DSAG-Jahreskongress

SAP-Kunden halten wenig von Cloud-ERP und HANA

Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

SAP will Anwendern Zeit geben

SAP-Vorstand Bernd Leukert äußerte Verständnis für die Nöte der Anwender. Es brauche Zeit, Infrastrukturen umzubauen und neue Skills der Mitarbeiter zu entwickeln. Er sehe jedoch durchaus Kunden, die sich auf den Weg machten. Den Anteil der Anwender, die sich mit der Business Suite on HANA beschäftigten, interpretierte der SAP-Manager als "gutes Momentum".

Um seinen Kunden Luft zu verschaffen, hat der Softwarekonzern die Zeitspanne für die Standardwartung der Business Suite um fünf Jahre bis 2025 verlängert. Außerdem versprach SAP Neukunden bis dahin auch Preisstabilität beim Wartungssatz von 22 Prozent für den Enterprise Support (ES). Bestandskunden könnten zudem bis 2020 mit stabilen Supportgebühren im ES rechnen. Bis dahin werde es keine inflationsbedingten Anpassungen geben.

Vereinfachung durch HANA und s-Apps

Allerdings ließ Leukert auch keinen Zweifel daran, dass auf die Anwender im Zuge der digitalen Transformation Herausforderungen zukämen, denen sie sich stellen müssten. Viele Prozesse würden in Zukunft in Echtzeit ablaufen. Daher bräuchten die Unternehmen auch einen Echtzeitblick auf ihre gesamte Wertschöpfungskette. Den Anwendern verspricht der SAP-Vorstand Antworten auf diese Herausforderung.

Grundlage dafür bildet wie nicht anders zu erwarten die HANA-Plattform. Diese sei Leukert zufolge ein Hebel dafür die IT-Landschaften zu vereinfachen. Als einheitliche Datenplattform für transaktionale (OLTP) und analytische (OLAP) Systeme sei HANA der "Vereinfacher" schlechthin. Produkte der Konkurrenz würden Daten nach wie vor redundant ablegen. Der SAP-Vorstand betonte darüber hinaus die Offenheit der HANA-Plattform. Jeder Softwarehersteller sei eingeladen, Anwendungen auf HANA zu bauen.

Auch die neue Applikationsgeneration, die sogenannten s-Apps - das kleine s steht für simple -, soll die von vielen Anwendern beklagte Komplexität der Anwendungslandschaften reduzieren. Leukert kündigte an, das gesamte Anwendungs-Portfolio der SAP umzubauen und zu vereinfachen. Mit "Simple Finance" hatte der Konzern bereits eine erste Lösung in diesem Jahr vorgestellt, weitere Module sollen folgen. Funktionale Reihenfolge und Zeitplan stehen jedoch noch nicht fest. Diese s-Apps sollen zunächst in der Cloud angeboten werden, aber auch den On-Premise-Kunden zur Verfügung stehen. "Cloud first, aber nicht Cloud only", so Leukerts Credo. Bestehende Investitionen sollen nach den Worten des SAP-Managers so gut wie möglich geschützt werden. Auch der Umstieg und die Integration funktionierten einfach, da die neue Anwendungsgeneration auf dem bestehenden Datenmodell basiere, versicherte der Vorstand.

Doch die SAP-Anwender bleiben skeptisch. "Einfach ist nicht einfach", stellte Lenck klar. Die Komplexität in den Geschäftsabläufen werde sich nicht auflösen. Wirkliche Vereinfachung für die Anwenderunternehmen würde bedeuten, den komplexen Bedarf ohne komplizierte Abbildung zu erfüllen. Dafür müsse sich SAP jedoch auch wieder stärker um die klassischen On-Premise-Landschaften der Kunden kümmern. Hier gehe es darum, redundante Datenstrukturen abzubauen, Systeme zu konsolidieren, Abhängigkeiten zwischen Release-Ständen zu reduzieren und für eine bessere User Experience zu sorgen. Erst wenn dies gewährleistet sei und bestehende Investitionen geschützt seien, könnten Anwender über neue Produkte nachdenken. Es sollte aber auch Innovationen in On-Premise-Lösungen geben, die sich nicht um die s-Apps und Hana drehen, forderte Lenck. "Es kann nicht sein, dass wir für die Wartung, die wir bezahlen, keine Weiterentwicklung der On-Premise-Systeme bekommen - auch außerhalb von HANA."

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