Risiken lauern überall
Auch wenn sich alle an einem Produkt-Launch Beteiligten noch so viel Mühe geben, kann es in der Gesamtkomposition Probleme geben. "Die Entwicklung von Grafikprozessoren ist eine extreme Herausforderung. Vielleicht gibt es deshalb auch so wenige Unternehmen in diesem Bereich. Es können diverse Schwierigkeiten während des Entwicklungsprozesses auftreten. Diese reichen von unterschiedlichen Hard- und Softwareproblemen bis zur Fähigkeit, ausreichende Stückzahlen in beabsichtigter Qualität herzustellen", weiß Nvidia-Managerin Tatár.
An der Smartphone-Front liegen die Anforderungen wieder an anderer Stelle. Hier heißt es nicht "wie", sondern "wo". So kam zum Beispiel der sogenannte "Antennentodesgriff" in Verbindung mit dem iPhone 4 zu zweifelhaftem Ruhm. Wenn das Smartphone mit der linken Hand für ein Telefonat genutzt wurde, ging die Anzahl der Empfangsbalken in den Keller, und die Empfangsstärke fiel ab. Dank Medien und Internet verbreiten sich solche von den Verbrauchern negativ empfundenen Produkteigenschaften wesentlich rascher als die positiven. "Bei einem Smartphone steht die Telefonie, also die Verbindung, an erster Stelle. So ist es sehr wichtig, beim Entwerfen und Entwickeln des Designs nie Lage und Umgebung der Antenne aus den Augen zu verlieren" bringt es Sony-Mobile-Manager Bourdin auf den Punkt.
Unabhängig davon, ob ein Endanwender ein Gerät mit der linken oder rechten Hand bedient oder ob sich das Gerät gerade in einer Tunneldurchfahrt befindet, haben vor allem die Hersteller mobiler Geräte noch mit zwei weiteren großen Herausforderungen zu kämpfen: Platz und Wärme. Immer flacher und immer leichter, lautet hier vielfach die Devise. "Neben der effizienten Nutzung des zur Verfügung stehenden Raumes kommt auch der Wärmeentwicklung beziehungsweise Kühlung große Bedeutung zu. In unsere Ultrabooks und die Thin-and Light-Modelle sind viel Kreativität und Entwicklungsarbeit eingeflossen, um die perfekte Lösung zu finden. So werden zum Beispiel bei unseren aktuellen Ultrabook-Modellen die Tastaturzwischenräume dazu genutzt, Luft für die Kühlung zuzuführen", beschreibt Acer-Manager Thom einen der Tricks.
Komponenten, die vor allem in mobilen Geräten immer näher zusammenrücken müssen, bergen zahlreiche Gefahrenquellen. Und jede einzelne sollte ausgeschaltet werden, bevor ein Produkt zur Marktreife kommt. Gleichzeitig gilt es, negativen äußeren Einflussfaktoren durch die Benutzung weitestgehend vorzubeugen. "Bei der Zusammenstellung der technischen Komponenten geht es um Themen wie optimale Thermik - insbesondere bei flachen Formfaktoren -, um die perfekte Anordnung von Schnittstellen, Abschirmung von Antennen sowie um Zuverlässigkeit bei Sturz oder mechanischen Einwirkungen", zählt Toshiba-Manager Willigens auf.
Ist ein Produkt im Endstadium der Produktion, lassen die Hersteller sowohl interne als auch externe Tests durchführen. Hier nehmen sie Kunden und Vertriebspartner in die Pflicht. "Jedes Smartphone und auch Zubehör unterliegen sehr strengen eigenen Tests, die schonungslos und aufwendig sind. Nur wenn diese bestanden sind, wird das Produkt im Anschluss beim Netzbetreiber, der es ausliefert, getestet. Aber auch bei Microsoft und Google werden unsere Smartphones noch überprüft", beschreibt HTC-Manager Lönne das Vorgehen. Dass dann ein Produkt kurz vor der Markteinführung zurückgenommen wird, muss aber nicht unbedingt an schlechten Produkttestergebnissen liegen, weiß Lenovo-Manager Fauser: "Dass sich der Markteintritt eines Produktes erheblich nach hinten verschiebt, kommt immer wieder vor. Zumeist liegt es daran, dass Produkte in der Entwicklung weit vorangeschritten sind, man dann aber feststellen muss, dass im Markt noch kein ausreichender Bedarf besteht. So kann es auch sein, dass ein Produkt gar nicht gelauncht wird." (bw)