Alternative zum Verkauf über eigene Mitarbeiter

Vertriebsstrategie – über Mittler oder doch lieber direkt verkaufen?

Christian Herlan arbeitet als Unternehmens- und Managementberater für die international agierende Unternehmensberatung Dr. Kraus & Partner, Bruchsal, die auch Agile Coaches ausbildet. Er ist auf die Themenfelder Change- und Projektmanagement beziehungsweise Vertriebsmanagement und -entwicklung spezialisiert.

Vor- und Nachteile des (in-) direkten Vertriebs

Sowohl der direkte, als auch der indirekte Vertrieb haben Vor- und Nachteile. So bindet der Aufbau eines direkten Vertriebs mit eigenen Mitarbeitern zum Beispiel viel Kapital. Auch der mit ihm verbundene administrative und logistische Aufwand ist hoch. Zugleich ist aber beim direkten Vertrieb die Gewinnspanne oft höher als beim indirekten Vertrieb, da Mittlerprovisonen entfallen.

Sollen wir unsere Produkte über einen Mittler verkaufen oder über den direkten Absatzweg? Beide Wege haben eigene Vor- und Nachteile.
Sollen wir unsere Produkte über einen Mittler verkaufen oder über den direkten Absatzweg? Beide Wege haben eigene Vor- und Nachteile.
Foto: Africa Studio - shutterstock.com

Entscheidender für die Entscheidung vieler Unternehmen "Wir setzen (in gewissen Marktsegmenten) auf den direkten Vertrieb" sind jedoch in der Regel folgende zwei Faktoren:

  • Beim Direktvertrieb sind die Vertriebsmitarbeiter Beschäftigte des eigenen Unternehmens. Deshalb kann es recht einfach beeinflussen, wie die Verkäufer den Kontakt mit den Zielkunden gestalten und wie aktiv diese gewisse Produkte "promoten". Beim indirekten Vertrieb hingegen ist das Unternehmen diesbezüglich mehr oder minder stark vom Goodwill der Mittler abhängig. Und:

  • Beim indirekten Vertrieb haben letztlich stets die Mittler den persönlichen Kontakt zu den Kunden. Es sind und bleiben ihre Kunden. Und der Erfolg des Herstellers hängt weitgehend davon ab, wie stark und aktiv die Mittler seine Produkte puschen.

In der Praxis vertrieben denn auch viele Unternehmen ihre Produkte sowohl direkt, als auch indirekt. Oder anders formuliert: Sie differenzieren in ihrem Vertriebskonzept zum Beispiel nach Produkt- und Kundengruppen. Das heißt: Während sie zum Beispiel die privaten Endkunden, bei denen das Handling in Relation zum Auftragsvolumen sehr zeit- und personalintensiv ist, vom Fach- oder Einzelhandel bedienen lassen, betreuen sie die Firmenkunden mit eigenen Vertriebsmitarbeitern.

Oder: Während sie zum Beispiel die Handwerker, deren Bestellvolumen in der Regel eher niedrig ist, weitgehend vom Großhandel beliefern lassen, betreuen sie die sogenannten Objekteure, die große Gebäudekomplexe und Industrieanlagen planen, mit eigenen "Key-Accountern". Zuweilen differiert die Vertriebsform auch von Vertriebsregion zu Vertriebsregion - abhängig von der Struktur des jeweiligen Marktes und den Kaufgewohnheiten der Kunden. So ist es zum Beispiel durchaus üblich, dass ein Unternehmen sein Produkte in Deutschland weitgehend über Mittler vertreibt, während es in den USA auf den Direktvertrieb setzt.

Zur Startseite