Das Timing von Unternehmensverkäufen
Selbstverständlich muss jedes Unternehmen und sein Umfeld einzeln genau betrachtet werden, um eine individuelle Aussage über eine Verkaufsstrategie treffen zu können. Es gibt jedoch verschiedene Faktoren, die eine recht zuverlässige Allgemeingültigkeit haben. Hierzu zählen:
1. Die allgemeine Marktverfassung bzw. die Konjunktur
2. Die Branche und Unternehmensreifephase
3. Die strategische Situation und Positionierung eines Unternehmens
4. Die individuelle operative und wirtschaftliche Situation eines Unternehmens
5. Die persönliche Lebensplanung des Unternehmers
1. Allgemeine Marktverfassung bzw. die Konjunktur
Die letzten Monate haben wiederum gezeigt, dass in Krisenphasen der Markt für Unternehmensübernahmen allgemein stark zurückgeht. Die wenigen umgesetzten Transaktionen werden von Notverkäufen zu niedrigsten Preisen dominiert.
Selbst vorausschauende Investoren, die auch antizyklisch denken, scheitern oft praktisch an fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten durch die Banken oder haben in ihren bestehenden Portfolien und Geschäften zahlreiche Brände zu bekämpfen, was ebenfalls die Risikobereitschaft für weitere Übernahmen begrenzt.
Die Phasen wirtschaftlichen Abschwungs sind für Unternehmensübernahmen meist ebenso schwierig.
Eine Besserung tritt erst ein, wenn ein allgemeiner Wirtschaftsaufschwung beginnt. Die Anzahl der Transaktionen und die gezahlten Preise steigen steil an und können in Boomphasen e-Kurvenartig verlaufen.
Der beste Zeitpunkt zum Verkauf eines Unternehmens ist somit eine allgemeine Boomphase. Das Problem hierbei ist allerdings, dass Boomphasen schwer zu prognostizieren sind und bisher jede Boomphase mehr oder weniger abrupt geendet hat. Ein geordneter Unternehmensverkauf dauert ca. sechs bis zwölf Monate. Darauf zu spekulieren, den Höhepunkt einer Boomphase als Transaktionszeitpunkt zu erreichen, ist also ein riskanter Ansatz. Somit ist es vernünftig, schon vor einer Aufschwungphase mit den Vorbereitungen im Verkaufsprozess zu beginnen und in eine Aufschwungphase hinein mit der Vermarktung zu starten und sich mit einem Preis unterhalb des theoretisch möglich erscheinenden Maximums zu bescheiden. Die Zahl der Unternehmer, die zu hoch gepokert haben und später zu äußerst unbefriedigenden Konditionen ausscheiden mussten, ist groß.