In die Breite, in die Tiefe - oder ins Ausland
Die von weiteren Händlern auf der K5 präsentierten Stellschrauben für mehr Erfolg im E-Commerce wirkten demgegenüber weniger spektakulär, zeigten aber dennoch große Effekte. So berichtete Cornelius Patt, Gründer und Geschäftsführer des Tiernahrungshändlers Zooplus davon, wie er es mit seinem 1999 gegründeten Shop zu 2,7 Millionen Kunden und einem Jahresumsatz von mehr als einer halben Milliarde Euro geschafft hat. Als Gamechanger für die Entwicklung des Onlineshops bezeichnete Patt die Entscheidung, auch im europäischen Ausland aktiv zu werden. Anstatt das Geschäftsmodell auf mehrere Kanäle oder zusätzliche Produktsparten zu erweitern, habe man sich für eine konsequente Internationalisierung entschieden. Heute sei Zooplus in 23 Märkten vertreten und nehme in 21 Ländern die Rolle des Marktführers ein.
Über einen anderen Ansatz berichtete Windeln.de-Gründer Alexander Brand. Dem klar eingegrenzten Firmennamen zum Trotz weitet der Online-Händler sein Produktsortiment konsequent aus und ist gerade dabei, mittels Übernahmen auch in das Geschäft mit Kindermode einzusteigen. Damit erinnerte Windeln.de nicht zuletzt an Notebooksbilliger.de, das längst nicht mehr ausschließlich tragbare Computer anbietet, sondern "alles, was einen Stecker hat", wie Firmenchef Arnd von Wedemeyer vor zwei Jahren auf der K5 berichtete.
Dem vielstimmigen Ansatz der E-Commerce-Konferenz entsprechend, stellte kurz nach Windeln.de Christian Gleichmann, E-Commerce-Leiter von Babyartikel.de, einen komplett andersgerichteten Ansatz vor: statt das vorgegebene Sortiment immer weiter auszuweiten, setzt der Online-Händler auf eine möglichst hohe Produktkompetenz mit ausführlichen, redaktionell gepflegten Produkttexten und -Fotos. Wie Gleichmann berichtete, erzielt das Unternehmen so eine maximale Kundenbindung und schafft es, im Gegenzug auf übersteigerte Kosten für (Suchmaschinen-)Werbung zu verzichten.
Zukunftsthemen: Mobile und dezentrales Warehousing
Mit den präsentierten Themen löste die K5 2014 viele ihrer Versprechen ein. Lediglich im Hinblick auf das Thema smarter Shopping Devices gab es eine Leerstellen zu verzeichnen. Aber vielleicht ist hier Amazon einfach einen Schritt weiter als die Konkurrenz - oder sind die Kunden mit den ihnen zur Verfügung stehenden Shop-Zugänge auch einfach zufrieden. Hardware-seitig wurde stattdessen in verschiedenen Vorträgen das Thema Mobile adressiert - allerdings ohne die von Agenturen und Dienstleistern sonst häufig an den Tag gelegte Euphorie. Man könne noch nicht sagen, ob der Einkauf von mobilen Endgeräten wirklich einen signifikanten Unterschied darstelle - schließlich würden die meisten Einkäufe per iPad zu Hause getätigt, erklärte Stefan Smalla, Gründer des Einrichtungs-Shoppingclubs Westwing. Sein Unternehmen unterscheide bei der Site-Entwicklung zwischen Endgeräten mit großen und kleinen Bildschirmen. In beiden Fällen gelte es, optimale Nutzererlebnisse zu bieten.
- 3. Individuell statt Standard
Nicht jeder Shop-Besucher gleicht dem anderen. Halten Sie verschiedene Exit-Intent-Popups vor und spielen Sie diese userabhängig aus. - 2. Der Kunde ist König
Überlassen Sie dem Nutzer die Kontrolle. Das heißt: Zeigen Sie offensichtlich, wo der User das Fenster wieder schließen kann oder bieten Sie einen amüsant gestalteten "Nein, danke"-Button an. - 1. Weniger ist mehr
Senden Sie EINE klare Botschaft und machen Sie auf den ersten Blick deutlich, was der Nutzer davon hat, wenn er klickt oder seine E-Mail-Adresse eingibt.
Die zweite große bei der K5 diskutierte Hardware-Lösung stellten die Paketkästen des Logistik-Marktführers DHL dar. DHL-Manager Thomas Ogilvie verteidigte die Konzeption der "Empfangsboxen" als geschlossenem System und kündigte auch den Ausbau des bestehenden Packstation-Netzes aus. "Für jedes Paket, das in diesem Moment unterwegs ist, verzeichnen wir die doppelte Menge an Tracking-Aufrufen. Das zeigt uns, dass E-Commerce nicht ohne eine entsprechend ausgereifte Logistik funktioniert", so Ogilvie. Großes Potenzial räumte der DHL-Manager auch lokalen Händlern ein - denn schließlich halte "jede Stadt in ihren Geschäften das gleiche Warenangebot vor, wie ein Logistikzentrum auf der grünen Wiese". Doch gebe es noch massive Schwierigkeiten auf der Warenwirtschafts-Seite und lasse sich deshalb schwer voraussagen, wie lange es dauern würde, bis der lokale Handel für den E-Commerce aktiviert werden könne. (rw)