Interview Pironet NDH: "Partner auf Augehöhe"
Für Cloud-Services "Made in Germany" macht sich Pironet NDH stark. Die Tochtergesellschaft des Systemhauses Cancom sieht speziell für mittelständische Cloud-Service-Provider gute Chancen auf dem deutschen Markt. Für solche Unternehmen sprechen laut Khaled Chaar, Managing Director Business Strategy bei Pironet NDH, Gründe wie der Standort Deutschland und maßgeschneiderte Angebote für Kunden aus dem Mittelstand. Wir haben mit ihm über den Markt und den Wettbewerb mit den "Großen" der Zunft gesprochen.
CW: Herr Chaar, warum entscheiden sich viele Unternehmen für die Cloud-Angebote großer Provider?
CHALED CHAAR: Weil solche Unternehmen über hoch standardisierte Cloud-Plattformen, jahrelange Erfahrung mit dem Betrieb entsprechender Rechenzentren und über ein umfangreiches Know-how verfügen. Deshalb entscheiden sich viele Unternehmen beim Schritt in die IT-Wolke für einen der großen Anbieter. Doch nicht alles spricht für die überwiegend in den USA beheimateten Provider.
CW: Welche Faktoren sprechen dagegen?
CHAAR: Was Mittelständlern, zu Recht, Bauchschmerzen bereitet, ist das Thema Datenschutz. Denn außerhalb des europäischen Wirtschaftsraumes legen die Gesetzgeber häufig weniger Wert auf den Schutz sensibler Daten als hierzulande. Bestes Beispiel sind die USA: Unter Berufung auf das 'Patriot Act' dürfen amerikanische Geheimdienste und Ermittlungsbehörden im Verdachtsfall auf Server und Daten von Unternehmen zugreifen - auch ohne richterliche Verfügung.
CW: Allerdings argumentieren US-Service-Provider, dass sie Rechenzentren in der EU oder in Deutschland betreiben und damit dem hier geltenden Datenschutzrecht unterliegen...
CHAAR: Auch wenn ein solcher Cloud-Anbieter Rechenzentren hierzulande betreibt, sein Hauptsitz aber in den USA ist, gelten die angesprochenen US-Gesetze. Innerhalb der Europäischen Union sind die Gesetze zum Datenschutz zwar deutlich strenger, aber wer sicher gehen will, dass seine Daten nach deutschem Recht gespeichert und verwaltet werden, sollte sich einem Anbieter anvertrauen, dessen Hauptsitz und dessen Rechenzentren sich in Deutschland befinden.
CW: Haben mittelständische Cloud-Service-Provider wie Pironet NDH überhaupt eine Chance gegen Großanbieter wie Microsoft, Amazon oder Google?
CHAAR: Mittelständische Anbieter haben gute Chancen, vor allem dann, wenn sie mit ihren Produkten mittelständische Unternehmen adressieren. Denn große Provider tun sich häufig schwer, die für den Mittelstand typischen IT-Strukturen in der Cloud abzubilden. Oft sind die IT-Landschaften solche Firmen über Jahre gewachsen und entsprechend heterogen. Der Transfer in die Cloud ist damit ein komplexes Unterfangen. Hier können mittelständische Cloud-Provider punkten: Sie kennen die Anforderungen ihrer Kunden aus eigener Erfahrung und ermöglichen daher eine enge Zusammenarbeit auf Augenhöhe.
CW: Heißt das, ein Mittelständler muss auf die zweifellos preislich attraktiven Angebote von 'großen' Providern verzichten, wenn er sich an einen kleineren Cloud-Service-Provider bindet?
CHAAR: Nein, natürlich nicht. Auch wenn Unternehmen sich für einen mittelständischen Cloud-Anbieter entscheiden, müssen sie nicht zwangsläufig auf die hochstandardisierten Lösungen der großen Provider verzichten. So gibt es beispielsweise die Möglichkeit, Clouds miteinander zu kombinieren. Die Unternehmen speichern dann weniger sensible Daten in einer Standard-Public-Cloud, während sie schützenswerte Informationen in eine private IT-Wolke geben.
CW: Wie können sich kleinere Cloud-Service-Provider noch von den Angeboten großer Anbieter abheben, etwa durch einen besseren Service?
CHAAR: Eine Option ist, dass kleinere Provider Leistungen anbieten, die über die reinen Cloud-Dienste hinausgehen. Dazu gehören unter anderem Managed Services und diverse betriebswirtschaftliche Beratungsleistungen. Und, Sie haben Recht, auch die individuelle Betreuung ist ein Faktor, den gerade Mittelständler schätzen. (sh)
- Cloud Computing und der deutsche Markt 2014
Wie steht es um das Thema Cloud in deutschen Unternehmen? Was machen die großen Cloud Service Provider (CSP), außer ein Data Center nach dem anderen aus dem europäischen und deutschen Boden zu stampfen? Wir haben Zahlen und Fakten zusammengestellt. - Wie Anwender einen Cloud Provider finden
Bei der Auswahl eines Cloud-Service-Providers dominiert zwar mit "Integrationsfähigkeit" der Lösung ein technisches Kriterium. Fast ebenso wichtig sind jedoch Faktoren wie der Firmensitz des Anbieters und der Standort seiner Datacenter. - Das Misstrauen ist weider da
Deutsche Unternehmen hegen ein gewisses Misstrauen gegenüber Cloud-Services von externen Anbietern. Das spiegelt sich in Anforderungen wie der Datenspeicherung in Deutschland und der Vertragsgestaltung wider. - Wenn, dann sind es Konzerne
Laut der Studie Cloud Monitor 2014, welche die Beratungsgesellschaft KPMG im Auftrag des Hightech-Verbandes Bitkom erstellte, standen deutsche Unternehmen bis Ende 2013 Public-Cloud-Diensten skeptisch gegenüber. Nur 15 Prozent griffen auf solche Angebote zurück, vor allem Großfirmen. - Geeignetes Gegenmittel?
Amazon Web Services (AWS) versucht, ein Vertrauensverhältnis zu misstrauischen Kunden aufzubauen. - Hybride Modelle gefragt
Um die Kontrolle über ihre Daten nicht komplett an einen externen Provider abgeben zu müssen, tendieren viele Anwender mittlerweile zu Hybrid-Modellen. - HP Helion
HP setzt mit seiner auf OpenStack basierenden Helion-Architektur sowohl auf Private- als auch Public-Cloud-Ansätze. - Oracle Solaris
"Build for Clouds": Auch Oracle preist gewohnt vollmundig seine Cloud-Infrastruktur-Angebote an. - Die Deutschen dürfen mitspielen
T-Systems geht als größter nationaler CSP einen diversifizierten Weg und offeriert Dienste in allen Bereichen - von Business-Apps über Kommunikations-Dienste und Security bis hin zu PaaS- und BPM-Services. - Hindernisse bleiben
Für die Cloud-Provider sind aber immer noch große Steine zu klopfen: Sicherheitsbedenken, individuelle Wünsche, unternehmensinterne Widerstände und andere Prioritäten bremsen den "vollen Cloud-Umstieg" in vielen deutschen Anwenderunternehmen noch aus. - ... und wenn, dann bitte von hier
Globale Cloud-Provider werden es wohl weiterhin nicht leicht haben - die lokalen Dienstleister und Fachhändler oder stark spezialisierte Provider, die Kundenwünsche gezielt befriedigen können, haben Vorteile. - Cloud Computing und der deutsche Markt 2014
Wie steht es um das Thema Cloud in deutschen Unternehmen? Was machen die großen Cloud Service Provider (CSP), außer ein Data Center nach dem anderen aus dem europäischen und deutschen Boden zu stampfen? Wir haben Zahlen und Fakten zusammengestellt. - Wie Anwender einen Cloud Provider finden
Bei der Auswahl eines Cloud-Service-Providers dominiert zwar mit "Integrationsfähigkeit" der Lösung ein technisches Kriterium. Fast ebenso wichtig sind jedoch Faktoren wie der Firmensitz des Anbieters und der Standort seiner Datacenter. - Das Misstrauen ist weider da
Deutsche Unternehmen hegen ein gewisses Misstrauen gegenüber Cloud-Services von externen Anbietern. Das spiegelt sich in Anforderungen wie der Datenspeicherung in Deutschland und der Vertragsgestaltung wider. - Wenn, dann sind es Konzerne
Laut der Studie Cloud Monitor 2014, welche die Beratungsgesellschaft KPMG im Auftrag des Hightech-Verbandes Bitkom erstellte, standen deutsche Unternehmen bis Ende 2013 Public-Cloud-Diensten skeptisch gegenüber. Nur 15 Prozent griffen auf solche Angebote zurück, vor allem Großfirmen. - Geeignetes Gegenmittel?
Amazon Web Services (AWS) versucht, ein Vertrauensverhältnis zu misstrauischen Kunden aufzubauen. - Hybride Modelle gefragt
Um die Kontrolle über ihre Daten nicht komplett an einen externen Provider abgeben zu müssen, tendieren viele Anwender mittlerweile zu Hybrid-Modellen. - HP Helion
HP setzt mit seiner auf OpenStack basierenden Helion-Architektur sowohl auf Private- als auch Public-Cloud-Ansätze. - Oracle Solaris
"Build for Clouds": Auch Oracle preist gewohnt vollmundig seine Cloud-Infrastruktur-Angebote an. - Die Deutschen dürfen mitspielen
T-Systems geht als größter nationaler CSP einen diversifizierten Weg und offeriert Dienste in allen Bereichen - von Business-Apps über Kommunikations-Dienste und Security bis hin zu PaaS- und BPM-Services. - Hindernisse bleiben
Für die Cloud-Provider sind aber immer noch große Steine zu klopfen: Sicherheitsbedenken, individuelle Wünsche, unternehmensinterne Widerstände und andere Prioritäten bremsen den "vollen Cloud-Umstieg" in vielen deutschen Anwenderunternehmen noch aus. - ... und wenn, dann bitte von hier
Globale Cloud-Provider werden es wohl weiterhin nicht leicht haben - die lokalen Dienstleister und Fachhändler oder stark spezialisierte Provider, die Kundenwünsche gezielt befriedigen können, haben Vorteile.