Börsengang, Private Equity, Fusion - oder alles beim Alten?
2. Der Gang an die Börse
Eines der von der Deutschen Bank im Auftrag der Metro untersuchten Szenarien ist es, Media-Saturn an die Börse zu bringen. Aus Sicht der Handelskonzerns handelt es sich dabei um eine saubere Lösung mit einer größtmöglichen Transparenz. Doch gibt es auch hier gute Gründe, die gegen die Realisierung des Vorhabens sprechen:
Anleger mögen zukunftsorientierte, junge Geschäftsmodelle mit gutem Entwicklungspotenzial. Deshalb erfolgten die Börsengänge von Elektronik-Retailern wie Best Buy oder dem japanischen Pendant Yamada Denki auch durchwegs in den 80er Jahren. Heute reüssieren dagegen IPOs von Internet-Companies wie Alibaba oder Facebook. Selbst mit einem anvisierten Online-Umsatzanteil von 20 Prozent wäre Media-Saturn noch immer ein Dinosaurier des stationären Handels und der Erfolg eines Börsengangs alles andere als sicher. Dass der Eigentümerstreit zwischen der Metro AG und Erich Kellerhals kein Ende nimmt - gerade erst hat der MSH-Gründer seine Klage gegen CEO Pieter Haas ans Landgericht Ingolstadt weitergezogen - dürfte die Chancen eines Börsenszenarios weiter schmälern.
3. Das Private-Equity-Szenario
Streiten sich Zwei, freut sich der Dritte - im Fall Media-Saturn könnte es sich dabei um die Übernahme durch ein Beteiligungsunternehmen handeln. In der deutschen Handelslandschaft gewinnt dieses Szenario an Popularität: erst übernahm Advent International die Douglas Holding (inklusive Thalia, Christ und Hussel), dann Also-Eigner Droege Group die Verlags- und Handelsgruppe Weltbild. Für Droege dürfte Media-Saturn mit seinen 21 Milliarden Umsatz eine Gewichtsklasse zu schwer sein. Für einen Investor vom Kaliber Advent International wäre eine Übernahme dagegen durchaus im Bereich des Möglichen.
Für die Zukunft von Media-Saturn sähe ein Private-Equity-Szenario allerdings alles andere als fröhlich aus: Beteiligungsunternehmen sind qua Natur nicht an einem Erhalt bestehender Unternehmensstrukturen interessiert, sondern vielmehr an einer größtmöglichen Gewinnmaximierung, was in vielen Fällen einer Filetierung gleichkommt. Ähnlich wie bei Karstadt könnten so die Saturn-Märkte in Premiumlagen getrennt versilbert werden, während wachstumsstarke Online-Unternehmungen an den Wettbewerb gehen könnten. Media-Saturn in der heutigen Form wäre damit bald Vergangenheit.
4. Zukunftssicherung mittels Fusion
Um ein weiteres Zukunftsszenario für Media-Saturn zu erkennen, reicht der Blick auf die britische Insel: hier haben sich 2014 der weltweit neuntgrößte Elektronik-Retailer Dixons und die Mobilfunkkette Carphone Warehouse zum neuen Handelsriesen Dixons Carphone vereint. Und das durchaus mit Erfolg: im zurückliegenden Weihnachtsgeschäft kehrte das Unternehmen zum Wachstum zurück und erzielte mit einem Umsatzplus von sieben Prozent ein besseres Ergebnis als Media-Saturn.
Doch wer ist das deutsche Pendant zu Carphone Warehouse? An erster Stelle würde sich hier der Freenet-Konzern anbieten, der nicht nur als Mobilfunkprovider agiert, sondern über seine Tochter Mobilcom-Debitel sowie die Ende 2012 übernommene Apple-Kette Gravis auch im Handelsgeschäft tätig ist. Media-Saturn und Freenet führen bereits seit mehreren Jahren eine Vertriebspartnerschaft, welche die Vermarktung von Mobilcom-Debitel-Produkten bei Saturn und Media Markt ermöglicht. Und als Media-Saturn im vergangenen Jahr einen "eigenen" Prepaid-Smartphone-Tarif lancierte, stand hier ebenfalls Mobilcom-Debitel als Kooperationspartner dahinter. Nicht nur, um das CE-Vollsortiment von Media-Saturn um einen Mobilfunkschwerpunkt zu ergänzen, würde eine Fusion Sinn machen. Auch das Ziel von MSH-Chef Pieter Haas, den Retailer mit kleineren Marktformaten näher an die Kunden heranzubringen, wäre so leichter umsetzbar. Allerdings stehen dem Merger aus heutiger Sicht hohe Hürden Organisation beider Unternehmer- sowie einmal mehr der Streit der Media-Saturn-Eigner - entgegen.
5. Alles bleibt so, wie es ist
Auch wenn es für eine Zukunft von Media-Saturn jenseits der Metro somit mehrere Szenarien gibt, ist gut möglich, dass auf absehbare Zeit weiterhin alles beim Alten bleibt. Der Eigentümerstreit verunmöglicht weitreichende Grundsatzentscheidungen und gleichzeitig geht es Media-Saturn noch gut genug, um die Dringlichkeit für eine tiefgreifende Lösung nicht allzu hoch erscheinen zu lassen.
Auch die von der MSH-Geschäftsführung eingeleiteten Maßnahmen in Richtung E-Commerce und Multichannel sind dafür geeignet, die Büchse der Pandora erst einmal unter Verschluss zu halten: zwar schwächt sich das Online-Wachstum des Retailers zunehmend ab und gewinnt Media-Saturn damit auch keine neuen Kunden hinzu. Doch wird auf diese Weise immerhin die weitere Abwanderung der Kunden gestoppt. So meldete die Metro heute für das Weihnachtsendquartal von Media-Saturn in Deutschland eine flächenbereinigte Umsatzentwicklung von plus 0,4 Prozent. Und mit neuen Initiativen wie den eBay-Shops von Media Markt und Saturn, Multichannel-Pilotmärkten und innovativen Location Based Services hat der Retailer noch einige Trümpfe im Ärmel. Die Gerüchte über den Tod des stationären Handels sind verfrüht und somit ist es gut möglich, dass auch die Zweckunion zwischen Metro und Media-Saturn noch einige Zeit halten könnte. (mh)
- Auffallen um jeden Preis
<br>Was zahlen Hersteller an Media Markt, damit ihre Produkte und Logos so platziert werden, dass es den Kunden auffällt? Die Zahlen auf den folgenden Bildern stammen von der "Wirtschaftswoche". - Bis zu 60.000 Euro
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<br>Wenn Trittspuren auf dem Fußboden die Kunden zu einem bestimmten Produkt im Media Markt leiten sollen, ist das den Herstellen bis zu 20.000 Euro wert.