering, zudem habe Oracle gerade erst begonnen, dafür ein Partnernetz aufzubauen. Die Begeisterung etwa von Managed Service Providern (MSP) für Gen-2 halte sich in Grenzen, wie einige Gartner-Kunden berichteten.

Das Gen-1-Portfolio biete andererseits kaum Raum für eine Differenzierung im Wettbewerb. Gekauft würden solche Produkte häufig nur, um sie als Basis für Oracles-PaaS-Dienste zu nutzen. In Zukunft werde der Hersteller jedenfalls seine Anstrengungen auf das Gen-2-Portfolio konzentrieren. Nutzer von Gen-1-Produkten sollten sich dessen bewusst sein.

Deutliche Kritik muss Oracle vor allem für seine zum Teil aggressiven Vertriebspraktiken einstecken. Nicht selten drohe der Konzern Kunden mit Software Audits oder drastischen Preiserhöhungen für Datenbanklizenzen, wenn diese sich für einen anderen Cloud-Provider entscheiden. Kunden sollten das in ihren Entscheidungsprozessen berücksichtigen, so die Auguren. Mit Blick auf die noch nicht vollständig ausgereifte "Oracle Cloud Infrastructure" empfehlen sie, damit verbundene Risiken genau abzuwägen und unbedingt das Gespräch mit Referenzanwendern zu suchen.

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